09.06.2014 10:00 Uhr

Datensalat: Ligen und Klubs bei der WM

In welche Ligen waren die Teilnehmer an der Weltmeisterschaft 2014 zuletzt im Einsatz? Welche Klubs sind in Brasilien am stärksten vertreten? Was hat sich im Vergleich zu 2010 verändert? Wie sieht es mit der Altersstruktur des Teilnehmerfelds aus? Weltfussball lädt zum Datenvergleich.

England reist vielleicht so kleinlaut und bescheiden wie vielleicht noch nie zu einer Endrunde an. Trotzdem kann das Mutterland des Fußball bereits vor Anpfiff der Weltmeisterschaft 2014 einen Titel für sich reklamieren. Das englische Ligasystem wird in Brasilien das am stärksten vertretene sein.

120 der insgesamt 736 WM-Kaderspieler standen in der abgelaufenen Saison in England unter Vertrag (drei davon bei den zwei walisischen Klubs in der Premier League Swansea und Cardiff). Dahinter folgen die italienische Serie A (83), die deutsche Bundesliga (77) und die spanische Primera División (63) mit einem gehörigen Respektabstand.

Am innereuropäischen Kräfteverhältnis hat sich im Vergleich zu 2010 (Südafrika) an der Spitze kaum etwas verändert. Bereits damals führte die englische Eliteliga ähnlich dominant (118) vor Deutschland (84), Italien (79) und Spanien (64).

Bemerkenswert ist freilich die starke Präsenz der Serie A in Brasilien, zumal die italienischen Klubs in den letzten Jahren den Anschluss an die europäische Spitze etwas verloren haben. Portugal etwa hat während der abgelaufenen Saison in der UEFA-Fünfjahreswertung für 2015/16 Italien vom vierten Rang verdrängt. Die Primeira Liga stellt mit 23 Spielern, das entspricht einem kompletten WM-Kader, jedoch nur das neuntgrößte Kontingent in Brasilien und liegt damit sogar hinter der türkischen SüperLig.

Als einzige Liga innerhalb der Top Ten ist die Türkei nicht durch die eigene Nationalmannschaft, sondern ausschließlich durch Legionäre vertreten. Insgesamt stellt die SüperLig 26 Akteure und damit mehr als einen Mannschaftskader. In der Wertung der "abwesenden Nationen" folgt die Ukraine abgeschlagen mit acht Legionären aus der Premyer Liga.

Die österreichische Bundesliga ist durch Anel Hadžić (Sturm Graz, BIH) und James Holland (Austria Wien, AUS) vertreten und konnte sich im Vergleich zu 2010 verdoppeln. Damals war mit Rabiu Afolabi (RB Salzburg, NIG) nur ein Legionär bei der Endrunde mit dabei.

Vom Unterhaus zur WM

13 der 120 im englischen Ligasystem engagierten Spieler kommen aus der zweiten Leistungsstufe. Damit führt die Championship auch in der Wertung der unterklassigen Ligen klar vor der 2. Deutschen Bundesliga (5), den zweithöchsten Ligen Spaniens, Frankreichs und der Türkei (je 2), sowie der italienischen Serie B und der portugiesischen Segunda Liga (je 1). Sogar drei Drittliga-Kicker schafften den Sprung nach Brasilien: Die Australier Massimo Luongo (Swindon Town, ENG) und Bailey Wright (Preston North End, ENG) sowie der Honduraner Arnold Peralta (Rangers, SCO).

Daheimbleiber oder Exportschlager?

Russlands Teamchef Fabio Capello ist der einzige Trainer, der ausschließlich auf Kräfte aus dem eigenen Ligasystem vertraut. Der von Real Madrid an den Sevilla FC verliehene  Denis Cheryshev fiel bei der letzten Kaderreduktion auf 23 Mann aus dem Kontingent.

Heimische Kost gibt es vorwiegend auch bei England (22) und Italien (20). In Kombination mit dem allgemeinen Großaufgebot ihrer Ligen wird das Bild vom fußballerischen Import-Land abgerundet. Am anderen Ende des Spektrums finden sich ebenfalls wenig überraschend afrikanische, südamerikanische sowie kleinere europäische Länder, deren talentierteste Kicker in die Spitzenligen drängen.

Bayern und Manchester United "Klubweltmeister"

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Franzosen Franck Ribery stellen Bayern München und Manchester United mit 14 WM-Teilnehmern ex aequo das größte Aufgebot in Brasilien. Der Führende der letzten WM-Endrunde, der FC Barcelona, ist "nur" noch Dritter.

Sieben Klubs stellen mehr als elf Spieler. Insgesamt besteht das Spitzenfeld fast durch die Bank aus Champions-League-Teilnehmern. Einzig der Liverpool FC war in der abgelaufenen Saison nicht europäisch vertreten. Innerhalb der Top-20 trifft dies sonst nur auf Dinamo Moskva und dem Southampton FC zu.

Zum Vergleich: Bei der WM 2010 waren Inter, Panathinaikos, Wolfsburg sowie gleichauf  Ajax und Tottenham noch unter den besten Zehn. 2014 sind hingegen Juventus, Napoli, Manchester City sowie Paris Saint-Germain neu dabei. Die Änderungen legen die in den vergangenen Jahren erfolgte Wachablöse in Italien, die Krise in Griechenland und die massiven Geldflüsse dank neuer Investoren bei den Citizens und PSG sehr augenscheinlich dar.

Zur WM im besten Fußballeralter

Fußballfans auch weiter jenseits der 30 können aufatmen und eine mittelalterliche Sinnkrise verschieben. Denn sogar mit einem Vierer vorne gelingt der Sprung zur WM, wie Faryd Mondragón beweist. Der 43-jährige Kolumbianer war als Keeper bereits bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich mit dabei. Er führt das 18-Mann starke Aufgebot der Herren über 35 an.

Das Durchschnittsalter bei der diesjährigen WM beträgt 26,88 Jahre. Die Gruppe "im besten Fußballer-Alter" zwischen 27 und 30 ist zahlenmäßig am stärksten vertreten. Für viele von ihnen wird es wohl die letzte Weltmeisterschaft sein. 24 Spieler sind zum Zeitpunkt der WM noch nicht 21 Jahre alt. WM-Nesthäkchen ist der Kameruner Fabrice Olinga. Der Stürmer von Zulte-Waregem (BEL) hat erst im Mai seinen 18. Geburtstag gefeiert.

Stand der Kaderdaten: 11. Juni, 12:00 Uhr (Update: Nachnominierung Dave Myrie,CRC)

ACHTUNG: Betrifft Vereins-Kaderdaten bis 30. Juni 2014, Spieler wurden ihrem letzten Klub zugeordnet

Mehr dazu:
>> Alle Mannschaftskader der WM-Teilnehmer 2014
>> Alle Spiele der Weltmeisterschaft 2014 in Braslien im weltfussball-Liveticker

Sebastian Kelterer

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