19.03.2014 10:16 Uhr

ÖFB-Schiedsrichter auf Liste der Wettmafia

Ante Šapina hatte auch einen österreichischen Schiedsrichter unter seinen
Ante Šapina hatte auch einen österreichischen Schiedsrichter unter seinen "Klienten"

"Der gekaufte Fußball", so lautet der Titel des Buchs von Benjamin Best, welches er am Dienstagabend in Wien präsentierte. Zusätzlich sorgte er dabei für einen Paukenschlag: Ein ÖFB-Schiedsrichter stand auf der Liste der Wettmafia.

Best war einer Einladung der VdF (Vereinigung der Fußballer) gefolgt, die einen Fußball-Gipfel zum Thema Wettbetrug veranstaltete. Neben Buchautor Best waren dabei u.a. auch der ehemalige UEFA-Chefermittler Rudolf Stinner, Norbert Wess vom Senat 1 der österreichischen Bundesliga, Jürgen Irsigler als Geschäftsführer von Admiral Sportwetten sowie Sport-Anwalt Wolfgang Rebernig unter den Gästen einer Podiumsdiskussion.

Doch während sich viele Gesprächsteilnehmer in Floskeln verloren, war es Benjamin Best der für Konkretes sorgte. Detailliert listete er anhand von vier Beispielen die Geschehnisse des Wettbetrugs in Österreich auf und ließ dabei eine "Bombe" platzen: Auch ein österreichischer Schiedsrichter stand auf der Liste der Wettmafia.

Das Netz von Ante Šapina reichte auch bis nach Österreich

Der kroatische "Zockerkönig" Ante Šapina, der als zentrale Figur bei mehrfachem Wettbetrug Bekanntheit erlangt hatte, manipulierte vom Berliner Café King aus zahlreiche  Fußballspiele in ganz Europa. Darunter auch in Österreich, so viel ist seit der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Bochum bekannt.

Neu ist jedoch, dass auch ein heimischer Schiedsrichter an diesen Machenschaften beteiligt gewesen sein soll. "Ante Šapina und Marijo Cvrtak haben bei einem Telefonat über einen österreichischen Schiedsrichter gesprochen", verkündete Best, der aufgrund seiner Recherchen eine mehr als nur glaubhafte Quelle ist.

Kein einziges Mal am ganzen Abend wurde eine einzige Nachfrage dazu gestellt. Nach Ende der Podiumsdiskussion hörte sich weltfussball.at deshalb bei Dr. Norbert Wess vom Senat 1 der Bundesliga um.

Bundesliga-Funktionär "hörte es zum ersten Mal"

"Herr Wess haben sie davon schon mal zuvor gehört?", lautete die Frage. Die Antwort des Funktionärs: "Ich hörte das heute zum ersten Mal." Laut seinen Angaben war die Bundesliga sehr lange damit beschäftigt, die Unterlagen des Gerichtsverfahrens zu sichten und abzuarbeiten.

Deshalb die Nachfrage von weltfussball.at: "Herr Best hat heute konkret einen österreichischen Schiedsrichter erwähnt. Wird die Bundesliga hier tätig werden?" Die Antwort von Wess: "Die Liga wird sicher etwas unternehmen, es waren heute auch noch andere Leute von der Bundesliga hier."

"Wer konkret wird etwas unternehmen, Herr Wess?" Die Antwort: "Das müsste die Abteilung von Herrn Ebenbauer sein." Zur Erklärung: Christian Ebenbauer ist Vorstand Recht & Spielbetrieb der Bundesliga.

Bundesliga-Vorstand: "Kein Schiedsrichter in Spielmanipulation verwickelt"

Am Mittwochnachmittag nahm Bundesliga-Vorstand Ebenbauer gegenüber weltfussball dazu so Stellung: "Ich bin verwundert, dass Herr Best solche Aussagen macht. Kein Teil der Akten, die uns aus Bochum erst nach mehreren Ansuchen zur Verfügung gestellt wurden, zeigt, dass ein österreichischer Schiedsrichter in Spielmanipulationen verwickelt ist."

"Österreich hat am Anfang im Jahr 2009 keine Akteneinsicht bekommen, dies geschah erst ein Jahr später. Danach haben wir alles mit Österreich-Bezug mühsam untersucht und geprüft was verbandsstrafrechtlich relevant ist."

Unter dem Strich kam es im August 2013 zu einem einzigen Verfahren: Vom Burgenländischen Fußballverband gegen den ehemaligen Bundesliga-Profi Mario Majstorovic. Damit wurde auch auf die Ergebnisse der dreijährigen Ermittlungstätigkeit des Bundeskriminalamts (BKA) in dieser Causa reagiert.
>> ÖFB-Verfahren gegen zwei Kicker wegen Manipulation

Comeback von Mario Majstorovic - auch als Torschütze

Der einst beim GAK, der Wiener Austria und dem Kapfenberger SV in der höchsten Spielklasse tätige Defensivspieler (wurde von Best ebenfalls namentlich erwähnt), feierte am Wochende indes nach abgelaufener Sperre sein Comeback.

Majstorovic, der inzwischen beim SV Draßmarkt im Burgenland engagiert ist, hat seine Sperre bereits abgesessen. Beim 3:0-Sieg in der II. Liga Mitte gegen ASKÖ Kobersdorf sah der Mannschaftskapitän in der 31. Minute zunächst wegen eines Foulspiels die Gelbe Karte und war dann in der 44. Minute sogar der Torschütze des Führungstreffers für Draßmarkt.

Sein Anwalt Rebernig bezeichnete Majstorovic am Dienstagabend indes als "Musterprofi". Was unwidersprochen im Raum stehen blieb. Majstorovic war 2009 als Spieler von Kapfenberg in der obersten Spielklasse in eine geplante Manipulation verwickelt. Der mittlerweile 37-Jährige war teilgeständig und darf nun wieder in Österreich Fußball spielen.

Nach weltfussball-Informationen muss sich Majstorovic aber wegen einer falschen Zeugenaussage noch juristisch verantworten. Es droht eine Nachspielzeit abseits des Platzes.

>> Taboga packt aus: Weltweites Wettmafianetz

Christian Tragschitz

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