07.02.2014 09:11 Uhr

Anti-Gewalt-Training für Rapid-Fans

Rapid-Präsident Michael Krammer steht unter Zugzwang
Rapid-Präsident Michael Krammer steht unter Zugzwang

"Gemeinsam kämpfen und siegen": Neo-Rapid-Präsident Michael Krammer gab am Donnerstagabend bei der Pressekonferenz des österreichischen Rekordmeisters das Motto für die Frühjahrssaison aus. Obwohl er damit die Mannschaft vor dem mit Spannung erwarteten Derby gegen die Austria am Sonntag (ab 16.30 Uhr im weltfussball-Liveticker) in die Pflicht nahm, rückte die Parole "gemeinsam kämpfen" in Wien-Hütteldorf aber bereits zuvor negativ in den Blickpunkt.

Die Festnahme von sechs Rapid-Fans (gegen fünf wurde die U-Haft verhängt, ein weiterer wurde hingegen inzwischen wieder freigelassen) im Zusammenhang mit gewalttätigen Ausschreitungen im und vor dem Hanappi-Stadion am 7. September 2013 beim Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg wird zudem für den neuen Vereins-Boss zur Bewährungsprobe.

Unter Vorgänger Rudolf Edlinger gelang es nicht die gravierende Problematik in den Griff zu bekommen: Eine Minderheit drängt mit Gewalt und Aggression die Mehrheit jener Rapid-Anhänger in den Hintergrund, die durch ganz andere weit positivere Aktionen ("Wiener helfen Wienern" mit einer Spendenaktion für die Gruft oder grüne Nasen der CliniClowns für schwerkranke Kinder) auffallen.

"Wir lehnen jegliche Form von Gewalt ab"

"Wir lehnen jegliche Form von Gewalt ab", sprach Krammer deshalb Klartext. "Egal ob bei, während oder im Rahmen eines Fußballspiels des SK Rapid", so der neue Präsident.

In den Gesichtern vieler Anwesender konnte man "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube" ablesen. Zu oft schon wurden solche Parolen im Hanappi-Stadion in den vergangegen Jahren ausgegeben, ohne sich jedoch ernsthaft mit dem Fan-Problem auseinanderzusetzen.

Die Geister, die Rapid rief, wurden zu einem Krebsgeschwür. National Platzsturm und Abbruch beim Derby, international Randale in Saloniki samt der Konsequenzen eines Europacup-Geisterspiels: Um nur die "Höhepunkte" eines viel zu langen Negativkreislaufs zu nennen.

Kann Anti-Gewalt-Training helfen?

Nun rückte durch den Polizei-Einsatz und die Festnahmen einiger dieser Fanatiker ausgerechnet in der Derby-Woche einmal mehr der Fußball in den Hintergrund. "Wir werden unsere Lehren daraus ziehen", antwortete Rapid-Chef Krammer zunächst sehr zurückhaltend und wollte die "Erkenntnisse" der Ermittlungen abwarten.

Auf Nachfrage von weltfussball holte der ehemalige Bundesheer-Offizier dann aber doch weiter aus. "Wir werden konkrete Schritte sitzen: Gespräche mit der führenden Fanszene und Sponsoren sollen gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Und wir haben in Gesprächen mit der aktiven Fan-Szene klargemacht, was man tun und was man nicht tun soll, um dem Verein zu helfen", so Krammer.

Sogar Anti-Gewalt-Training und ein Ethikrat um einen Ehrenkodex für Rapid-Fans zu schaffen ist angedacht: Der Verein will nichts unversucht lassen. "Die Leute sollen ihre aktive Fankultur ausleben, aber es ist klar wo die Grenzen liegen", so Krammer gegenüber weltfussball.

>> Fünf Rapid-Anhänger in U-Haft genommen

Christian Tragschitz

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