18.11.2013 15:03 Uhr

Schmerzen bereiten - Klarer ÖFB-Matchplan

Schneller Ballgewinn Marke Österreich
Schneller Ballgewinn Marke Österreich

Dem Gegner "Schmerzen bereiten". Der Matchplan von Marcel Koller hat eine klare Strategie. Diese kommt auch in den Nachwuchs-Nationalteams des ÖFB verstärkt zur Anwendung. Weltfussball.at hat beim österreichischen Teamchef nachgefragt.

"Es gibt eine regelmäßige Besprechung mit den Betreuern der Nachwuchs-Mannschaften. Natürlich geht es dabei um unsere gemeinsamen Vorstellungen. Wir wollen früher angreifen und offensiver verteidigen", lautete die Antwort des Schweizers, der von der Umsetzung der Talente begeistert ist: "Es macht Spaß, wenn man ihnen zuschaut."

Das U21-Team machte am Montagabend in der EM-Qualifikation einen großen Schritt Richtung Rang zwei und einem Platz im Playoff, die U19-Auswahl erreichte souverän die Eliterunde und die U17-Mannschaft schaffte die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Im Jugendbereich des ÖFB stimmt der Erfolg und bei der Spielanlage sind durchaus Gemeinsamkeiten zu sehen.

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Hat Österreich eine Spielphilosophie?

Gegenpressing, nach Ballverlust so schnell wie möglich bei der Rückeroberung und spürbare Leidenschaft, damit der Funke auch auf das Publikum überspringt. So wie Österreich in der WM-Qualifikation unter Koller aufgetreten ist, geht durchaus als Vorbild für den Nachwuchs durch.

"Natürlich spreche ich mit meinen Kollegen beim ÖFB über den taktischen Bereich", bestätigte der Teamchef gegenüber weltfussball.at die "Durchgängigkeit" in der Spielphilosophie. Schon bei seinem Amtsantritt versammelte er die Trainer der Nachwuchs-Mannschaften um sich, seither gibt es regelmäßigen Kontakt.

Dem Gegner "Schmerzen bereiten". Marcel Koller geht nicht sehr gerne allzu genau ins Detail. Aber die Schlagwörter "Leidenschaft, Spielwitz, Selbstvertrauen und Ruhe am Ball" gab der Teamchef bei der Pressekonferenz am Montag im Ernst Happel-Stadion doch vor.

Dem Gegner keine Luft zum Atmen lassen

Es gibt klare Zonen in denen der Gegner früh attackiert und unter Druck gesetzt wird, um schnell und in unmittelbarer Tornähe zum Ball zu kommen. Vor allem im Heimspiel gegen Deutschland kam Österreich so zu zahlreichen Großchancen und scheiterte nur an der fehlenden "Killermentalität" im Abschluss.

Dieses Pressing soll auch im Jugendbereich eine klare Handschrift der österreichischen Teams werden. "Wir haben aggressiv und giftig gespielt und dem Gegner keine Luft zum Atmen gelassen. Die Mannschaft hat ein überragendes Gegenpressing gespielt", meinte etwa U19-Coach Andreas Heraf in seiner Matchanalyse nach dem 6:0-Kantersieg gegen Finnland.

ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner sieht auch in dieser Richtung durch die Vertragsverlängerung mit Marcel Koller beste Zukunftsaussichten. "Das Projekt ist ja noch nicht fertig, wie auch der Teamchef selbst betont hat. Er ist sehr gut strukturiert, arbeitet sehr viel im Detail und überlässt nichts dem Zufall."

Der Teamchef als Profi auf der Amateurbühne

Nach der Ära seines Vorgängers Didi Constantini, der nicht nur durch seine "laissez-faire"-Methoden und manch hinterfragenswerte Aussagen ("Taktik im Fußball wird überbewertet") aufgefallen war, scheint der ÖFB zumindest auf dem Betreuersektor im professionellen Fußball angekommen zu sein.

Ab und zu wird aber auch Marcel Koller immer wieder daran erinnert, dass die Amateurbühne des Umfelds in Österreich ganz weit entfernt von seinen gewohnten Arbeitsmethoden ist. Als ein Journalist bei der Pressekonferenz drei Mal den Klingelton bei Anrufen auf seinem Handy nicht unter Kontrolle bekam, nahm es Koller zunächst noch mit Humor. Später konnte sich aber auch der Teamchef Bemerkungen wie "Geldstrafe" und "es soll sogar Leute geben, die wisssen wie man ein Handy auf lautlos schaltet" nicht verkneifen.

Marcel Koller hat sich mit Österreichs Fußball und seinen Rahmenbedingungen arrangiert, aber er ist dennoch ein Schweizer geblieben, der profesionelles Arbeiten aus der deutschen Bundesliga gewohnt ist. Genau diese Tatsache lässt den ÖFB auf bessere Zeiten hoffen. 

Christian Tragschitz

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