13.11.2013 16:06 Uhr

Kapfenberg-Boss über "Fall Taboga" entsetzt

Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs ist entsetzt
Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs ist entsetzt

Der mutmaßliche Erpressungsskandal um Dominique Taboga und Ex-Teamspieler Sanel Kuljić hat wieder einmal die Ohnmacht der Vereine im Kampf gegen Spielmanipulationen unterstrichen. "Wir sind immer die Dummen", erklärte Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs. Bei seinem Verein hatten Kuljić und Taboga im Frühjahr 2012 zusammen gespielt. Fuchs zeigte sich von seinen Ex-Spielern "maßlos enttäuscht".

Taboga war insgesamt fünf Jahre in Kapfenberg tätig, Kuljić wechselte im Jänner 2012 zum damaligen Bundesligisten. "Wir waren im Abstiegskampf. Es war so etwas wie ein letzter Strohhalm. Kuljić hat immer einen guten Ruf als Torjäger gehabt", begründete Fuchs die Verpflichtung. 20 Länderspiele hat Kuljic für Österreich absolviert, 2006 war er bei Ried Bundesliga-Schützenkönig.

Umso unverständlicher sind für Fuchs die Machenschaften, die dem Ex-Angreifer nachgesagt werden. "Für den Fußball ist das eine Katastrophe. Kuljić war Teamspieler und hat gute Erfolge vorzuweisen", erinnerte der KSV-Präsident. Sein eigener Klub sei einmal mehr unverschuldet zum Handkuss gekommen. Kuljić beendete seine Karriere nach einem Kreuzbandriss in Kapfenberg im November 2012. Fuchs: "Er war aber nur einen Bruchteil seiner Karriere bei uns."

Kapfenberg war schon bei Bodul und Majstorovic betroffen

Die Kapfenberger waren wegen Spielmanipulationen allerdings bereits mehrfach negativ in den Schlagzeilen. 2004 hatte Fuchs erstmals die Polizei eingeschaltet, als sein damaliger Spieler Dragan Bodul bedroht worden war. 2011 gab es Droh-SMS gegen mehrere KSV-Spieler. Dazu kommt die Causa um den früheren Kapfenberg-Verteidiger Mario Majstorovic, der sich der Spielmanipulationen schuldig bekannt hat und erst in der Vorwoche für sechs Monate gesperrt wurde.

"Für einen Klub ist so etwas schlimm genug", meinte Fuchs. "Es ist Betrug, was die Herrschaften machen." Dabei handle es sich um gut bezahlte Dienstnehmer. "Es müssen sehr hohe Summen im Spiel sein, sonst macht man so etwas nicht", sagte der Kapfenberg-Präsident. Schützen könne man sich als Verein nur sehr schwer. Fuchs: "Man kann nur noch genauer schauen, woher ein Spieler kommt, was seine Vergangenheit ist. Es ist beschämend."

Kuljić kommt aus Hallein. Der Sohn bosnischer Einwanderer galt als Wandervogel, spielte kaum länger als ein Jahr bei demselben Verein. Seine Karriere stand schon mit 20 Jahren vor dem Aus, nachdem er sich in Salzburg nicht durchgesetzt hatte. Mithilfe eines Sportjournalisten, der ihn beim unterklassigen PSV Salzburg unterbrachte, schaffte es Kuljić dann sogar bis ins Nationalteam. Dem Glücksspiel galt er allerdings nie als abgeneigt.

Ist Taboga wirklich ein Opfer?

Noch enttäuschter zeigte sich Fuchs von Dominique Taboga, dessen Opferrolle noch ungeklärt ist. Der Verteidiger, von seinem aktuellen Club SV Grödig bis auf Weiteres freigestellt, ist unter anderem Spielervertreter in der Fußballer-Gewerkschaft (VdF). "Wir müssen noch mehr aufklären, wie man in so etwas hineinrutschten kann", meinte Fuchs. Taboga solle sich nach Abschluss seines Falls für Schulungen zur Verfügung stellen. Fuchs: "Das ist das Mindeste, was ich erwarte."

Die Karriere hätte sich Taboga ohnehin selbst zerstört. Am Sonntag beging der 30-Jährige sein zumindest für einige Zeit letztes Foul in der Bundesliga. Nach seiner Attacke gegen Rapid-Jungstar Louis Schaub gab es in der 85. Minute Elfmeter, anstelle eines Grödiger 2:1-Heimsieges gegen den Rekordmeister nur ein 2:2. Auch diese Aktion erscheint durch die Entwicklungen der vergangenen Tage in einem neuen Licht.

>> Taboga relativiert - Kuljić nicht geständig

apa

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