13.11.2013 12:13 Uhr

Wettanbieter-Boss: Taboga Spitze des Eisbergs

"Es ist davon auszugehen, dass es in Europa und weltweit zahlreiche Manipulationen gibt", sagt tipp3-Boss Philipp Newald.

Der völlig außer Kontrolle geratene Wettmarkt in Asien ist für den tipp3-Vorstandsvorsitzenden Philip Newald nach wie vor die Wurzel des Übels im Fußball-Geschäft. Auch im aktuellen Fall rund um Ex-Teamkicker Sanel Kuljic und SV-Grödig-Spieler Dominique Taboga sei davon auszugehen, dass die betroffenen Wetten bei Buchmachern im asiatischen Raum abgewickelt worden sind.

"Wenn dort 100.000 Euro auf ein Spiel wie Kapfenberg gegen Grödig gesetzt werden, dann fällt das angesichts der dortigen Umsätze nicht einmal auf. Da ist der Handlungsbedarf besonders groß", meinte Newald im APA-Gespräch. In Österreich sind solche Wetten bei den offiziellen Buchmachern aufgrund von strikten Einsatz- und Gewinnlimits nicht möglich.

"Eine Wette von 100.000 Euro bringt man bei uns gar nicht unter. Denn bei derart atypischen Wetten ohne Logik schrillen sofort die Alarmglocken", berichtete der 41-jährige Wiener, der sich erst unlängst bei einem Besuch in Hongkong live vor Ort ein Bild dieser Szene gemacht hat. Von der viel zitierten "asiatischen Wettmafia" zu sprechen, sei aber nicht korrekt. "Aus dem Bauch heraus" seien die Hauptdrahtzieher für Newald vielmehr im Raum Südosteuropa daheim.

"Wenn ein US-Amerikaner mit einer in Russland gekauften Pistole einen Mord begeht, dann hat ja auch nicht die russische Mafia abgedrückt. Die armen Asiaten kommen da zum Handkuss", sagte Newald, der mit tipp3 seit vielen Jahren Partner der heimischen Bundesliga ist. Nach den Fans und dem gesamten Fußballsport bezeichnete Newald die Buchmacher als die am meisten Geschädigten dieser Skandale. Die Bezeichnung "Wettskandal" sei deshalb nicht zutreffend.

"Ziehen alle an einem Strang"

"Der Buchmacher steht in diesen Fällen wie eine ausgeraubte Bank da. Denn der muss die Gewinne auszahlen. Und bei einem Banküberfall spricht man ja auch nicht von einem Bankenskandal", erklärte Newald. Deshalb sei die Zusammenarbeit im Kampf gegen diese Kriminalität innerhalb der Buchmacher-Konkurrenz riesig. "Wir ziehen bei der Aufklärung alle an einem Strang und arbeiten sehr eng mit dem organisierten Sport zusammen."

Für den Fußballsport seien die Skandale natürlich pures Gift, eine ähnliche Entwicklung wie jene im von Dopingskandalen erschütterten Radsport könnte drohen. "Wenn der Fan das Gefühl hat, dass das da auf dem Rasen eh alles geschoben ist, dann wendet er sich ab. Die Gefahr, dass jedes knappe Abseits, jedes Eigentor oder jeder Elferpfiff in ein schiefes Licht rückt, ist riesig groß", gab Newald zu bedenken.

Auch mögliche Engagements von potenziellen Werbepartnern und Sponsoren im Fußballbereich könnten dadurch platzen. Die Vermutung, dass der "Fall Taboga" nur die Spitze des Eisbergs ist, befindet Newald zwar als "überspitzt". "Aber es ist ein Fall von besonders extremer Ausprägung. Und es ist davon auszugehen, dass es in Europa und weltweit zahlreiche Manipulationen gibt. Und Österreich ist ganz sicher nicht die Insel der Seligen. Die Bedrohung ist massiv und dieser müssen wir uns stellen."

Schnäppchen haben meist einen Haken

"Aufklärung, Hellhörigkeit, Bewusstsein schärfen", forderte Newald. Deshalb läuft derzeit auch die Aktion "Play Fair Code" besonders intensiv. Die Initiative für "Integrität im Sport" ist regelmäßig zu Gast bei Clubs und Spielern, schult und weist auf die Bedrohungen hin. Dass ausgerechnet sogenannte "Wandervögel" wie Kuljic oft ins schiefe Licht geraten, ist für Newald "ohne pauschalisieren zu wollen", kein Zufall.

"Ein Wandervogel ist nie gut. Dass solche Leute günstig zu haben sind, obwohl sie gut kicken können, ist immer auffällig. Solche Schnäppchen und Wunder haben meistens einen Haken", merkte Newald an. Die organisierte Kriminalität schaue sich nämlich sehr genau an, wo die Schwachstellen eines Landes oder einer Liga liegen und wo sie "ihre" Akteure unterbringen und positionieren kann.

>> Erpressung von Taboga - Kuljić verdächtigt

apa

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