11.09.2004 18:30 Uhr

Schalker nach Fehlstart gereizt - Wolfsburg in der Spitze

Wolfsburg (dpa) - Beim mit viel Geld verstärkten FC Schalke 04 liegen nach einem klassischen Fehlstart die Nerven blank. «Wir sind Freiwild und zum Abschuss freigegeben, wenn es nicht läuft», schimpfte Torhüter Frank Rost nach der deprimierenden 0:3-Niederlage beim VfL Wolfsburg.

«Man muss sich immer dummes Gelaber von Journalisten anhören.» Während die Niedersachsen den Vorstoß auf Platz zwei bejubelten, stecken die Gelsenkirchener trotz ihrer Millionen-Investitionen vor dem UEFA-Cup-Start vorerst im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga fest und beklagen des schlechtesten Start seit elf Jahren.

Rosts heftige Reaktion zeigte, wie sehr der Druck der Erwartungen auf den Schalkern lastet. Der Keeper hatte mit einem schweren Patzer den ersten von Marian Hristows zwei Treffern (30./40.) ermöglicht und sah auch bei Diego Klimowicz' (89.) Tor nicht gut aus. Im Premiere- Interview sagte er: «Klar wissen wir, dass wir scheiße waren.» Und einmal wütend, redete er sich später weiter in Rage: «Wenn das meine Schuld ist und wir wegen mir verloren haben, ist mir das wurscht. Fußball ist schließlich ein Mannschaftssport.» In der Tat war Rosts Fehler nicht der einzige im Schalker Spiel. Es mangelte vor allem an einem konstruktiven Aufbau im Mittelfeld, am Spiel über Außen und am Umschalten auf Defensive nach missglückten Angriffen.

Die Fehlerliste war lang, die Jupp Heynckes aufzählen musste. Und nur mit Mühe setzte sich der Trainer mit hochrotem Kopf gegen das Anspruchsdenken der Fans zur Wehr. «Es ist absurd zu glauben, wenn man drei, vier Neue holt, dass man dann ein Meisterteam hat», mahnte der Coach und forderte: «Wir müssen Geduld haben. Das muss erst zusammenwachsen.» Den nach drei Punkten aus vier Spielen weiter wachsenden Druck verspürt er trotzdem: «Es muss sich schleunigst etwas ändern.»

Sichtlich um Mäßigung bemüht war auch Rudi Assauer. «Wir haben uns das auch ein bisschen anders vorgestellt», sagte er im DSF-Interview. «Wir werden jetzt mal in Ruhe darüber reden und dann schauen wir mal, dass wir zu einem vernünftigen Ergebnis kommen.»

Von den hochkarätigen und hoch bezahlten Verstärkungen fehlte der gesperrte Torjäger Ailton, und beim zuletzt verletzten Lincoln reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. Die hochgelobten Verteidiger Marcelo Bordon und Mladen Krstajic wurden den Erwartungen weitestgehend gerecht, aber verursachten offensichtlich ein anderes Problem. «Die andern verlassen sich vielleicht zu sehr auf die beiden», formulierte Heynckes vorsichtig.

Während sich bei den Gästen das Mittelfeld als Schwachstelle erwies, präsentierte es sich beim VfL als Glanzstück. Der mit der olympischen Goldmedaille aus Athen zurückgekehrte Andres D'Alessandro glänzte nach vier Monaten Abwesenheit mit einer Gala und ergänzte sich vor allem mit dem Doppel-Torschützen Hristov. «Er war fantastisch, auch im Zusammenspiel», lobte Trainer Erik Gerets. «Das hat ausgesehen, als ob der Kleine und Marian schon einige Jahre zusammenspielen.» Dabei war es der erste gemeinsame Auftritt.

«Die Mannschaft hat das Potenzial, sich oben festzusetzen», meinte Nationalspieler Thomas Brdaric, wie Hristov einer der Neuen beim VfL. «Der Verein hat Veränderungen vorgenommen, die sich auszahlen.» Das gilt vor allem für die Verteidigung, die mit dem Niederländer Kevin Hofland und dem Argentinier Facundo Quiroga im Vergleich zum Vorjahr sicherer geworden ist. Der von Hannover 96 gekommene Brdaric mahnte jedoch: «Wir dürfen jetzt nicht daran denken, was passieren könnte, wenn wir da oben bleiben.»

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