11.09.2004 18:30 Uhr

Bremer ohne Biss - Gladbach atmet auf

Mönchengladbach (dpa) - Meister und Pokalsieger Werder Bremen behagt die Rolle des Gejagten in der Fußball-Bundesliga nicht.

«Wir sind nicht so giftig und versessen auf den Sieg, wie wir es sein sollten», sagte Werder-Sportdirektor Klaus Allofs nach der 1:3-Pleite bei Borussia Mönchengladbach ernüchtert. Zwei Wochen zuvor hatte Werder mit ähnlich lethargischer Einstellung 1:2 gegen den VfL Wolfsburg verloren. «Das war ein Abklatsch davon», stellte Allofs enttäuscht fest. «wenn wir in dieser Art und Weise spielen, werden wir nicht mehr viele Spiele gewinnen.»

Dies könnte schon bei der Champions-League-Premiere bei Inter Mailand der Fall sein. Doch Trainer Thomas Schaaf hofft dennoch, seinen Mannen bis dahin wieder mehr Einsatzbereitschaft einimpfen zu können: «Wir wollen in Mailand nicht nur ein respektables Ergebnis, sondern gut spielen.» Der Meistercoach attestierte seinen Akteuren zwar auch fehlende Aggressivität, nicht aber fehlenden Erfolgswillen als Folge des Doubles. «Ich bin nicht satt und ich glaube auch nicht, dass die Mannschaft zu satt ist», meinte Schaaf. Dafür hätte auch Allofs kein Verständnis: «Ich hoffe nicht, dass es Zufriedenheit ist. Es wäre schlimm, wenn das nach nur einer Saison so wäre.»

Den Vorwurf, sein personelles Reservoir zu wenig auszunutzen und trotz schwacher Leistungen einiger Spieler wie Torjäger Miroslav Klose zu wenig zu wechseln, ließ er nicht gelten. «Es bringt doch nichts, immer wieder alles durcheinander zu wirbeln und ständig zu variieren», sagte Schaaf. Nicht nur Einzelne, das gesamte Team sei nun gefragt: «Alle müssen einen Tick mehr tun.» Dies sieht sein Sportdirektor Allofs genauso: «Wir sind nicht Meister geworden, weil wir Zauberfußball gespielt haben, sondern weil wir konzentriert waren und als Mannschaft aufgetreten sind.»

Ivan Klasnic glaubt ohnehin, dass es in dieser Saison schwerer sein wird, den Titel zu holen. «Dieses Jahr wird es für jede Mannschaft deutlich schwerer, Meister zu werden. Wir brauchen doch nur die Ergebnisse der ersten vier Spieltage anzuschauen», meinte der Stürmer. Während er noch einer der Engagiertesten war, fiel Werder- Spielmacher Johan Micoud nur durch eine Würgeattacke gegen Bernd Korzynietz (43.) auf, die mit «Gelb» geahndet wurde. Schon vor dem Spiel hatte der Franzose die Personalpolitik seines Vereins attackiert («Wir sind um zwei Jahre zurückgefallen») und den Frieden an der Weser gestört.

Aufatmen konnten dagegen die Borussen, für die der erste Saisonerfolg ein wichtiger Baustein für das Ziel Klassenerhalt war. «Nachdem wir ein Heimspiel im neuen Borussia-Park verloren haben, wurde gleich vom Arena-Fluch gesprochen», sagte Gladbachs Chefcoach Holger Fach und zog eine zufriedene Zwischenbilanz: «Es ist in Ordnung, nach vier Spielen mit fünf Punkten dazustehen.»

Dass für die drei Zähler gegen Bremen ausgerechnet drei Neuzugänge sorgten, ist eine erste Bestätigung der Personalpolitik. So erzielten die beiden Last-Minute-Erwerbungen Marek Heinz (11.) und Vladimir Ivic (90./+1) sowie der Ex-Leverkusener Oliver Neuville (53.) die Tore, Nelson Valdez (69.) erzielte den Bremer Treffer. Besonders beeindruckt war Fach vom dynamischen Neuville: «Er spielte überragend. Wenn er weiter so für Gefahr sorgt, ist das perfekt.» Auch beim Tschechen Heinz, der bei der EM in Portugal das 1:1 gegen Deutschland schoss, glaubt Fach einen guten Griff getan zu haben. «Ich denke, dass wir einen sehr guten Fußballer dazu bekommen haben.»

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