11.09.2004 18:30 Uhr

Nach 2:2 im Revierderby: Trainer-Disput um Madsen

Bochum (dpa) - Vorher der große Wirbel um Sunday Oliseh, nachher ein verbaler Schlagabtausch der Trainer wegen der schweren Verletzung von Peter Madsen - das 2:2 im 51. Revierderby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund hat die Nerven der Beteiligten arg strapaziert.

«Madsen hat wahrscheinlich einen Syndesmoseriss und fällt lange aus. Wenn das ein normaler Zweikampf war, dann sollten wir besser aufhören mit dem Fußball», ereiferte sich VfL-Trainer Peter Neururer über die seiner Meinung nach überharte Attacke von BVB-Profi David Odonkor gegen VfL-Stürmer Madsen in der Schlussphase.

Absicht unterstellte Neururer dem eingewechselten Odonkor nicht, zeigte wegen der Hektik sogar ein gewisses Verständnis «für den Jungen». Gleichwohl wertete er das Foul als «Rot»-würdige Überreaktion: «Er hatte keine Möglichkeit, an den Ball zu kommen.» Odonkor hatte Madsen kurz vor dem Abpfiff an der Seitenlinie - direkt vor der Bochumer Bank - rustikal abgegrätscht, dabei den Ball ins Aus gespielt und den dänischen Stürmer verletzt. Wie Bochums Clubarzt Karl-Heinz Bauer mitteilte, fällt Madsen mindestens sechs Wochen aus. Eine Kernspintomographie kann wegen der starken Schwellung des rechten Fußes frühestens an diesem Montag durchgeführt werden.

Nach lautstarken Protesten des VfL zeigte Schiedsrichter Herbert Fandel dem Dortmunder die Gelbe Karte. «Das war keine Rote Karte, sondern ein normaler Zweikampf», wies BVB-Coach Bert van Marwijk die Kritik an seinem Schützling zurück, womit er sich wiederum den Zorn des Kollegen zuzog. Neururer: «Ich verstehe nicht, wie jemand in seiner Position diese Aktion auch noch verteidigen kann.» Im übrigen blieb auch der BVB vom Verletzungspech nicht verschont: Spielmacher Tomas Rosicky erlitt nach Vereinsangaben einen Einriss der Bauch- und Beckenmuskulatur und fällt bis zu drei Wochen aus.

Auch ohne diesen Disput gab es genügend Diskussionsstoff nach dem leistungsgerechten Unentschieden, mit dem der nach vier Bundesliga-Spieltagen ungeschlagene VfL seine Position als «Nummer eins im Pott» behauptete. Beispiel Sunday Oliseh: Der einst vom BVB an Bochum ausgeliehene Nigerianer, der vor Monaten nach seinem Kopfstoß gegen den damaligen Mitspieler Vahid Hashemian den VfL verlassen musste und wieder in Dortmund landete, wurde mit «Lügner»-Plakaten empfangen und bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Dies vor allem deshalb, weil er sich unter der Woche abfällig über Neururer geäußert und unbewiesene Behauptungen in den Raum gestellt hatte.

«Es war ein sehr schweres Spiel für mich. Ich habe die ganze Nacht vorher gebetet. Jetzt kann ich beruhigt schlafen», meinte Oliseh, der am Ende des brisanten Treffens vor der Osttribüne demonstrativ Beifall klatschte und allen Ernstes meinte: «Ich wollte ich mich bei den Fans für die schöne Zeit beim in Bochum bedanken.» VfL-Vorstand Dieter Meinhold will die ganze Angelegenheit endgültig zu den Akten legen, auch das angekündigte juristische Nachspiel wird es wohl nicht geben: «Ich hoffe, dass das Thema mit diesem Spiel beendet ist.»

Fußball wurde vor 32 220 Fans auch gespielt. Die erste Hälfte ging klar an den VfL, der es aber versäumte, das 1:0 durch Raymond Kalla (16.) auszubauen. So schien die kampfbetonte Partie zu kippen, als Jan Koller (48.) kurz nach dem Wechsel den Ausgleich erzielte, Madsen per Foulelfmeter am BVB-Schlussmann Guillaume Warmuz scheiterte (56.) und Ewerthon sein Team drei Minuten später gar mit 2:1 in Front köpfte. «Wir sind mit unseren eigenen Waffen geschlagen worden und haben beide Gegentore nach Standards bekommen», ärgerte sich Neururer. Dennoch fühlte er sich nach Guy Demels Eigentor (75.) zum 2:2 ebenso als «moralischer Sieger» wie Kollege van Marwijk, der sein erstes Derby genoss: «Ich mag diese richtige Fußball-Atmosphäre.»

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