30.04.2005 18:30 Uhr

Schalke vergibt «Big Point» gegen Leverkusen

Gelsenkirchen (dpa) - Der FC Schalke 04 hat im Kampf um einen Champions-League-Platz eine große Chance vertan und neuen Ärger mit Torjäger Ailton.

«Wir hätten sechs Tore schießen müssen und hätten drei nicht kassieren dürfen», wetterte Chefcoach Ralf Rangnick nach dem unglücklichen 3:3 gegen Bundesliga-Konkurrent Bayer 04 Leverkusen. «Das Ergebnis ist ein Witz, wenn man die Spielanteile und die Chancen betrachtet. Wenn man 3:1 führt, muss man gewinnen.»

Zusätzlich wurde ihm die Laune durch sein «Enfant terrible» Ailton vergällt, der nach einer Erkältung nur auf der Ersatzbank saß. Als ihn Rangnick zusammen mit anderen Mitspielern 20 Minuten vor dem Abpfiff zum Warmmachen losschickte, setzte sich der beleidigte Ailton nur an eine Werbebande. «Er lag da wie im Freibad. Wenn man dies sieht, macht es keinen Sinn», sagte Rangnick pikiert. Ailton selbst machte keinen Hehl daraus, dass er wütend auf den Coach war: «Der Trainer hat wohl gedacht, die anderen sind besser als Ailton. Ich bin ein bisschen sauer.» In der 79. Minute wurden die Jung-Profis Mike Hanke und Michael Delura eingewechselt.

Nicht so tragisch findet Nationalstürmer Gerald Asamoah den Streit: «Man kennt den Toni. Er ist einfach enttäuscht. Am Dienstag ist er wieder beim Training, und dann ist alles vergessen.» Wichtiger sei nun, an die gute Leistung anzuknüpfen und Platz zwei in den verbleibenden drei Spielen zu verteidigen. «Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen, auch wenn wir einen «Big Point» verspielt haben. Jetzt müssen wir alles gewinnen, das ist kein Problem.»

Zumal ein anberaumtes Kurztrainingslager die Schalker Truppe, die zuvor vier von fünf Pflichtspielen verlor, in puncto Kampfgeist und Zusammenhalt gestärkt hat. «Das war die erwünschte Trendwende», stellte Rangnick fest. «Es hat alles gepasst, nur das Endergebnis nicht. Das tut weh», meinte Rudi Assauer, der seinen 61. Geburtstag etwas betrübt feiern musste. Besonders schmerzlich war, dass die Mitkonkurrenten um die Champions League, VfB Stuttgart (0:2 in Gladbach) und Hertha BSC (1:2 in Rostock), verloren. «Wir hätten ein Polster auf Platz drei schaffen können. Es hätte unser Spieltag sein können», jammerte Rangnick.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebten die Leverkusener, die mit dem Remis im Rennen um ein UEFA-Cup-Ticket und seit 1997 ungeschlagen gegen die Schalker bleiben, während und nach der dramatischen Begegnung. «Ich denke, wir können mit dem Punkt gut leben», sagte Bayer-Trainer Klaus Augenthaler erleichtert. «Und wenn man die unberechtigte Rote Karte für Roque Junior bedenkt, ist das Ergebnis noch höher zu bewerten.»

Allerdings gab es für ihn nach dem Abpfiff eine weitere Hiobsbotschaft: Verteidiger Diego Placente erlitt wahrscheinlich einen Riss des hinteren Kreuzbandes im Knie und fällt für längere Zeit aus. Der 28-Jährige flog zur Behandlung in seine Heimat Argentinien, teilte Bayer mit. Damit ist Augenthaler in großer Defensiv-Not, da im Heimspiel gegen Hansa Rostock neben Roque Junior auch noch Bernd Schneider (Gelb-Sperre) fehlen wird.

Nach dem 1:0 für die Gäste durch Paul Freier (23.) schien durch die Tore des überragenden Lincoln (30./38.) und Ebbe Sand die Niederlage schon zur Halbzeit besiegelt. Doch Dimitar Berbatow (56.) und Andrej Woronin (64.) sorgten für den Ausgleich, der nach dem Platzverweis für Roque Junior in den letzten 34 Minuten mit zehn Mann und Glück verteidigt werden musste. Mit dem ertrotzten Remis trug Bayer dazu bei, dass der FC Bayern München zum 19. Mal deutscher Meister wurde. «Wir haben das im Eigeninteresse gemacht, nicht für die Bayern», meinte Augenthaler.

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