02.10.2004 18:30 Uhr

Hannover beruhigt nach 3:1-Sieg in Rostock

Rostock (dpa) - Für Per Mertesacker hängt der Fußball-Himmel momentan voller Geigen. Einen Tag nach seinem 20. Geburtstag wurde der 1,97 m große Abwehr-Recke von Hannover 96 erstmals in die Nationalmannschaft berufen.

Weitere 48 Stunden später sorgte er mit einer tadellosen Leistung maßgeblich für das 3:1 (2:0) bei Hansa Rostock und somit dafür, dass die Position des in die Kritik geratenen Trainer Ewald Lienen zumindest sportlich gestärkt wurde. «Der Sieg war sehr wichtig für uns. Heute haben wir hinten sehr sicher gestanden. Das war der Schlüssel zum Erfolg», resümierte Mertesacker nach dem wohl stärksten Auftritt in seiner erst 20 Partien währenden Bundesliga-Karriere überaus zufrieden.

Das Umfeld des designierten Nationalspielers war ob des ersten Auswärtssieges seit einem halben Jahr, der die «Roten» von Rang 18 in das Mittelfeld beförderte, ebenso erleichtert. «Wir können jetzt durchatmen. Die Diskussion um den Trainer ist damit erst einmal beendet. Die wäre ohne den Sieg sicherlich weiter gegangen», befand Manager Ilja Kaenzig. Torhüter Robert Enke brach sogar eine Lanze für Lienen, der ihn im Sommer an die Leine geholt hatte. «In einer Medienstadt wie Hannover kommt natürlich schnell Unruhe auf. Deswegen wirkt der Sieg ungeheuer beruhigend auf den Trainer, der hier einen unheimlich guten Job macht», betonte der 27 Jahre alte Keeper.

Lienen selbst, der die Diskussion um seine Person vor dem 0:1 im Nachholspiel gegen Arminia Bielefeld in Gang gebracht hatte, wirkte äußerlich gelassen. «Wir haben die Ruhe bewahrt, als Hansa eingangs der zweiten Halbzeit Druck gemacht hat», sagte der 51 Jahre alte Fußball-Lehrer nach der erfolgreichen Stippvisite an seiner einstigen Wirkungsstätte. Für Beruhigung hatten bereits in der ersten halben Stunde Leandro (14.) und Tranquillo Barnetta (23.) gesorgt, die die Gäste mit ihren ersten Saisontoren auf die Siegerstraße schossen.

«Wir wussten, dass Hansa drei Heimspiele nicht gewonnen hat und bei einem Gegentreffer unsicher werden würde. Die Tore fielen zum richtigen Zeitpunkt», konstatierte Michael Tarnat nach der Partie, in der der eingewechselte Daniel Stendel mit dem 3:0 in der 85. Minute für die Entscheidung sorgte. Lienen, Kaenzig & Co. können nun ihrem designierten Nationalspieler die Daumen drücken vor dessen möglichem Länderspiel-Debüt. «Für mich geht ein Traum in Erfüllung, den ich geträumt habe, als ich mit vier Jahren angefangen habe, Fußball zu spielen», gestand Mertesacker vor dem Iran-Trip.

Träume hatten vor der Saison auch die Hanseaten. Die aber müssen nach dem vierten Debakel im vierten Heimspiel mittlerweile in die Kategorie «Alb» eingeordnet werden. «Das war grottenschlecht. Da hilft auch kein Schönreden», kritisierte Hansas Vorstandschef Manfred Wimmer den desaströsen Auftritt. Auch Razundara Tjikuzus später Treffer (88.) vermochte ihm und den 16 000 erneut frustrierten Anhängern die Sorgenfalten nicht von der Stirn zu vertreiben.

Obwohl Hansa wie vor einem Jahr beim Amtsantritt von Juri Schlünz erneut das Tabellenende «ziert», steht der Trainer nicht zur Disposition. «Das ist kein Thema. Das Spiel haben die Spieler verloren und nicht der Trainer», bekräftigte Aufsichtsratschef Horst Klinkmann. Schlünz selbst bemüht ein Rezept, das in Rostock in den vergangenen Jahren immer geholfen hat: «Wir müssen die Ärmel hoch krempeln und noch enger zusammenrücken.»

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