Lange Gesichter, lange To-do-Liste in Salzburg

Nach einer neuerlich verkorksten Saison sind die Gesichter in Salzburg so lang wie die Liste jener Dinge, die sich ändern müssen. Die am 14. Juni startende Klub-WM vor Augen sollte eigentlich Partystimmung aufkommen - doch die ist nach dem zweiten titellosen Jahr in Folge gedämpft. Die Augen sind auf die sportliche Führung um Rouven Schröder gerichtet, die den Bullenstall ausmisten und den Erfolg zurückbringen soll.
"Eine andere Mannschaft und einen anderen Kader" werde man in der kommenden Saison sehen, versprach der im Dezember geholte Schröder zuletzt. Vom Deutschen wird nicht weniger als ein Opus Magnum erwartet. Kaderumbrüche haben in Salzburg zwar Tradition, sind nach den schwankenden Vorstellungen zahlreicher Kicker diesmal aber von ganz anderer Qualität. Das Klingeln der Kassen dürfte vergleichsweise leise ausfallen.
Nicht nur die sportliche Qualität soll gesteigert werden, auch charakterliche Tadellosigkeit wird gefordert. Die dürfte zuletzt nicht immer gestimmt haben. "Wir wollen Charaktere verpflichten, die passen und Bock haben", betonte Schröder, der jene Magie zurückbringen soll, die in den vergangenen zwei Saisonen perdu ging. Zwei titellose Saisonen in Folge, zuletzt völlige Chancenlosigkeit in der Champions League und ein Fußball, der mit dem klassischen Red-Bull-Stil zu oft nur noch wenig gemein hatte, sind ein klarer Auftrag.
Zahlreiche Abgänge denkbar
Nur drei Arbeitsverhältnisse laufen im Sommer aus. Die Leihen des wenig eingesetzten Innenverteidigers Maximiliano Caufriez und des vom eigenen Anhang ausgepfiffenen Tormanns Jannis Blaswich, und auch die Zeit von Außenverteidiger Daouda Guindo in Salzburg neigt sich ihrem Ende zu. Bei einigen wie dem recht glücklosen Stürmer Petar Ratkov, Außenverteidiger Leandro Morgalla oder Mittelfeldmann Mamady Diambou dürfte sich der Verein, sofern Interesse besteht, gegen einen Abgang nicht sperren.
Gleiches gilt für den an die AS Roma verliehenen Mittelfeldakteur Lucas Gourna-Douath. In seinen drei Jahren in Salzburg vermochte der nach wie vor als teuerster Einkauf der Bundesliga (ca. 13 Mio. Euro) geltende Franzose nicht konstant zu überzeugen. Ein großes und ebenfalls nicht günstiges Missverständnis (ca. zwölf Mio.) war auch Mittelfeldakteur Bobby Clark, den der krachend gescheiterte Kurzzeitcoach Pep Lijnders quasi von Liverpool mitbrachte.
Gloukh umworben - Lainer, Krätzig, Kitano ante portas?
Zum einzig wirklich lukrativen Geschäft in diesem Sommer könnte Kreativmann Oscar Gloukh werden. Rund 20 Mio. Euro verspricht ein diesbezüglicher Deal, zahlreiche Klubs sollen Interesse am 21-Jährigen haben. Es wäre Geld, das zur Finanzierung von Neuverpflichtungen eingesetzt werden kann. Namen kursierten zuletzt einige. Der 32-jährige Ex-Bulle Stefan Lainer könnte etwa einer jener sein, die für die geforderte Erfahrung sorgen, der 22-jährige deutsche Mittelfeldspieler Frans Krätzig von Bayern München, im Frühjahr 2024 an die Austria und aktuell an Heidenheim verliehen, für jugendliche Kraft.
Auch ein Engagement des 20-jährigen japanischen Stürmers Sota Kitano von Cerezo Osaka soll gerüchteweise schon weit gediehen sein. Als Quasi-Neuzugang in der Sturm-Reihe um Karim Onisiwo und Yorbe Vertessen gilt indes Karim Konate, der nach einem Kreuzbandriss seit Dezember fehlte.
Klub-WM als "Erlebnis"
Das Transferfenster wird wegen der Klub-WM von 2. bis 10. Juni zusätzlich geöffnet, beim Turnier in den USA könnte man also schon einen Vorgeschmack auf Salzburg "neu" bekommen. Fraglich ist auch, ob Sommerabgänge, zumindest teilweise, in den Staaten noch an Bord sind. "Es wird nicht einfach, den Kader zusammenzustellen", bekannte Schröder und sprach von einem "Erlebnis für uns alle". Danach zählt dann freilich nur noch der Erfolg.
apa