Die Wiener Austria ringt um Investoren-Einfluss
Sportlich im Höhenflug verharrt die Wiener Austria hinter den Kulissen im Warten auf einen möglichen Knall. Im Ringen der Vereinsspitze um Kurt Gollowitzer mit einem Teil der Investoren rund um Sportchef Jürgen Werner rückt der Samstag als Stichtag nahe. Mit einem millionenschweren Verkauf der Generali-Arena könnte sich der Verein der einst als Retter eingesprungenen Geldgeber entledigen. Von Vereinsseite herrscht Funkstille, Werner sagt: "Warten wir einmal ab, was passiert."
Seit über einem Jahr bastelt die auf einem Schuldenberg sitzende Austria daran, mit dem Verkauf der Arena Kosten zu sparen und sich zu sanieren. Zumindest 45 Millionen Euro sollen in die Kassa gespült werden. Der gleichzeitig angestrebte Schuldenschnitt mit Kreditgeber Bank Austria ist mittlerweile durch, die Siegesserie auf dem Rasen lässt die Fans frohlocken. Dennoch brodelt es im Verein mit seinen vielen Gremien: Es geht um Einfluss. "Es ist immer ein Hauen und Stechen im Hintergrund", sagte der langjährige Austrianer Peter Stöger zur Lage.
50+1-Regelung als Zankapfel
In jener Investorengruppe, die im Jänner 2022 die Austria vor dem finanziellen Kollaps rettete, rumort es. Zum einen gibt es das Lager langjähriger Austria-Gönner, auf der anderen Seite steht die insgesamt fünfköpfige Werner-Gruppe. Diese besitzt ab Samstag das Vorrecht, die Anteile des zweiten Lagers aufzukaufen und würde dann 49,9 Prozent der AG-Anteile halten. Was den Verein alarmiert, ist eine kolportierte Vertragsklausel.
Demnach gibt es eine Option, dass die Investoren im Fall des Kippens der 50+1-Regelung - wonach der Verein in einer ausgegliederten Kapitalgesellschaft über die Mehrheit der Anteile verfügen muss - die nötigen 0,2 Prozent für die Kontrolle über die AG erwerben können. Dieses Szenario zeichnet sich aktuell nicht ab, die Diskussion über den vermehrten Einfluss externer Geldgeber köchelt aber schon länger vor sich hin. Fakt ist: Der Verein will die Hoheit behalten.
Werner: Arbeit als Sportchef extra bewerten
Während sich Präsident Gollowitzer und Finanzchef Zagiczek seit Wochen zur Thematik bedeckt halten und auf laufende Gespräche verweisen, gab sich Werner am Sonntag gegenüber Sky entspannt. Der Oberösterreicher wollte von einem Machtkampf nichts wissen. Seit Februar habe der Verein die Möglichkeit, die Anteile seiner Gruppe zurückzukaufen. 7,5 Millionen Euro sollen diese laut Kurier inzwischen wert sein. Dank "schöner Rendite", wie Werner anmerkte. Die Verzinsung soll mittlerweile fast 60 Prozent betragen.
"Wenn wer in einer entscheidenden Phase, wo er (der Klub, Anm.) am Abgrund steht, Geld in die Hand nimmt und ihn rettet, dann wieder hinführt, dass er gesund ist und dann sein Geld zurückkriegt, finde ich nichts Schlimmes daran", sagte Werner. Gollowitzer wolle natürlich "das Beste für den Verein herausholen", merkte der ehemalige Spielerberater an. Eines hielt Werner auch fest. Er sieht seine Rolle als Investor abgekoppelt von seiner Funktion als Sport-Vorstand.
"Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", erklärte der 63-Jährige, dessen Vertrag als Vorstand noch bis 2026 läuft. Kritik an seiner Arbeit gab es in der Vergangenheit des Öfteren. Die Fans bemängelten unter anderem, dass die Austria den jungen Weg verlassen hat und vermehrt auf erfahrene Akteure setzt. Ein Pluspunkt für Werner ist der Lauf der vergangenen Wochen. Dass die Austria als Zweiter überwintert, hätten wohl die größten Optimisten nicht für möglich gehalten. "Wir sind ein verschworener Haufen", sagte Werner und bemühte eine Brettspiel-Metapher. "Es wäre schade, wenn man wieder aufs Feld 1 zurückgeworfen wird."
apa