Sturm Graz vermisst die Meisterform

Nicht Sturm Graz, sondern der WAC lacht nach dem Pack-Derby der Bundesliga aus den Top drei. Nach einer schnörkellosen, mit einem 3:0-Sieg garnierten Vorstellung beim Meister stellten die Wolfsberger am Sonntag ihre gute Form unter Beweis. Beim Champions-League-Starter konnte der Auftritt als einigermaßen ernüchternd eingestuft werden. Christian Ilzer hörte die Alarmglocken schrillen. Sturms Trainer sah "eine Watschn, die schmerzt".
Für Sturm war es die höchste Heimniederlage in der Meisterschaft seit 15. Mai 2022. Damals siegte der WAC 4:1 in der Merkur Arena. Im Oktober 2021 hatten die Lavanttaler bereits 3:0 in Graz gewonnen. Die jüngste Niederlage soll ein Weckruf für den Doublesieger sein, merkte Ilzer an. "Es ist oft im Leben so, dass man unglaubliche Energie entwickelt, um wohin zu kommen. Und dann wird es komfortabel", sagte der Meistermacher mit Blick auf die so erfolgreich verlaufene Vorsaison. "Jeder weiß nach diesem Spiel, dass wir an gewissen Dingen nachdrehen müssen. Die Kraft und Winner-Mentalität im Kopf zu entwickeln ist wesentlich."
Die Auftritte des mit einem Spiel weniger aktuell viertplatzierten Meisters in dieser Saison waren auch davor nicht immer souverän. Anders als bei den Erfolgen gegen die WSG Tirol (4:2) oder Altach (2:1) gelang es Sturm am Sonntag nicht, in entscheidenden Phasen nachzulegen. Der WAC ließ kaum etwas zu, hielt voll dagegen. Die Champions-League-Reise nach Frankreich wollten Ilzer aber auch Emanuel Aiwu nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir waren einfach nicht gut genug, müssen am Mittwoch anders auftreten, Frische und Präsenz zeigen. Die Fehler müssen wir beinhart ansprechen", sagte der Innenverteidiger.
Viel Zeit zur Analyse bleibt nicht, für Sturm geht es in englischen Wochen intensiv weiter. An besagtem Mittwoch mit dem Nachtragsspiel bei der Austria in Wien, dann am Samstag beim Überraschungsteam Blau-Weiß Linz. Jon Gorenc Stankovic könnte zur Verfügung stehen, nachdem der Mittelfeldmann am Sonntag vorzeitig angeschlagen vom Rasen musste. Ilzer gab vorsichtig Entwarnung. Ein zweiter Ausfall nach jenem von Gregory Wüthrich käme Sturm nicht entgegen. Auffallend war gegen den WAC, dass die im Sommer geholten Akteure noch Zeit benötigen. So konnten die in der Startelf aufgebotenen Emir Karic und Lovro Zvonarek nicht überzeugen.
WAC-Trainer Kühbauer freut sich über "wunderschönen Tag"
Bei den Wolfsbergern hingegen scheint die Integration etwas besser zu laufen. Sechs Neuzugänge bot Dietmar Kühbauer in Graz auf, der Erfolg gab ihm recht. Drei Siege und ein Remis gegen Rapid holte der WAC in den jüngsten vier Runden. 18 erzielte Tore sind Bestwert in der Liga. "Wir müssen Spieler holen, die schnell funktionieren", meinte Kühbauer dazu. Ihn freue besonders, dass seine Elf "alles auf den Platz bekommen hat, was wir uns vorgenommen haben. Wir konnten hier gegen den Doublesieger nur gewinnen, und die Jungs haben gezeigt, dass sie dieses Spiel gewinnen wollen."
An einem "wunderschönen Tag" (Kühbauer) standen die Wolfsberger für kurze Zeit sogar an der Tabellenspitze. Der Platz weiter oben in der Tabelle soll keine Ausnahme bleiben. "Wir wollen so wie Blau-Weiß Linz, solange es geht, dabei sein und jeden Gegner ärgern", meinte Kühbauer. Bei der nächsten Aufgabe geht sein Team als Favorit in die Partie. Kommenden Sonntag gastiert die WSG Tirol im Lavanttal.
apa