05.11.2023 08:55 Uhr

"Reife" Austria bejubelt späten Sieg

Später Jubel schmeckt am besten: Die Austria bleibt erfolgreich
Später Jubel schmeckt am besten: Die Austria bleibt erfolgreich

Kein Schönheitspreis, aber drei Punkte: Austria Wien hat in der Bundesliga am Samstag dank des Last-Minute-1:0 über Schlusslicht Lustenau die Siegesserie auf vier Partien ausgebaut und dabei bewiesen, dass man aktuell auch "dreckige" Erfolge feiern kann. "Du kannst so ein Spiel eigentlich nur verlieren", sagte ein erleichterter Coach Michael Wimmer, der sich nicht zuletzt für "Erlöser" Alexander Schmidt freute. Der Joker brach nach gut 16 Monaten seine Torsperre.

Die Ballbesitzdominanz der Wiener schien vor 10.820 Zuschauern in der Generali-Arena wirkungslos zu verpuffen. Zu statisch, ideenlos lief der Spiel der Hausherren über weite Strecken, Chancen waren Mangelware. Die tief und aufopfernd verteidigenden Außenseiter verzeichneten vor der Pause sogar zwei nennenswerte Möglichkeiten, vor allem das Luftloch von Anderson nach Kontakt mit Hakim Guenouche bleibt in Erinnerung. "Da hätten wir uns auch über einen Elfmeter nicht beschweren dürfen", gestand Wimmer.

Dass die Fans am Ende doch noch jubeln durften, war Schmidt zu verdanken, der einen Eckball per Kopf zum Siegtreffer veredelte (89.). "Es war nicht schön zum Anschauen, es war ein hartes Stück Arbeit", gestand der Stürmer, der seit seiner Verpflichtung im Sommer über fünf Kurzeinsätze nicht hinausgekommen ist. "Geil! Das jetzt selbst so zu erleben, hat schon was", erklärte der ehemalige WAC-, St.-Pölten- und LASK-Kicker, der sich 2022/23 erfolglos bei Vizela in Portugals Oberhaus versucht hatte. "Es freut mich, dass sich Alex belohnt hat, er hat auch keine leichte Zeit gehabt, im Training aber immer alles gegeben", erklärte Wimmer.

Austria-Trainer Wimmer sah "reife Leistung"

Der Deutsche, dessen Truppe nun schon sieben Pflichtspiele lang ohne Gegentor ist und am kommenden Samstag Salzburg empfängt, gratulierte seiner Elf trotz der offensiven Flaute zu einer "reifen Leistung". Gerade in der ersten Hälfte habe man allerdings "zu viele Kontakte gebraucht, um die Linien zu überspielen, wir haben zu langsam gespielt". In der zweiten Hälfte, in der sein Team keine Konter mehr zuließ, habe man dann besser agiert, auch diverse Wechsel hätten Schwung gebracht, betonte Wimmer. "Am Ende des Tages ist es ein verdienter Sieg, auch wenn es ein glücklicher Sieg ist."

Noch vor zwei Monaten hätte die Austria ein ähnliches Spiel vielleicht sogar verloren. Die jüngste Erfolgsserie hat aber für eine neue Selbstverständlichkeit gesorgt, die sich am Samstag im Finish Bahn brach. "In den Köpfen ist das jetzt schon drinnen. Da hast du so einen Glauben daran, 'wir gewinnen das Spiel noch irgendwie, solange wir zu null bleiben'". Die Reife sei auch daran zu erkennen, dass man sich weder durch die klare Favoritenrolle, noch den Spielverlauf durcheinanderbringen habe lassen. "Jeder erwartet, dass man sie aus dem Stadion fegt. Aber man gewinnt gegen Austria Lustenau nicht im Vorbeigehen."

Lustenau-Coach Mader glaubt weiter an seine Mannschaft

Markus Mader durfte es als Kompliment nehmen, sein Team steht aber nach wie vor zwei Punkte hinter der WSG Tirol auf dem letzten Rang. "Wir hätten uns natürlich gern einmal belohnt. Sicher wäre der Punkt sehr wichtig fürs Selbstvertrauen gewesen", erklärte der Lustenau-Trainer. Angesichts einer engagierten Vorstellung seiner Truppe, die sich fast ausschließlich aufs Verteidigen konzentrierte, könnte diese aber "stolz auf diese Leistung sein".

"Das hätte uns vor dem Spiel keiner zugetraut. Jeder hat gemeint, dass sie über uns drüberfahren." Dem kommenden Heimduell mit dem WAC blickte er mit Zuversicht entgegen. "Die Mannschaft lebt und ist voll intakt, die Stimmung ist gut. Darum stimmt mich das positiv, dass wir den Turnaround bald schaffen."

WAC hat "fast alles richtig gemacht"

Die Wolfsberger dürften die Wende bereits geschafft haben, wie das überzeugende 4:0 gegen Austria Klagenfurt vermuten lässt. Der Derbysieg war der erste Erfolg nach drei Niederlagen und einem Remis, zuletzt musste man das Cup-Aus gegen Zweitligist Leoben verdauen. "Für uns war wichtig, das Leoben-Spiel aus den Köpfen zu bringen. Wir haben es klar, sachlich und kritisch aufgearbeitet. Es ging darum, den Jungs Selbstvertrauen einzuimpfen. Ich habe viele Einzelgespräche geführt", erzählte Trainer Manfred Schmid.

Diese Maßnahme zeigte Wirkung. "Es war von der ersten Minute bis zum Abpfiff schön anzuschauen. Die Jungs haben fast alles richtig gemacht, der Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können. Beeindruckend, wie die Jungs aufgetreten sind, eine Topleistung", erklärte Schmid. Austria-Klagenfurt-Coach Peter Pacult musste Wolfsbergs Überlegenheit zähneknirschend anerkennen. "Ein verdienter Sieg des WAC, da brauchen wir nicht herumreden. Wir werden sicher keine Ausreden suchen." Öffentliche Kritik an seiner Truppe war von Pacult jedoch nicht zu hören. "Es war erst unsere zweite Niederlage, die erste auswärts", betonte der Wiener.

apa

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