Sturm als Tabellenführer in die Länderspielpause

Dem Schlendrian zum Trotz ist Sturm Graz sogar als unbesiegter Tabellenführer in die Bundesliga-Pause gegangen. Das 2:1 (0:1) der Steirer beim formstarken Wolfsberger AC bedurfte am Sonntag einer Kopfwäsche zur Pause, die das Team laut Matchwinner Otar Kiteishvili durchaus selbstständig vornahm. "Wir waren wütend auf uns selber, haben in der Kabine gesagt, dass wir Charakter zeigen müssen. Das haben wir getan und wichtige drei Punkte geholt."
Weil die drei Zähler durch das 2:2 der Salzburger in Klagenfurt sogar die Tabellenführung brachten, thront der Vizemeister nun zwei Wochen an der Spitzenposition. Am perfekten Wochenabschluss mit drei knappen Siegen hatte Kiteishvili großen Anteil. Gegen den WAC holte der georgische Teamspieler den von Manprit Sarkaria verwandelten Freistoß zum 1:1 heraus und erzielte das 2:1 selbst. Beide Treffer fielen in die Kategorie sehenswert. Neben einem fast obligatorischen Standardtreffer klappte es diesmal auch aus dem Spiel heraus.
Dabei hatte sich Sturm erneut gemüht und phasenweise überhaupt kein Rezept gegen den früh störenden WAC gefunden. "Wir haben in der ersten Hälfte nicht unser wahres Ich gezeigt, haben zu wenig Energie aufgebracht", tadelte Kiteishvili sich und sein Team auf "Sky". Der Pausenrückstand durch ein Eigentor von Dante war verdient, die Entstehung allerdings umstritten.
Nicht so für Walter Altmann: "Es ist quasi ein Unfall, er fällt unglücklich auf den Ball drauf", erläuterte der Schiedsrichter das Handspiel von Vorlagengeber Mohamed Bamba, der das Kunstleder auf dem Bauch liegend mit dem Arm kontrollierte. "Hinzu kommt, dass der Spieler ein Abspiel in die Mitte macht und ein weiterer Spieler das Tor erzielt, somit ist es regeltechnisch als Tor anzuerkennen." Auch vor dem 2:1 der Grazer, als ein (eng anliegendes) Hands von William Böving dabei war, sah Altmann kein strafwürdiges Vergehen.
Sturm-Trainer Christian Ilzer, in der Vergangenheit ein Mann der klaren Schiedsrichterkritik, hielt sich vornehm zurück. "Walter Altmann ist ein Topschiedsrichter, weil er Kommunikation beherrscht. Ich habe die Erklärung aufgenommen - ich verstehe sie nicht." Das Gegentor sei jedenfalls ein Weckruf für seine Truppe gewesen. "Es gab mir einen super Anhaltspunkt, um das Mindset der Spieler zu kippen."
Es folgte eine klare Leistungssteigerung, die Ilzer ob des "intensiven Programms" der letzten Tage selbst überraschte. Er hatte auf große Rotation verzichtet. "Ich wollte frische, keine müden Spieler auf der Bank haben. Diese Frische hat uns gut getan", sagte Ilzer nach dem erfolgreichen Wechselkniff. Abwehrchef Gregory Wüthrich strich indes die veränderte "Mentalität" heraus: "Man sieht, welche Qualität wir haben, wenn wir am Punkt sind."
Trotz Niederlage: "Spaßfaktor" im Lavanttal"
Der WAC musste nach vier ungeschlagenen Spielen wieder eine Niederlage einstecken, zeigte aber neuerlich sein Potential, das gut und gerne für die Meistergruppe reichen könnte. Als Siebentem mit 13 Punkten fehlen den Kärntnern auf Platz drei nur fünf Punkte. Vor allem das explosive Stürmerduo Mohamed Bamba/Augustine Boakye dürfte noch einige Abwehrreihen in der Liga vor grobe Probleme stellen.
Der gesperrt abseits der Bank postierte Manfred Schmid lobte vor allem die erste Hälfte, in der sein Team den erklärten Favoriten kontrollierte. "Wir haben das Spiel in der ersten Viertelstunde nach der Halbzeitpause verloren, wo wir uns wirklich schlecht verhalten und keine Zweikämpfe gewonnen haben." Dem aktuellen "Spaßfaktor" im Lavanttal, den der Trainer vor der Partie feststellte, dürfte die Niederlage gegen den Neo-Tabellenführer aber keinen Abbruch tun.
apa