22.05.2023 07:48 Uhr

Sturm trachtet weiter nach dem "Maximum"

Sturm Graz will vom Kurs nicht abweichen
Sturm Graz will vom Kurs nicht abweichen

Die Veredelung einer außergewöhnlichen Saison ist abgesagt. Sturm Graz musste sich in der Bundesliga zwei Runden vor Schluss doch der Dominanz von Serienmeister Salzburg beugen und die Hoffnungen auf das Double begraben. "Am Ende war Salzburg über die Saison um diese Spur besser. Das muss man anerkennen und ihnen auch gratulieren", sagte ein dennoch stolzer Sturm-Trainer Christian Ilzer nach der 1:2-Niederlage im direkten Duell am Sonntag.

Nach der ersten Enttäuschung schaute der Cupsieger lieber auf den "nahrhaften Boden" zurück, der vor und während dieser Spielzeit in Graz bereitet worden ist. "Es ist sehr viel Dynamik im Verein. Wenn jeder weiterhin alles für den anderen gibt, sind die nächsten Schritte möglich. So eine Saison zu toppen, ist aber nicht selbstverständlich", sagte Ilzer, während Sportchef Andreas Schicker nach dem verlorenen "Meisterkampf auf hohem Niveau" betonte: "Wir haben einen Schritt nahe zu Salzburg gemacht, das macht mich richtig stolz. Wir werden den Weg, den wir vor drei Jahren begonnen haben, weitergehen."

Dass die Grazer die zuletzt oft eintönige Bundesliga bis weit in den Mai hinein offenhielten, wurde am Rande der zehnten Salzburger Feierlichkeiten in Folge öfters thematisiert. Meister wie Vizemeister führten das hauptsächlich auf die Stärke des Jägers zurück. Denn wiewohl Salzburg nicht die Leichtigkeit vergangener Jahre an den Tag legte, gewann die Jaissle-Elf fast immer und verlor in 30 Spielen nur ein einziges Mal (gegen Sturm). Salzburg holte im Schnitt 2,36 Punkte, Sturm noch immer starke 2,10.

So lobte auch Matthias Jaissle: "Sturm ist unglaublich unterwegs gewesen die ganze Saison. Da muss man schon auch einmal wirklich Respekt zollen, was Christian Ilzer da mit seinem Team gemacht hat", sagte Salzburgs Trainer. Goalie Philipp Köhn fand es sogar "einfach geil, eine Challenge in der Liga zu haben".

Auch Ilzer war die "enorme Entwicklung" seiner Truppe ein Kompliment wert. Salzburg sei aber der verdiente Meister, betonte der Steirer. "Wir sind näher gekommen. Aber auf Salzburg fehlt uns einfach ein Stück." Die Punkteteilung erfüllte ihren Zweck der Spannungsmaximierung, änderte am Meisterschaftsausgang aber nichts.

Schicker kritisiert Grazer Stadtpolitik in der Stadionfrage

Am Sonntag hatte Jon Gorenc-Stankovic mit dem Kopfballtreffer zum 1:0 (40.) noch einmal das Grazer Kopfkino angekurbelt. Die Hoffnung auf den vierten Titel der Klubgeschichte platzte nach Toren von Amar Dedic (49.) und Karim Konate (88.). Zwei Runden vor Schluss ist Sturm vom zweiten Platz nicht mehr zu verdrängen. Der Lohn dafür ist der internationale Einstieg in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League. Zwei Gegner müssten bis zur Gruppenphasen-Teilnahme, die Salzburg als Meister sicher hat, bezwungen werden. Bei einem Ausscheiden spielt Sturm wie zuletzt in der Europa League.

Ob dann in Graz gespielt wird, ist fraglich. Die in die Jahre gekommene und im Besitz der Stadt stehende Merkur-Arena erfüllt UEFA-Kriterien wie die Größe des Arbeitsbereichs für Medien nicht mehr. Schon im Vorjahr durfte Sturm seine Europa-League-Nächte nur dank einer Ausnahmegenehmigung in Graz zelebrieren. Verweigert die UEFA die Zulassung für internationale Spiele, müsste ein Ausweichstadion her. Ein Szenario, das Geschäftsführer Sport Andreas Schicker zuletzt als Super-GAU bezeichnete. Was Infrastrukturmaßnahmen angeht, ortet er allgemein Zeitspiel auf dem politischen Spielfeld. "Wenn wir als Verein so arbeiten würden wie die Grazer Stadtpolitik, dann würden wir eher im unteren Play-off spielen", sagte Schicker zuletzt der "Presse".

Sportlich steht das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft. Die wichtigsten Spieler sind langfristig gebunden. Abwanderungswillige wären nur für gutes Geld loszueisen. "Wir haben es bei fast allen Leistungsträgern in der Hand, gewisse Positionen werden sich verändern", sagte Schicker. "Am Ende muss man die Tür zur großen Fußballwelt offen halten, aber wir haben immer die richtigen Antworten gefunden." So wird etwa mit Arsenal über eine Verlängerung der Leihe von Goalie Arthur Okonkwo verhandelt.

Ob Ilzer Sturms nächsten Angriff auf den Ligakrösus anführen wird, ist ungewiss. "Um mich freiwillig von Sturm wegzubringen, muss etwas ganz Besonderes kommen", betonte der 45-Jährige am Ende seiner dritten Saison in Graz einmal mehr. "Wir sind ständig am Planen, laufend dabei, bereit zu sein, um dieses Level zu halten und es weiterzubringen. Das gefällt mit extrem gut, ich will noch mehr aus dieser Mannschaft herausholen, das Maximum". Er habe dieselben Ansprüche an sich selbst. "Mein Wecker weckt mich jeden Tag mit 'We Are the Champions' und mein Passwort lautet "Meister2023". Zumindest das Passwort wird zu ändern sein.

apa

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