30.04.2023 08:06 Uhr

Ried versucht sich an Punkt aufzurichten

Bundesliga-Schlusslicht Ried hat sich nach einer emotionalen Achterbahnfahrt gegen Austria Lustenau auf die Suche nach den erfreulichen Aspekten begeben. Erst sah die SVR am Samstag wie der Verlierer, dann wie der Sieger aus, schließlich musste man sich gegen Austria Lustenau mit einem 4:4 begnügen. Der Rückstand auf Altach wurde immerhin auf einen Punkt verkürzt, auch vier Tore und viel Kampfgeist standen den "Chancenverneblern" aus dem Innviertel gut zu Gesicht.

"Das Positive, das wir mitnehmen können, ist, dass wir vier Tore geschossen haben", meinte Rieds Tormann Samuel Sahin-Radlinger, gegen Lustenau eigentlich nur selten gefordert - und bei den Gegentoren ohne Tadel. Diese waren einer schludrigen Defensive geschuldet, ein Umstand, der auch Seifedin Chabbi sauer aufstieß. "Absolut bitter, man darf zuhause nie vier Tore bekommen, sie waren alle vermeidbar", erklärte der Stürmer. Das hat mit Cleverness zu tun, nicht mit Pech oder Unvermögen."

Das frühe 0:1 nach Handelfmeter durch Lukas Fridrikas (6.) fiel aber tatsächlich in die Kategorie "unglücklich", die schnelle Antwort durch Belmin Beganovic (20.) ließ wieder Hoffnung aufkeimen. Ried wehrte sich mit gutem Zweikampfverhalten, drängte auf das 2:1. Dass SVR-Coach Maximilian Senft mit der ersten Hälfte "natürlich nicht zufrieden" war und Sahin-Radlinger von einer "Katastrophe" sprach, lag wohl vor allem an den weiteren Gästetoren. Erst ließ man Yadaly Diaby für sein Tänzchen vor dem Sechzehner zu viel Zeit (36.), kurz vor der Pause fing man sich einen vorbildlich durchgezogenen Konter samt Fridrikas-Treffer ein (41.).

"In der Halbzeit haben wir wohl die richtigen Hebel getroffen", meinte Senft nach einem Spiel, das ihn mit einem "ambivalenten Gefühl" hinterließ. Sein Team machte mit Wiederanpfiff ordentlich Druck gegen die völlig abgemeldeten Gäste und drehte die Partie dank Diego Madritsch (49.), Christoph Lang (57.) und eines Eigentors von Matthias Maak (74.) tatsächlich. Sogar ein, zwei Tore mehr wären möglich gewesen. Die zuletzt so schmerzlich vermisste Effizienz stimmte diesmal. Vier Tore hatten die Rieder in der Bundesliga zuletzt am 22. November 2020 beim 4:3 gegen Rapid erzielt.

"Positiv ist auch, dass zwei Eigengewächse (Madritsch und Beganovic, Anm.) ihre ersten Treffer erzielt haben", sagte Senft, dessen Truppe am kommenden Samstag in Lustenau die nächste Chance gegen den Tabellenführer der Qualifikationsgruppe hat. Und auch wenn Radlinger das Ergebnis "wie eine Niederlage" empfand, ist Ried im Rennen um den Klassenerhalt noch voll dabei. Ein Punkt fehlt auf Altach, das am Freitag beim 0:2 gegen den WAC patzte, drei auf Hartberg. "Die Meisterschaft ist erst beim Abpfiff des letzten Spiels entschieden und nicht schon heute", meinte ein kampfeslustiger Senft.

Lustenau ließ sich von der 3:1-Führung zu sehr in Sicherheit wiegen, holte dank des Last-Minute-Treffers von Michael Cheukoua (93.) aber noch einen Punkt. "Wir wussten, dass die zweite Hälfte schwer wird. Nach dem Rückstand hat meine Mannschaft eine riesige Moral gezeigt", meinte Trainer Markus Mader, dessen Elf es verabsäumte, den Klassenerhalt vorzeitig zu fixieren. Als Leader hat man aber drei Zähler Vorsprung auf den WAC und vier auf die WSG Tirol - das Europacup-Play-off ist in Griffweite. Für Mader ist das Gerede davon aber Tabu: "Unser Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt."

Hartberg-Trainer Schopp: "Das bringt dich nicht weiter"

Das hat stets auch WSG-Coach Thomas Silberberger betont. Das Heim-1:1 gegen Hartberg dürfte ihn darin bestätigt haben. "Ein Déjà-vu zum wiederholten Male. Ich habe bei vielen Offensivspielern nicht die Bereitschaft gesehen, defensiv zu denken", meinte Silberberger. Dass die WSG in der Tabelle hinter den WAC auf den dritten Platz zurückfiel, war Randthema. Stürmer Thomas Sabitzer sah "einen extremen Nackenschlag", Kapitän Ferdinand Oswald sprach angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf Ried immerhin von einem "Puffer".

Das Resümee von Markus Schopp fiel zwiespältig aus. Natürlich freute den TSV-Coach der Punktgewinn. Schopp sagte aber auch: "Wir haben jetzt dreimal in Folge unentschieden gespielt. Das bringt dich nicht weiter." Wichtig wäre es aus Hartberger Sicht, "dass wir uns wieder einmal mit drei Punkten belohnen." Am besten schon am kommenden Samstag in der Steiermark in der Retourpartie gegen die Wattener. Von Nervosität bei den Blauweißen wollte zumindest der späte Torschütze nichts wissen. "Der Druck liegt nicht bei uns. Solange wir alles in eigener Hand haben und uns für unser Spiel belohnen, glaube ich fest daran, dass wir keine Probleme haben werden", sagte Donis Avdijaj.

Der deutsche Offensivfreigeist belohnte sein Team in der fünften Minute der Nachspielzeit per Fersler, erkannte aber erneut Chancenwucher bei seiner Mannschaft samt einer schon üblichen Schwächephase. "Diese 15, 20 Minuten pro Spiel, wo wir nicht ins Spiel finden und immer ein Tor kassieren - das müssen wir schleunigst abstellen", forderte er vor dem "Rückspiel" am kommenden Samstag in der Steiermark.

apa

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