18.03.2021 09:00 Uhr

Louis Schaub: "Da bereue ich gar nichts"

Louis Schaub geigt diese Saison beim FC Luzern in der Schweizer Super League auf
Louis Schaub geigt diese Saison beim FC Luzern in der Schweizer Super League auf

ÖFB-Teamspieler Louis Schaub im Gespräch über seine Hochform beim FC Luzern, seine Achterbahnfahrt beim 1. FC Köln, die anstehende EURO und die "richtig starke" Saison seines Stammklubs Rapid Wien.

Mit dem österreichischen Nationalteam haben sie dasselbe Ziel vor Augen: In drei Monaten Seite an Seite Rot-Weiß-Rot bei der EURO zu vertreten. Auf Vereinsebene sind Rapid-Eigenbauspieler Louis Schaub und Austria-Eigengewächs Heinz Lindner hingegen die gesamte Karriere über Rivalen gewesen, deren Wege sich immer wieder gekreuzt haben.

So auch am vergangenen Samstag, als der FC Basel in der Schweizer Super League den FC Luzern empfing. Obwohl Gäste-Regisseur Schaub sein sechstes Meisterschaftstor erzielte, behielt am Ende Basel mit Lindner im Tor dank eines 4:1-Sieges klar die Oberhand. Die Schweiz, wo beide seit Saisonbeginn engagiert sind, ist bereits das dritte Land, in dem sich die ÖFB-Teamspieler gegenübergestanden sind.

>> Die Karrierestatistiken von Louis Schaub in der weltfussball-Datenbank

"Das hatte ich gar nicht so am Radar", staunt Schaub im Gespräch mit weltfussball kurz. "Offenbar geh' ich ihm immer nach, aber das mach' ich nicht bewusst", fügt er schmunzelnd hinzu. Nach neun Wiener Derbys gegeneinander (je drei Siege, drei Unentschieden und drei Niederlagen) trafen sie im Frühling 2020 auch in der 2. deutschen Bundesliga - Schaub im Dress des HSV, Lindner im Tor von Wehen Wiesbaden - aufeinander (3:2).

Louis Schaub: Darum läuft es in Luzern so gut für ihn

Obwohl es für Schaub in der Schweiz gegen Basel drei Niederlagen setzte und die Bilanz dort klar für Lindner spricht, ist der Luzern-Legionär mit dem Saisonverlauf nicht unzufrieden. Der schwache Start mit sieben sieglosen Partien in Serie ist längst abgehakt. "Wir haben ein bisschen länger gebraucht, um richtig reinzukommen", gesteht Schaub. Inzwischen ist Luzern gut im Rhythmus, hatte in den fünf Runden vor der Niederlage in Basel elf Punkte geholt.

Damit ist der Klub aus der Zentralschweiz im Rennen um die Europacupplätze - so wie beinahe die gesamte Liga. "Wenn man nicht gerade gegen Young Boys spielt, hat man eigentlich immer einen direkten Konkurrenten", weiß Schaub. Der Titelverteidiger aus Bern ist mit 17 Punkten Vorsprung auf Servette Genf außen vor, doch den Zweiten und den Achten trennen lediglich sechs Zähler. "Es ist extrem eng, nach der Länderspielpause können wir noch einmal angreifen", gibt sich Schaub kämpferisch.

An Selbstvertrauen braucht es dem 26-jährigen Offensivmann nicht zu mangeln. Mit sechs Toren und acht Assists liegt Schaub in der Scorerwertung der Super League auf Platz zwei. Bis auf Spieltag eins, als er erst seit ein paar Tagen beim Verein war, ist er in jeder Runde in der Startelf gestanden.

"Es ist schön, wenn man das Vertrauen vom Trainer und von der Mannschaft spürt. Und ich freue mich, wenn ich dem Team mit Toren und Assists helfen kann", genießt der Österreicher die Wertschätzung. Die Ruhe im Umfeld des FC Luzern hilft ihm, sich auf die Leistung auf dem Platz zu konzentrieren. "Und es ist schon so, dass unsere Spielphilosophie mit offensiver Ausrichtung und Ballbesitz sehr gut zu mir passt."

Schaub über Köln-Abschied: "Nicht geschafft, Trainer von mir zu überzeugen"

Das war auch zu Beginn seines ersten Auslandsabenteuers so. "Es hat überragend begonnen mit dem Transfer nach Köln", erinnert sich Schaub an den Sommer 2018. Damals wechselte der Spielmacher von Rapid zum "Effzeh", der gerade aus der Bundesliga abgestiegen war. Mit Schaub als Stammkraft schafften die Domstädter den sofortigen Wiederaufstieg, doch wie es in Köln immer wieder der Fall ist, brachte sich der Verein selbst aus dem Flow. Drei Runden vor der Rückkehr in die Bundesliga wurde Trainer Markus Anfang entlassen, der Start in die darauffolgende Oberhaussaison verlief holprig.

"Klar ist der Unterschied zwischen 2. und 1. Bundesliga vorhanden, auch unser Spielstil hat sich verändert. Aber ich hab' auch in der Bundesliga im ersten Halbjahr nicht so schlecht gespielt", blickt Schaub zurück. Doch nach einem weiteren Trainerwechsel und der Verpflichtung von Markus Gisdol sollte sich das Blatt für den sensiblen Techniker zum Schlechten wenden. "Kurz vor Weihnachten wurde mir mitgeteilt, dass man nicht mehr auf mich setzt. Da hab' ich es in der kurzen Zeit anscheinend nicht geschafft, die Trainer von mir zu überzeugen."

Schaub entschied sich zum Schritt zurück in Liga zwei und heuerte leihweise beim nächsten Traditionsverein an, beim Hamburger SV. Verlängert wurde Schaubs Engagement in der Hansestadt nach der Enttäuschung des verpassten Aufstiegs nicht. Trotz dieser negativen Erfahrungen ist Schaub "mit den Schritten, die ich bis jetzt gemacht habe, sehr zufrieden. Ich wollte unbedingt ins Ausland und bin auch froh, dass ich den Schritt gewagt habe. Da bereue ich gar nichts."

Kritik am ÖFB-Team? "Weiß nicht, was ich davon halten soll"

Auch in Luzern kickt der 16-fache österreichische Teamspieler (fünf Tore) derzeit auf Leihbasis, sein Vertrag in Köln läuft noch bis Juni 2022. Wie es im Sommer für ihn weitergeht, das ist vorerst Zukunftsmusik. Zumal diesen Juni noch ein Riesenevent auf dem Programm steht, bei dem man sich empfehlen kann. "Klar freut man sich, aber man muss erst einmal dabei sein", hält Schaub, auf die bevorstehende EURO angesprochen, den Ball flach.

>> Das ist Fodas ÖFB-Team-Großkader

Seit seinem Debüt für die Nationalmannschaft im Herbst 2016 gehört er zum erweiterten Kern des Teams. Doch Schaub weiß, dass die Konkurrenz, vor allem in der Breite, groß ist. "Beim letzten Lehrgang hatten wir viele Ausfälle, aber noch immer einen richtig starken Kader mit vielen guten Spielern, wo die Qualität sehr hoch war." Er wolle sich im Frühjahr weiter auf seine Leistungen in Luzern konzentrieren. "Es wäre natürlich ein absolutes Highlight, wenn ich es in den Kader schaffe und dabei sein könnte."

Die latente Kritik an den Auftritten der Nationalmannschaft unter Teamchef Franco Foda prallt an Schaub ab: "Wir haben uns für die EURO qualifiziert und sind in der Nations League aufgestiegen. Angenommen wir spielen nicht attraktiven Fußball und haben schlechte Ergebnisse, dann ist es sowieso klar, dass alle schreien. Jetzt haben wir unsere Spiele gewonnen, haben aber anscheinend nicht gut gespielt - und wieder schreien einige. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll."

Klar ist ihm hingegen, was er von der aktuellen Performance seines Stammklubs hält. "Richtig stark", sei die Saison, die Rapid spielt. "Ich muss sagen, dass ich das in der Form gar nicht so erwartet hätte, vor allem nach den Abgängen einiger Leistungsträger", spielt er auf die Sommertransfers von Stefan Schwab und Thomas Murg an. "Ich bin gespannt, was sich da noch so ergibt im Laufe der Saison. Es kommt ja auch noch die Punkteteilung."

David Mayr

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