21.07.2020 14:50 Uhr

Wie die Bundesliga zur Top-Adresse für Talente wurde

Der FC Bayern gab jüngst die Verpflichtung von PSG-Talent Tanguy Nianzou (l.) bekannt
Der FC Bayern gab jüngst die Verpflichtung von PSG-Talent Tanguy Nianzou (l.) bekannt

Im Kampf um die Stars der Zukunft schlagen deutsche Klubs wiederholt im Ausland zu - dort will man nun sogar ein Muster erkannt haben, aus Paris gab es dafür deutliche Kritik.

Der Sprung nach Deutschland fiel Jude Bellingham überhaupt nicht schwer, die Argumente lagen für Borussia Dortmunds neues Juwel schließlich auf der Hand. "In meiner Entwicklung ist es momentan der perfekte Klub für mich", sagte das 17 Jahre alte Top-Talent aus England im Rahmen seiner Vorstellung beim BVB und schwärmte: "Es gibt keinen besseren Verein auf der Welt, der junge Talente hervorbringt und sie auf das nächste Level hebt."

So wie Bellingham denken gerade viele aufstrebende Nachwuchsspieler rund um den Globus. Nicht nur Dortmund, die gesamte Bundesliga steht bei Talenten aus dem Ausland hoch im Kurs.

Hier werden Rohdiamanten geschliffen, bekommen die nötige Spielzeit auf höchstem Niveau - und etwa das Beispiel von BVB-Star Jadon Sancho zeigt, dass ihnen danach alle Türen offen stehen. Und auch die Bundesliga profitiert: In Zeiten irrsinniger Ablösesummen werden Stars nicht teuer gekauft, sondern gemacht.

"Sie verdrehen den jungen Leuten die Köpfe"

Das gefällt freilich nicht jedem. "Deutsche Vereine, speziell Bayern München, RB Leipzig und Borussia Dortmund", klagte jüngst Paris St. Germains Sportdirektor Leonardo gegenüber "Le Parisien", "baggern immer mehr an jungen Spielern aus Frankreich. Das ist ein großes Problem."

Dabei geht ihm vor allem das Gebaren deutscher Klubs mächtig auf den Keks. "Sie rufen Eltern, Freunde, die Familie, die Spieler selbst an, und das selbst bei Spielern, die noch nicht mal 16 sind", monierte Leonardo weiter, dem dies eindeutig zu weit geht: "Sie verdrehen den jungen Leuten die Köpfe."

Kritik, die die Verantwortlichen der deutschen Spitzenklubs natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollen. "Leonardo unterliegt da offensichtlich einem Irrtum. In der Regel ist es nämlich genau andersrum", konterte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc in der "Bild": "Wir werden von den Familien und Beratern aus Frankreich aktiv angesprochen, da sie bei uns oft eine bessere Durchlässigkeit und ein höheres Entwicklungspotenzial der Talente sehen." Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche sagte, es wäre "fahrlässig, den Markt nicht im Blick zu haben."

Transfers von U18-Talenten rechtlich in Ordnung

Und das haben die deutschen Klubs bestens, allen voran Dortmund hat sich zum Brutkasten für ausländische Spitzentalente entwickelt. Neben Sancho (20), der als 17-Jähriger bei Manchester City keine Perspektive sah, hat der BVB beispielsweise in Dan-Axel Zagadou (Frankreich/21), Giovanni Reyna (USA/17), Sergio Gómez (19) oder Mateu Morey (20/beide Spanien) zahlreiche Nachwuchshoffnungen bereits in jungen Jahren nach Dortmund geholt.

Und auch Bayern München verpflichtete in Tanguy Nianzou Kouassi (18) erst zuletzt ein großes Defensivtalent von PSG.

Und so blöd das europäische Spitzenklubs wie Paris finden mögen - rechtlich spricht nichts dagegen. Laut Reglement des Weltverbandes FIFA darf ein Spieler zwar nur international transferiert werden, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Doch zwischen EU-Mitgliedsländern dürfen Spieler bereits ab 16 Jahren wechseln. Ebenso sind Transfers zulässig, wenn die Eltern eines Minderjährigen "aus Gründen, die nichts mit dem Fußballsport zu tun haben", ins Land des neuen Vereins ziehen.

Genervten Klubs bleibt daher nur eine Lösung: Den Spielern selbst eine gute Perspektive bieten - so wie es die Bundesliga bereits längst vorlebt.

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