09.04.2020 12:37 Uhr

Arnold: Einkaufen im Supermarkt "eine Art Highlight"

Maximilian Arnold hofft auf ein schnelles Ende der spielfreien Zeit
Maximilian Arnold hofft auf ein schnelles Ende der spielfreien Zeit

Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg spricht im Interview über die Auswirkungen der Coronakrise, Besuche im Supermarkt und seine Hoffnung, dass sein Sohn bald Oma und Opa wieder sehen kann.

Herr Arnold, wie muss man sich so ein Training in Kleingruppen vorstellen?

Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg): "Ich bin schon froh, dass der Ball wieder am Fuß ist - aber mit normalem Training hat das noch nichts zu tun. Wir müssen aus hygienischen Gründen zum Beispiel Handschuhe tragen - bei 22 Grad. Das ist natürlich notwendig, aber auch ein bisschen lustig. Und komischerweise hält man automatisch irgendwie immer Abstand."

Inwiefern?

"Wir machen sowieso keine Übungen, in denen man in den Zweikampf geht oder sich nahe kommt, aber selbst bei Passübungen hält man nicht anderthalb Meter Abstand, sondern gefühlt drei Meter. Ich wusste außerdem gar nicht, dass man so viele Übungen machen kann, bei denen wir fast über den ganzen Platz verteilt sind. Da hat sich das Trainerteam schon richtig etwas ausgedacht."

Reizt es Sie gar nicht, mal zum Zweikampf anzusetzen?

"Nein, da verspüre ich null Komma null das Verlangen. Das wird schon durch die Situation vorgegeben. Wenn ich beim Passspiel jetzt in den Zweikampf gehe und einen Kollegen umgrätschen würde, wäre das schon ein bisschen verrückt. Den anderen Kollegen geht es, glaube ich, auch so. Es geht wirklich darum, den Abstand einzuhalten und alles dafür zu tun, den Kontakt zu vermeiden. Da achten wir sehr drauf."

Wie haben Sie die Zeit im Home Office wahrgenommen? Ist Ihr Rasen so akkurat gemäht wie noch nie?

"Ich habe gar keinen Garten, aber den Balkon habe ich gemäht ohne Ende... Wir haben ja nur sieben Tage zu Hause trainiert, an vier Tagen davon standen Läufe auf dem Programm. Außerdem habe ich mit der Familie viele Spaziergänge gemacht. Auch das Einkaufen war eine Art Highlight. Früher hat das vielleicht 30 Minuten gedauert, jetzt bestimmt eine Stunde - weil man immer schaut, dass der Abstand eingehalten wird und wartet, bis die Gänge frei sind. Es ist einfach für jeden eine komische Situation."

Wenn Sie sagen, dass man derzeit nicht normal trainieren kann: Ist ein echtes Mannschaftstraining unerlässlich, bevor der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann?

"Ja, ich denke schon. Im Fußball sind die Bewegungsabläufe so komplex, dass man diese nicht imitieren kann - Richtungswechsel, abstoppen, solche Dinge. So oft kann man gar nicht in den Wald gehen, von einem Baum zum nächsten Rennen und immer abstoppen. Das geht nicht. Aber ich bin nicht derjenige, der das zu entscheiden hat."

Würden Sie Geisterspiele akzeptieren, wenn dafür die Liga so schnell wie möglich wieder startet?

"Absolut. Natürlich wäre es extrem schade, wenn die Fans erst einmal nicht ins Stadion dürften. Aber wir könnten der Gesellschaft auch dann ein bisschen etwas zurückgeben. Ich glaube schon, dass es in Deutschland sehr viele Menschen gibt, die den Fußball verfolgen und sich auf dem Weg zurück zu einem Stück Normalität daran hoch hangeln könnten."

Sie und Ihre Kollegen verzichten auf Teile Ihres Gehalts und haben zuletzt etwa in einem Supermarkt geholfen. Sind das Ideen, die auch aus der Mannschaft kommen? Und was bedeuten solche Aktionen in diesen Zeiten?

"Die Überlegung zum Gehaltsverzicht kam aus der Mannschaft, die Idee mit dem Supermarkt aus dem Verein. Das war eine super Sache, einmal hinter die Kulissen zu schauen. Es ist ja unglaublich und herausragend, was die Menschen da täglich leisten - im Supermarkt, aber nicht nur da. Busfahrer, Pflegepersonal, Ärzte und viele mehr - da draußen gibt es richtige Helden."

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn sich die Situation hoffentlich bald wieder bessert: Ist es der Besuch in einem Cafe? Der Grillabend mit Freunden? Oder dass Ihr Sohn seine Großeltern wieder sehen darf?

"Ganz ehrlich: Das Schönste für uns wäre, wenn uns unsere Eltern wieder besuchen könnten, wenn der Kleine seine Großeltern wieder sehen könnte. Wir können sie gerade ja leider nicht besuchen, um sie nicht unnötig einer Gefahr auszusetzen. Zudem haben wir ja auch selber Großeltern, die schon etwas älter und damit Risikopatienten sind. Da ist natürlich Vorsicht geboten. Für den Kleinen ist das schwierig, der hat auf gut Deutsch gesagt die Schnauze voll, immer nur Papa und Mama zu sehen. Deswegen ist er im Supermarkt wohl auch immer so ruhig: Weil er da andere Leute anschauen kann. Die Großeltern würden sich auch riesig freuen, ihn mal wieder zu sehen. Wir telefonieren natürlich über Facetime, aber es ist nicht dasselbe, ihn wirklich mal wieder in den Armen zu halten. Das ist etwas ganz anderes."

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