02.02.2020 12:10 Uhr

Pléa-Rot im Top-Spiel verschärft Regeldebatte

Der Platzverweis für Pléa schlug hohe Wellen
Der Platzverweis für Pléa schlug hohe Wellen

Nach dem Top-Spiel zwischen RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach wurde weniger über die Folgen für das Titelrennen als über die Frage diskutiert, wie viele Emotionen auf dem Platz noch erlaubt sind.

Zum umstrittenen Turbo-Platzverweis, über den alle heiß diskutierten, wollte Marco Rose lieber "einfach mal gar nichts sagen" - er hätte sich nur wieder den Mund verbrannt.

Was der Coach von Borussia Mönchengladbach über die Gelb-Rote Karte für seinen Angreifer Alassane Pléa beim 2:2 (0:2) im Spitzenspiel bei RB Leipzig dachte, wurde zwischen den Zeilen ohnehin deutlich genug. Die Gemüter waren erhitzt - und die Lager in der Grundsatzdebatte über verschärfte Regeln und die Vorbildfunktion der Akteure in der Fußball-Bundesliga gespalten.

Die Folgen der Punkteteilung für das Titelrennen oder der Leipziger Verlust der Tabellenführung an Bayern München gerieten zur Nebensache. Im Mittelpunkt standen Pléa, Schiedsrichter Tobias Stieler und die Frage: Wie viele Emotionen dürfen Spieler, Trainer und Verantwortliche in den Stadien noch zeigen?

"Ich erwarte schon, dass wir bei allem Vorbild, das wir sein müssen, uns auch ein bisschen regen dürfen und keine Zinnsoldaten werden, die nur auf dem Platz zu funktionieren haben", schimpfte Gladbach-Sportdirektor Max Eberl. Mittelfeldspieler Jonas Hofmann, Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:0 (35.), monierte fehlendes "Fingerspitzengefühl" bei Stieler, und selbst RB-Trainer Julian Nagelsmann teilte die Sicht des Gegners: "Die Gelb-Rote Karte hätte ich nicht zwingend gegeben."

Pléa hatte nach einem Zweikampf ein Foulspiel seines Gegenspielers moniert und heftig reklamiert. Der Franzose sah dafür Gelb, ärgerte sich weiter, zweimal winkte er abfällig in Richtung Stieler ab - der prompt mit Gelb-Rot (61.) nachlegte. Der Referee sprach hinterher von einer "Unsportlichkeit" und "Respektlosigkeit" Pléas, die "so nicht mehr akzeptabel" sei.

Stieler betont: "Wir müssen Zeichen setzen"

Vor allem mit Blick auf die Vorbildfunktion für die Amateure wurde zur Rückrunde ein strengeres Vorgehen der Schiedsrichter beschlossen, unter anderem beim Reklamieren werden schneller Karten gezückt. "Auf Amateurfußballplätzen werden Schiedsrichter körperlich attackiert. Die Hemmschwelle sinkt. Wir müssen ein Zeichen setzen", sagte Stieler. Den Akteuren attestierte er generell ein "erlerntes Verhalten", es sei ein bisschen wie bei schlechten Gewohnheiten: "Ich hoffe sehr, dass schnellstmöglich ein Umdenken stattfinden wird."

Wie Eberl zeigte auch Rose, der später selbst die Gelbe Karte sah, grundsätzlich Verständnis, allerdings ebenfalls garniert mit einem großen Aber. Es dürfe nicht passieren, mit dem eigenen Verhalten dafür verantwortlich gemacht zu werden, "dass in unteren Ligen Leute geschlagen werden. Wir schlagen niemanden. Wir sind einfach emotional. Manchmal ist das zu viel, dafür werden wir auch bestraft."

Die hitzige Debatte über Vorbildfunktionen und Regelauslegungen überlagerte, dass das Duell der beiden Titelanwärter auch sportlich viel zu bieten hatte. Gladbach dominierte das Spiel in einer "sehr, sehr guten ersten Halbzeit" (Rose) und ging durch Pléa (24.) verdient in Führung.

Leipzig spielte vor dem Anschlusstreffer durch Patrik Schick (50.) ein Patzer von Torhüter Yann Sommer in die Karten, in Überzahl drängte RB auf den Ausgleich, den Christopher Nkunku (89.) spät erzielte. Die Tabellenführung verlor RB dennoch nach sieben Wochen.

Als Zweiter reisen die Leipziger nun mit viel Druck zum Gipfeltreffen beim Rekordmeister aus München (42) am kommenden Sonntag (18:00 Uhr). "Dass wir nicht gewonnen haben, schmerzt mehr als der Verlust der Tabellenführung", sagte Nagelsmann.

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