09.01.2020 13:54 Uhr

"Das System hat schon eine Rolle gespielt"

Austria-Stürmer Christoph Monschein glaubt noch ans obere Playoff und hofft auf die EM-Teilnahme
Austria-Stürmer Christoph Monschein glaubt noch ans obere Playoff und hofft auf die EM-Teilnahme

Austria Wiens Goalgetter Christoph Monschein lässt im Interview mit weltfussball den violetten Krisenherbst Revue passieren, erklärt, warum er trotz aller Probleme die "beste Saison" seiner Karriere spielt und spricht über den "Riesentraum", es vielleicht in den EM-Kader des ÖFB zu schaffen.

Wegen eines unglücklichen Hattricks vor dem Start in die Vorbereitung wird Christoph Monschein auch diesen Winter erst mit leichter Verspätung ins Mannschaftstraining der Wiener Austria einsteigen können. Eine Eisplatte auf gefrorenem Boden wurde dem 27-jährigen Stürmer während der freien Tage zum Verhängnis, Monschein knallte auf den Hosenboden, die anhaltenden Schmerzen lassen eine volle Belastung bei der ersten Einheit auf dem Fußballplatz noch nicht zu.

"Vielleicht ein gutes Omen, letztens ist es ja dann auch nicht so schlecht gelaufen", lacht die Nummer 14 der "Veilchen" zur Einleitung unseres Interviews im Medienzentrum der Generali-Arena. Im Winter vor einem Jahr hatte er einen großen Teil der Vorbereitung wegen eines Innenbandeinrisses im Knie, den er sich bei den sportmotorischen Tests vor dem eigentlichen Trainingsstart zugezogen hatte, verpasst und im vergangenen Sommer war ihm im Urlaub ein Unglück passiert, bei dem er sich die Beugesehne in der Hand gerissen hatte.

>> Die kompletten Einsatz- und Torstatistiken von Christoph Monschein

Auf seine Leistungen sollte der verspätete Einstieg in die Vorbereitung jedoch keinen negativen Einfluss haben. Im Kalenderjahr 2019 war Monschein mit 18 Treffern Toptorschütze in der österreichischen Bundesliga, in der aktuellen Saison ist er mit 13 Treffern in 18 Ligaspielen die personifizierte Torgarantie in Violett gewesen.

Im Interview mit weltfussball sprach der Goalgetter über den Urlaub, "den jeder von uns auch gebraucht hat", die "vielen Faktoren", die zum problembehafteten Herbst der Austria geführt haben, das Geheimnis seiner eigenen Hochform inmitten der mannschaftlichen Krise und den Optimismus, sich doch noch für die Meistergruppe zu qualifizieren.

weltfussball: Wie wichtig war der Urlaub, um nach dem schwierigen Herbst eine Weile vom Fußball wegzukommen und den Kopf wieder frei zu kriegen?

Christoph Monschein: Der Urlaub war sehr erholsam und ich glaube, den hat jeder von uns auch gebraucht. Ich war mit meiner Freundin zehn Tage in Mexiko, konnte abschalten und Energie tanken. Das hat mir sehr viel gebracht. Aber danach hab' ich mich schon wieder auf den Trainingsstart und den Frühjahrsauftakt gefreut.

Kannst du im Urlaub wirklich komplett abschalten und den Fußball für eine Weile aus dem Kopf kriegen?

Auf jeden Fall! Ich verbringe die Zeit mit der Familie und Freunden und wenn man in den Urlaub fliegt und vom Alltag wegkommt, kann man sowieso gut abschalten. Ich hab' mit meiner Freundin Tennis gespielt, auch das hat sehr viel Spaß gemacht, wieder einmal eine andere Sportart zu betreiben. Und danach freut man sich umso mehr wieder auf den Fußball.

Mit dem Abstand der Winterpause, wie beurteilst du die Herbstsaison der Austria?

Wir sind generell unter den Erwartungen und den Zielen, die wir uns gesteckt hatten, geblieben. Jedem ist bewusst, dass wir viel mehr reinhauen müssen. Ich sehe es jetzt aber auch bei den anderen Spielern, dass alle extrem motiviert sind und jeder diese Ziele erreichen will.

Welche Gründe habt ihr in euren Analysen für den schlechten Herbst ausgemacht?

Das ist eine schwierige Frage, die ich in den letzten Monaten oft gestellt bekommen habe. Prinzipiell ist es so, dass einfach viele Faktoren zusammenspielen. Sei es die taktische Umsetzung, die im Training super funktioniert hat, im Match dann aber nicht. Sei es teilweise die fehlende Konzentration, weil im Spiel einfach der Leistungsdruck da ist. Es sind viele Faktoren, aber einen konkreten Grund, wo ich sage, wenn wir das ändern, dann läuft's, so etwas haben wir nicht. Wäre dies der Fall gewesen, hätten wir das sofort abgestellt.

Du hast die taktische Umsetzung angesprochen. Habt ihr euch zu Beginn schwer getan, die Ideen von Trainer Christian Ilzer umzusetzen?

Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, seine eigene Taktik, seine eigenen Ansichten vom Fußball. Es war bis jetzt bei jedem Trainer so, dass die Umstellung eine gewisse Zeit gebraucht hat. Natürlich muss man auch immer schauen, wie die Dinge bei den Spielern ankommen oder welche Möglichkeiten man mit dem Kader hat. Da kann es schon einmal passieren, dass es nicht sofort greift. Aber ich glaube nicht, dass das der Hauptgrund dafür war, dass wir nicht nicht so gestartet sind, wie wir wollten.

Von Mitte November bis zur Winterpause seid ihr dann ungeschlagen geblieben. Was ist ab diesem Zeitpunkt anders gelaufen?

Ich glaube, da hat das System schon auch eine Rolle gespielt. Zu diesem Zeitpunkt haben wir begonnen, mit echten Flügeln zu spielen. Jeder Spieler hat dieses System schon längere Zeit gekannt und jedem war klar, was er zu tun hat. Dann gibt's bei jedem Trainer noch Einzelheiten, was er in welchem System haben will, aber prinzipiell war jedem bewusst, wie das Spiel so abläuft. Und wir hatten dann auch eine gute Mischung in der Mannschaft. Die Jungen waren giftig und spürten nicht so den Druck, wie die, die schon länger in der Ersten dabei sind und alles miterlebt haben, was in den letzten Jahren so passiert ist.

Während es für die Austria im Herbst absolut nicht nach Wunsch gelaufen ist, warst du in Hochform. 13 Tore (plus drei im Cup) hast du in dieser Saison bisher erzielt, im Kalenderjahr 2019 warst du mit 18 Treffern Toptorschütze der österreichischen Bundesliga. Liegt das beste Halbjahr deiner Karriere hinter dir?

Ich fühle mich besser als davor und es ist auch mein absolutes Ziel, dass ich mich jedes Jahr verbessere, weiterentwickle, immer mehr aus mir heraushole und jede Saison mehr Tore schieße, weil ich so der Mannschaft als Stürmer am besten helfen kann. Das ist ja auch der Sinn, dass man sich weiterentwickelt. Wenn du über längere Zeit stagnierst, kannst du dich schon dem Karriereende zuwenden. Ich bin froh, dass mir das gelungen ist. Es ist eine Bestätigung meiner Leistung und der Arbeit, die ich jahrelang mache. Ich denke schon, dass es bisher meine beste Saison ist. Das beweist die Statistik.

Hast du eine Erklärung, warum es für dich so gut gelaufen ist, während die Mannschaft in der Krise steckte?

Am meisten liegt es daran, glaube ich, dass ich mich vom Kopf und der Mentalität her immer wieder verbessere und dazulerne, Erfahrung sammle und das wieder ins Positive ummünze. Ich lerne, wie es läuft und wie ich mich im Training, im Match und generell die ganze Saison über verhalten muss, um das Beste aus mir herauszuholen.

Wie gehst du mit dem Druck um?

Ich bin da so, dass ich mir nicht zu viel den Kopf zerbreche. Was ich im Endeffekt beeinflussen kann, ist meine eigene Leistung, was ich am Wochenende in diesen 90 Minuten zeigen kann. Darauf versuche ich den vollen Fokus zu legen, um da alles rauszuhauen, Gas zu geben, zu zeigen, was ich kann und der Mannschaft und dem Verein bestmöglich zu helfen. Ich glaube, das hab' ich in diesem halben Jahr ziemlich gut geschafft.

Bis zur Punkteteilung sind noch vier Runden zu spielen, euer Rückstand auf die Top sechs beträgt sieben Punkte. Mit welchem Gefühl geht ihr in die letzten Spiele des Grunddurchgangs.

Es gilt auf jeden Fall, den vollen Fokus auf die Vorbereitung zu legen, Gas zu geben und optimistisch zu sein. Das ist auch jeder bei uns! Ich bin selbst sehr optimistisch und glaube daran. Wir haben noch vier Spiele, wenn wir die gewinnen, stehen die Chancen sehr gut und daran werden wir alles setzen.

In einem halben Jahr beginnt die EURO 2020. Zuletzt warst du auf der Abrufliste des Nationalteams, aber solltest du deine Quote halten, wird es für Teamchef Franco Foda wohl schwierig, dich nicht mitzunehmen.

Ich hoffe, dass ich weiter aufzeigen kann. Es ist ein absolutes Ziel von mir geworden, zu schauen, dass ich da dabei sein darf und es erleben kann, für sein Land aufzulaufen. Das ist ein Riesentraum- und Ziel von mir und dafür tue ich alles. Es würde mich wirklich sehr glücklich machen, dabei zu sein.

Ein Stürmer mit deinen Statistiken weckt naturgemäß Begehrlichkeiten, Interesse an dir wurde bereits im Herbst kolportiert. Wie sehen deine Überlegungen bezüglich eines eventuellen Transfers aus?

Dass es Anfragen gibt, wenn ein Spieler erfolgreich ist, ist kein Geheimnis. Aber dafür habe ich mein Management, das sich darum kümmert. Das Meiste bleibt weg von mir, somit verschwende ich keine Energie dafür. Ich bekomme alles mitgeteilt und sollten Angebote kommen, muss ich abwägen und schauen, ob es für mich so interessant ist, dass ich überhaupt darüber nachdenke. Aber mein voller Fokus liegt auf der Austria, auf meinem Vertrag, den ich noch eineinhalb Jahre hab' und auf den Zielen, die ich mit dem Verein habe. Von dem her mache ich mir überhaupt keinen Kopf.

Also ist noch nichts Konkretes gekommen, wo du zu überlegen begonnen hättest?

Im Moment ist es so, dass ich bei der Austria bin und mein voller Fokus hier liegt. Ich schaue auf meine Leistung und versuche, alles für die Austria reinzuhauen. Alles andere kommt von alleine und darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn es soweit ist.

David Mayr

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