19.12.2017 15:16 Uhr

Ginter auf der Überholspur: Plötzlich Platzhirsch

Matthias Ginter ist in Gladbach zum Leistungsträger gereift
Matthias Ginter ist in Gladbach zum Leistungsträger gereift

Im Sommer hatte sich Matthias Ginter von seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach einiges versprochen – er suchte mehr Wertschätzung, eine feste Position und er wollte bei den Fohlen zum Führungsspieler reifen. Nach der Hinrunde kann er hinter fast alle diese Ziele schon einen Haken setzen.

Dabei war der Druck für den 23-jährigen Nationalspieler immens hoch, als er im Sommer für 17 Millionen von Borussia Dortmund nach Mönchengladbach wechselte. Denn mit dieser Summe machte Sportdirektor Max Eberl den gebürtigen Freiburger zum teuersten Transfer der Vereinsgeschichte.

Umso begeisterter zeigt sich Eberl jetzt über die Entwicklung seines Wunschspielers. "Es ist schön zu sehen, wie er immer weitere Schritte in seiner Entwicklung macht", schwärmt der Ex-Profi, der Ginter schon 2014 vor seinem Wechsel nach Dortmund verpflichten wollte. "Er verfügt auf dem Platz über eine Präsenz, die enorm wichtig für unsere Stabilität und unsere Statik ist", urteilt Eberl. 

Vielseitigkeit als Bremsklotz

Doch was macht den Rekordeinkauf so wertvoll für die Borussia? Auch wenn er erst 23 ist, bringt Ginter bereits viel internationale Erfahrung mit, von der die junge Gladbacher Mannschaft profitiert. Entscheidend für ihn selbst ist hierbei, dass er einen Stammplatz in der Innenverteidigung des Tabellensechsten inne hat.

"In Dortmund wäre ich wohl immer noch ein reiner Allrounder", erklärt Ginter, der bereits drei Saisontore erzielt hat. "In Gladbach habe ich meine feste Position und eine tragende Rolle", lässt er durchblicken, dass er diese beiden Faktoren in Dortmund vermisst hat.

So ganz wird er das Label der Allzweckwaffe aber auch bei seinem neuen Verein nicht los, denn mit seiner Flexibilität stopfte er schon die ein oder andere Lücke bei den von Verletzungen gebeutelten Fohlen. Unter anderem beim Heimsieg gegen den FC Bayern München.

Als der angestammte Sechser Christoph Kramer sich früh verletzte, brachte Trainer Dieter Hecking Tony Jantschke als Rechtsverteidiger und zog Nico Elvedi in die Innenverteidigung. Ginter rückte auf Kramers Position im defensiven Mittelfeld vor. "Da hat er erst ungläubig geguckt und fragte mich nochmal, ob ich mir sicher sei", lachte Hecking anschließend. "Wir mussten ihn also ein bisschen zwingen." 

Nach anfänglichem Zweifel machte Ginter dann aber eines seiner besten Saisonspiele und erzielte den zweiten Gladbacher Treffer beim 2:1-Sieg. Zuvor war Ginter schon Ende Oktober beim 3:1-Auswärtssieg in Hoffenheim im Mittelfeld aufgelaufen und verdiente sich ebenfalls mit einem Treffer Bestnoten.

Bei den Fans hoch im Kurs

Nicht nur wegen seiner starken Leistungen im Mittelfeld füllen sich Gladbacher Fan-Foren schon mit Diskussionen um einen möglichen dauerhaften Positionswechsel. In der Abwehr leistete sich Ginter schon so manchen Patzer, mit 28 Gegentoren stellen die Fohlen nicht ganz zufällig die drittschlechteste Defensive der Liga. 

Allerdings hat Ginter auch als Innenverteidiger immer wieder sein enormes Potenzial angedeutet. Gibt Hecking ihm und dem Dänen Jannik Vestergaard noch mehr Zeit, könnte das Duo im Zentrum der Viererkette zu einer festen Größe werden.

Wenig Zeit brauchte Ginter unterdessen dabei, seinen beim Wechsel formulierten Anspruch als Führungsspieler geltend zu machen. Schon in seiner ersten Hinrunde ist er einer der absoluten Leader in Gladbach und hat sich ein hohes Standing bei seinen Mitspielern erarbeitet. "Er ist einer unserer Platzhirsche", erklärt Christoph Kramer, der mit Ginter zusammen 2014 Weltmeister wurde: "So etwas entwickelt sich ganz natürlich, wenn ein Spieler mit Ausstrahlung und Leistung voran geht."

Hoffnung auf eine WM-Nominierung

Mit seinem guten Start in Gladbach untermauert Ginter auch seine Ambitionen in der Nationalmannschaft im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Jogi Löw hatte ihm im Sommer zum Wechsel nach Gladbach geraten und für den Bundestrainer könnte gerade Ginters Vielseitigkeit der entscheidende Faktor für eine Nominierung sein.

Unter diesen Umständen hat Ginter sicherlich nichts dagegen, wenn man ihn manchmal doch noch als Allrounder sieht.

Moritz Wollert

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