07.02.2017 16:25 Uhr

Kreissl: "Da blutet auch mir das Herz"

Sturm-Sportchef Günter Kreissl über Erfolg, Transfers und die Verlängerung mit Trainer Franco Foda
Sturm-Sportchef Günter Kreissl über Erfolg, Transfers und die Verlängerung mit Trainer Franco Foda

Die Sturm-Mannschaft hat Graz mit einem starken Herbst wieder wachgeküsst. In der Winterpause gab es zwei schmerzhafte Abgänge, dafür aber finanziellen Gewinn. Wie geht es nun im Frühjahr weiter?

Sportdirektor Günter Kreissl verriet weltfussball, wie er seinen eigenen Erfolg misst. "Wir sind in der Spitzengruppe. Das haben wir uns hart erarbeitet." So kommentierte der Sportchef des SK Sturm am Dienstag bei der Pressekonferenz der Bundesliga in Wien anlässlich des Frühjahrsauftakts die Chancen im Titelrennen. "Es ist aber auch sehr viel an Arbeit von allen Seiten in das Projekt eingeflossen." Kreissl möchte jedenfalls mehr davon sehen. "Je öfter das gelingt, umso mehr ist am Ende des Tages möglich."

Als Sportdirektor ist Günter Kreissl Architekt jener Mannschaft, die "Graz als emotionales Stadion wieder wachgeküsst hat". Der große Schnitt ist bereits im Sommer mit zwölf Neuzugängen und zehn Abgängen erfolgt. "Wir haben sehr viel verändert." Mit Erfolg, denn die Sturm-Fans dürfen nach einer Durststrecke zumindest wieder vom Titel träumen.

Allerdings setzten sich nach nur einem halben Jahr bereits die bekannten Mechanismen im Fußball in Gang: Leistungsträger wurden abgeworben. Mit Sechser Uroš Matić und Stürmer Bright Edomwonyi verließen zwei Stützen den Verein. Die Trennung wurde immerhin mit stolzen Transfererlösen gelindert.

Wann ist ein Sportdirektor erfolgreich?

Profit oder Titel? Wann bezeichnet Günter Kreissl selbst seine Arbeit als erfolgreich, wollte weltfussball daher wissen. "Das ist natürlich eine gute Frage. Weil ich selbst aus dem sportlichen Bereich komme, würde ich sagen, dass für mich der sportliche Erfolg immer höher steht", sagte der Ex-Tormann. "Wenn ein Angebot aber so gut ist, dass es für den Verein passt und auch der Spieler selbst die Chance ergreifen will, muss man aber so viel wie möglich herausholen."

Der von Dimitri Payet erzwungene Abschied von West Ham United sorgte in der letzten Transferperiode international für Aufsehen. "Ich bin Fußballromantiker, auch mir hat das Herz geblutet beim Fall Payet. So wie ich ihn aus den Medien mitbekommen habe." Kann ein Verein den sprichwörtlich Reisenden überhaupt aufhalten? "Es hilft nur, finanziell so potent wie möglich zu sein", vermutete Kreissl. Hier stößt freilich die Romantik an die Grenzen des Geschäfts.

Kreissl letzte Station Wiener Neustadt war insofern eine gute Schule. Den Niederösterreichern wurden etliche Spieler und Betreuer abgeworben. "Nicht nur in dieser, sondern in jeder Hinsicht war es eine gute Schule. Ich habe dort ja alles gemacht, von Management, Pressearbeit bis Training", erinnerte sich der 42-Jährige.

Der spektakulärste Abschied in seiner Zeit bei den Neustädtern war gewiss jener von Trainer Peter Stöger, der sich sogar selbst aus dem laufenden Vertrag freikaufte um Austria-Meistermacher zu werden.

Woran hängt es noch im Fall Foda?

Dazu kam es freilich erst durch eine Absage von Franco Foda. Er gab damals Kaiserslautern den Vorzug. Aktuell ist Foda bekanntlich Sturm-Trainer, noch. Sein Vertrag läuft nur bis Ende der Saison. Der Abschluss der Verhandlungen über die Vertragsverlängerung wurde Ende Dezember ins neue Jahr verschoben.

Seither lautete der schwarz-weiße Vorsatz: "Keine Wasserstandsmeldungen". Eine flüchtigen Blick auf den Pegel ließ Kreissl dann doch zu: "Es hängt im Grunde an nichts mehr. Wir wollen mit Franco Foda weiterarbeiten, er möchte mit uns weiterarbeiten."

Wie die Situation ist, möchte Günter Kreissl am Freitag oder am Spieltag bekannt geben. Zum Frühjahrsauftakt gastieren die Grazer am Samstag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) bei Schlusslicht Mattersburg. In der zweiten Saisonhälfte geht es für Foda um die Chance auf den zweiten Meistertitel als Sturm-Coach nach 2011. Und Kreissl hätte in seinem ersten Amtsjahr finanziell und vereinshistorisch eine Glanztat gesetzt.

Mehr dazu:
>> Sturm Graz: Vorbereitung Winter 2017 

Sebastian Kelterer

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