11.06.2015 15:09 Uhr

"El Tri" und "La Roja" gegen die Underdogs

Mexikos Miguel Herrera geht mit einer blutjungen Mannschaft an den Start
Mexikos Miguel Herrera geht mit einer blutjungen Mannschaft an den Start

Zwölf Mannschaften, drei Gruppen, ein Titel: Vor den ersten Spielen der Copa América 2015 stellt weltfussball die Favoriten und potenzielle Überraschungskandidaten vor. Heute an der Reihe: die Gruppe A.

Ein klarer Favorit, ein krasser Außenseiter, ein Team auf der Suche nach Wiedergutmachung und ein Wild-Card-Inhaber: Auf dem Papier hat die Gruppe A einige interessante Konstellationen zu bieten. Und auch auf dem Rasen dürfte es hoch her gehen. Die vier Mannschaften in der Übersicht:

Chile: der Geheimfavorit

Ohne jeden Zweifel gehört der Gastgeber zu den stärksten Teams des Turniers. Die Euphorie im Land an der Westküste ist riesig. Nicht erst seit den starken Auftritten bei der WM 2014 in Brasilien ist "La Roja" weltweit gefürchtet. Kein Wunder, wenn Superstars wie Alexis Sánchez und Arturo Vidal auf dem Rasen stehen. Aggressives Pressing und technisch hochwertiger Angriffsfußball machen das besondere Spiel der Truppe von Jorge Sampaoli aus. Im Kader tummeln sich Akteure aus den Top-Ligen Europas, die den Mix aus Kampf und Spielfreude verinnerlicht haben. Auch drei Bundesligalegionäre gehören zum Aufgebot: Relegationsheld Marcelo Díaz vom HSV ist ebenso dabei wie der Mainzer Gonzalo Jara und Miiko Albornoz von Hannover 96.
Beste Copa-Platzierung: 4 x Zweiter (1955, 1956, 1979, 1987)
Der Trainer: Jorge Sampaoli - seit 2012 im Amt und ein Liebhaber von Pressingfußball. Ein emotionaler Coach, der während des Spiels ständig unterwegs ist und am Rand der Coaching Zone Anweisungen gibt.
Starspieler: Alexis Sánchez und Arturo Vidal. Nach einer überragenden ersten Saison bei Arsenal, in der Sánchez 25 Tore in 52 Pflichtspielen gelangen, gilt der blitzschnelle Stürmer als einer der Superstars des Turniers. Auch Vidal ist ein Spieler von Weltformat und dürfte trotz des verlorenen Champions-League-Finales topmotiviert in die Copa gehen.

Ecuador: auf Formsuche

Nach dem enttäuschenden Vorrundenaus bei der WM sucht "La Tricolor" nach der Form vergangener Tage. Dem Team von Gustavo Quinteros fehlt es aktuell an internationaler Klasse. Ohne Superstar Luis Antonio Valencia, der wegen Knöchelproblemen ausfällt, dürfte das Erreichen der K.o.-Runde schon das höchste aller Gefühle sein. Bei den letzten vier Copas schieden die Ecuadorianer jeweils früh aus und holten insgesamt nur einen einzigen Sieg. Ein Großteil des Kaders verdient seine Brötchen bei Klubs in Mittel- und Südamerika. Als Hoffnungsträger taugen Enner Valencia, der mittlerweile bei West Ham United unter Vertrag steht, Mittelfeldass Christian Noboa und Jefferson Montero von Swansea City. Schmerzlich vermisst wird der unvergessene Christian Benítez, ehemaliger Goalgetter Ecuadors, der 2013 urplötzlich verstarb.
Beste Copa-Platzierung: 2 x Vierter (1959, 1993)
Der Trainer: Gustavo Quinteros – der ehemalige Coach von CS Emelec hat den Chefposten erst in diesem Jahr übernommen und gilt international als unbeschriebenes Blatt. Als Erbe des nach der WM zurückgetretenen Reinaldo Rueda steht der 50-Jährige in der Heimat besonders im Blickfeld.
Starspieler: Enner Valencia. Getragen vom Hype nach der WM wechselte der sprunggewaltige Angreifer für umgerechnet 15 Millionen Euro in die Premier League zu West Ham United. Trotz einer mageren Ausbeute von vier Saisontreffern zählte Valencia meist zum Stammpersonal der Hammers und könnte auch bei dieser Copa eine wichtige Rolle spielen.

Bolivien: der kämpferische Außenseiter

"El Verde" geht als Underdog des Turniers an den Start. Die vergangenen fünf Copas endeten jeweils mit dem frühen Aus für die Bolivianer, die auch in diesem Jahr kaum Chancen auf einen der Spitzenplätze in der Gruppe haben. Erst vor wenigen Tagen wurden dem Team von Mauricio Soria wieder die Grenzen aufgezeigt, als im Test gegen Argentinien ein deutliches 0:5 geschluckt werden musste. Die Mehrzahl der Kaderspieler sind in der heimischen Liga aktiv, einzig der Ex-Bremer Marcelo Moreno sticht aus der No-Name-Truppe heraus. Wenn sich Bolivien als Einheit präsentiert, ist der eine oder andere Achtungserfolg drin, doch für die K.O.-Runde dürfte "El Verde" kaum in Frage kommen.
Beste Copa-Platzierung: 1 x Zweiter (1997)
Der Trainer: Mauricio Soria - Der ehemalige Nationaltorhüter hat das Team 2014 zunächst interimsweise übernommen und wurde inzwischen zum Chefcoach ernannt. Sein Stil und dementsprechend auch der seiner Elf gilt als sehr kampfbetont.
Starspieler: Marcelo Moreno. Nach erfolglosen Stationen in Europa bei Shakhtar Donetsk, Wigan Athletic und Werder Bremen fand der Angreifer bei Cruzeiro EC in Brasilien wieder zu alter Stärke und landete im Vorjahr mit 15 Treffern auf dem dritten Rang der Torjägerliste. Moreno ist der einzige Akteur in Boliviens Kader, der mehr als drei Länderspieltore aufweisen kann.

Mexiko: ohne Stars, mit viel Potenzial

Das Teilnehmerfeld des Turniers wird erneut durch zwei Nationen aus dem CONCACAF-Verband komplettiert. Eines dieser Länder ist das fußballverrückte Mexiko, das sich seit Jahrzehnten einen Namen im internationalen Vergleich erarbeitet hat. Schon zwei Mal stand "El Tri" kurz vorm Triumph bei einer Copa, doch sowohl 1993 als auch 2001 war im Finale Endstation. Unter der Leitung von Miguel Herrera geht Mexiko diesmal mit einem extrem jungen Kader an den Start. Grund ist der kommende Gold Cup, der bei den Mittelamerikanern oberste Priorität genießt. Deshalb fehlen Stars wie Javier Hernández, Carlos Vela, Héctor Herrera und Guillermo Ochoa im Aufgebot. Potenzial ist massenhaft vorhanden, der Mangel an internationaler Erfahrung könnte allerdings zum Stolperstein werden.
Beste Copa-Platzierung: 2 x Zweiter (1993, 2001)
Der Trainer: Miguel Herrera – "El Piojo" ("die Laus") wird der leidenschaftliche Trainer in der Heimat liebevoll genannt. Seine emotionalen Auftritte an der Seitenlinie bei der WM haben dem Übungsleiter Kultstatus verliehen. Zudem gilt er als cleverer Taktiker.
Starspieler: Rafael Marquez. Auch im Alter von 36 weiß der Routinier immer noch, wie man eine Abwehr zusammenhält. Der Innenverteidiger ist dank seiner Führungsqualitäten ein wichtiger Baustein dieses jungen mexikanischen Teams.

Mehr dazu:
>> Copa América: Mehr als Messi und Neymar
>> Chile: Reif für den ersten Titel

Heiko Lütkehus

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten