13.10.2014 08:00 Uhr

Österreichs starke Leistung hat ein Manko

ÖFB-Teamchef Marcel Koller durfte
ÖFB-Teamchef Marcel Koller durfte "nur" ein 1:0 über Montenegro feiern

Der 1:0-Sieg über Montenegro rundete für Österreich eine gelungene "Week of Football" im Oktober ab. Dank einer starken Leistung wurde der Rivale in der EM-Qualifikation für Frankreich 2016 dominiert. Einzig die lasche Chancenverwertung verhinderte einen deutlichen Triumph vor eigenem Publikum.

"Wir haben ihnen befohlen Tore, Tore zu schießen, doch sie haben nicht zugehört", scherzte ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach dem Heimerfolg über Montenegro. Immerhin hatte Rubin Okotie die Worte vernommen und in der 24. Minute das ausschlaggebende  Tor erzielt. Er kam für den gesperrten Marc Janko zum Zug, weil Koller den "klassischen Stürmer" bringen wollte.

Während der Partie war der ÖFB-Teamchef, wie er sagte, "immer auf Spannung". Denn seine Mannschaft verpasste die Vorentscheidung durch das Auslassen zahlreicher hochkarätiger Tormöglichkeiten, so dass in der Schlussviertelstunde Gäste-Kapitän Mirko Vučinić noch für zwei Schrecksekunden im mit 44.200 Zuschauern gefüllten Wiener Ernst-Happel-Stadion sorgen konnte.

"Schon in der ersten Halbzeit waren wir dominant, konnten aber leider nur ein Tor erzielen. In der zweiten war es extremer. Aber wenn du das zweite oder dritte nicht machst, kann der Gegner im Konter oder in Standards gefährlich bleiben", resümierte Koller. Das Thema Chancenverwertung begleitet den Schweizer auch in der Stunde des Sieges, bremst seinen Optimismus aber nur wenig: "Man muss tagtäglich dran arbeiten, aber irgendwann werden wir wieder mehr Tore erzielen."

Den Sieg hielt Marcel Koller ebenso wie seine Spieler klarerweise für verdient, von der besten Leistung in seiner Ära wollte er aber nicht sprechen: "Ich hätte mir paar Tore mehr gewünscht. Ich bin nicht ganz zufrieden." Auch in puncto Ruhe und Abgeklärtheit gäbe es seiner Ansicht nach Entwicklungspotential im Team.

Die Dominanz drückte sich auch in Zahlen aus. Acht Torschüssen der Österreicher standen bescheidene zwei der Gäste gegenüber. In Summe zählten die Statistiker der UEFA ein Verhältnis von 19 zu 9 bei den Abschlussversuchen. Von 359 rot-weiß-roten Pässen fanden 328 den richtigen Abnehmer, während Montenegro nur auf 197 von insgesamt 227 kam.

Stolze Spieler bremsen Euphorie

Große Freude herrschte freilich bei den Spielern. Sie wollten den Boden unter den Füßen aber nicht verlieren. "Von den 38 Länderspielen war es sicher eines der besseren. Wichtig war aber, dass wir als Mannschaft sehr gut agiert und den Gegner unter Druck gesetzt haben. Das war das Ausschlag gebende", so Marko Arnautović, der mit unbändigem Einsatz die Torvorlage für Rubin Okotie lieferte. Leider war für ihn früher Schluss, ein Schlag auf die Hüfte zwang den Stoke-Legionär trotz Schmerztablette in der Halbzeitpause zur Auswechslung.

Schlussmann Robert Almer hielt mit seinem "Big Save" kurz vor Schluss die drei Punkte fest: "Man versucht immer parat zu sein. Wir hätten das Spiel früher entscheiden müssen, dann fallen solche Aktionen auch nicht ins Gewicht." Abwehrchef Aleksandar Dragović merkte an, dass es solche Situation immer gibt: "Ich kenne keine Mannschaft auf der Welt, die keine Chance zulässt."

Im Parallelspiel patzte Russland daheim gegen die Republik Moldau und kam nur zu einem 1:1-Remis. Zumindest bis zum direkten Duell am 15. November ist Österreich somit Tabellenführer der Gruppe G. Mit je zwei Punkten Vorsprung auf die Russen und Schweden. Die Skandinavier bezwangen auch ohne den verletzten Zlatan Ibrahimović am späten Abend Liechtenstein mit 2:0.

Erster Platz für ÖFB-Kicker kaum einen Blick wert

"Eine schöne Momentaufnahme", meinte Almer dazu. Während Dragović vorerst nur die drei Punkte feiern und von Spiel zu Spiel blicken wollte, warnte Florian Klein davor in Euphorie zu verfallen: "Mit sieben Punkten hat sich noch keine Nation für eine Endrunde qualifiziert."

Österreichs Kapitän Christian Fuchs malte gar den Teufel an die Wand: "Gegen Russland geht es genauso wieder um drei Punkte, die wir auch liegen lassen könnten." Dass die Gruppengegner patzen, werte aber auch eigene Leistungen auf. "Man sieht vor allem, dass der so genannte Pflichtsieg gegen Moldawien keiner war. Wenn sich Russland, das von der Papierform über uns zu stellen sind, schwer tut, dann sieht man was wir dort geleistet haben", so Fuchs.

Obwohl Mittelfeld-Rackerer Julian Baumgartlinger es sogar für einen "Witz" hielt, dass Österreich gegen Montenegro nicht höher gewonnen hat, so brachte der Oktober neben dem Punktemaximum aus den zwei Spielen vor allem eines: Selbstvertrauen für das Duell mit dem Gruppenfavoriten.

Mehr dazu:
>> Österreich besiegt Montenegro verdient
>> Ergebnisse, Spielplan und Tabelle, ÖFB-Gruppe G

Sebastian Kelterer

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