19.05.2014 14:09 Uhr

Ära Schmidt: Zwei Titel und zwei Blamagen

Ende gut, fast alles gut. Roger Schmidt mit dem Cup-Pokal in den Händen, flankiert von Kevin Kampl und Alan samt Meisterschale.
Ende gut, fast alles gut. Roger Schmidt mit dem Cup-Pokal in den Händen, flankiert von Kevin Kampl und Alan samt Meisterschale.

"Mit dieser Mannschaft Meister zu werden, ist jetzt nicht so etwas ganz Besonderes", stellte RB-Sportchef Ralf Rangnick vor ein paar Wochen trefflich fest. Besonders in der Ära Schmidt bei den Salzburger Bullen waren zwei Cup-Blamagen, eine nationale und eine internationale, und der Einzug in das Achtelfinale in der Europa League. In Erinnerung bleiben werden die offensive Spielweise mit dem Pressing bis zum gegnerischen Sechzehner; und amtlich ist seit Sonntag das Double.

Von einer "Riesen-Erleichterung" und noch keiner aufkommenden Wehmut sprach Salzburgs Trainer Roger Schmidt nach dem 4:2-Finalsieg im ÖFB-Cup gegen den Zweitligisten SKN St. Pölten im Wörthersee Stadion. Es war sein letzter voller Arbeitstag hierzulande, bevor er sich ab Ende Juni voll seiner neuen Herausforderung Bayer Leverkusen widmet. Lediglich eine "Bestandsaufnahme" macht Schmidt noch - soll heißen, der Zustand der angeschlagenen Spieler wird überprüft und ausgewertet und die Betroffenen bekommen noch ein persönliches Programm für die nächsten Tage und Wochen mit auf den Weg.

Mit dem Double-Gewinn und dem Einzug ins Achtelfinale der Europa League ist er der erfolgreichste Trainer der noch jungen Bullen-Ära. Ricardo Moniz holte zwar ebenfalls Meisterschaft und Cup in einer Saison (2011/2012), scheiterte in der Europa League aber etwas früher, in der 2. Runde (entspricht dem Sechzehntelfinale) an Metalist Kharkov.

Sogar Guardiola zollte Respekt

Laut Schmidt ist in seiner Zeit "sehr viel geschehen" und "der Verein steht jetzt sicher anders da, als zu dem Zeitpunkt, an dem ich gekommen bin." Neben den Europacuperfolgen werden vor allem die offensive Spielweise mit dem Pressing bis zum gegnerischen Sechzehner und das schnelle Umschalten in positiver Erinnerung bleiben. Das brachte ja selbst die Bayern in einem Testspiel aus dem Tritt (0:3) und rang Trainer-Guru Pep Guardiola Respekt ab: "Ich habe noch nie gegen eine Mannschaft gespielt, die mit einer so hohen Intensität gespielt hat."

Wie die Bayern, brachten es die Salzburger dank ihrer Erfolge diese Saison auf 56 Pflichtspiele. "Vor dem Spiel gegen St. Pölten hatten wir die 180. Besprechung mit Video-Analyse", hielt Schmidt auch noch einmal fest. Nebenbei ist er, seit sein Abgang nach Leverkusen feststeht, in die Transferpolitik von Bayer eingebunden. Dafür habe er keine Energie verschwendet: "Die hervorragende Scouting-Abteilung dort genießt mein vollstes Vertrauen."

Philippe und Baumgartner obsiegten

Ebenfalls in Erinnerung bleiben wird die vielleicht peinlichste Europacup-Schlappe einer österreichischen Mannschaft überhaupt, nämlich das Aus in zwei Spielen gegen die Feierabend-Kicker von F91 Dudelange (Düdelingen) in der 2. Qualifikationsrunde der Champions League im Juli 2012. Deren Trainer Didier Philippe wurde keine vier Monate später entlassen, weil er Dudelange in Luxemburg nicht mehr auf Meisterkurs brachte. Unter die Kategorie Blamage fällt sicher auch das Cup-Out gegen den vom nunmehrigen St. Pölten-Trainer Gerald Baumgartner betreuten Regionalligisten Pasching im Halbfinale im Mai 2013 vor eigenem Publikum.

Diese Scharte hat Schmidt gegen St. Pölten nun ein wenig ausmerzen können. Auch wenn er diese Spiele von vornherein nie vergleichen wollte, zumal für ihn St. Pölten in Österreichs zweiter Liga vom Potenzial her außer Konkurrenz sei und er ohenhien "nie jemanden etwas heimzahlen will".

Kein Anruf bei Hyppiä, aber Vertrauen in Glasner

Dementsprechend trat Schmidt bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im Bullen-Dress im Wörthersee Stadion auch nicht seinem Nachfolger Adi Hütter nach, der ihm nach einem Duell mit Grödig im Oktober 2013 "Überheblichkeit" und "fehlenden Respekt" vorgeworfen hatte. Seinen Vorgänger bei Leverkusen, Sami Hyypiä, will Schmidt auch nicht kontaktieren.

Dass ihn Oliver Glasner nicht nach Deutschland als Co-Trainer begleitet, sondern in Ried als Chefcoach anheuert, geht dafür "voll in Ordnung" für Schmidt: "Er ist dort ein 'Local Hero' und wird sicher einen guten Job machen. Davon bin ich überzeugt."

Mehr dazu:
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ts

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