Osnabrück: Hauskrach beim VfL

Am Ende eines turbulenten Jahres wird beim VfL Osnabrück eine erhebliche Führungskrise öffentlich. Das Verhältnis zwischen Geschäftsführung und Teilen des Präsidiums sowie einflussreichen Gönnern des VfL scheint vollkommen zerrüttet.
Nach dem letzten Spiel gegen den Chemnitzer FC übergaben fünf größere Sponsoren und Darlehensgeber einen Brief an VfL-Geschäftsführer Jürgen Wehlend, in dem sie diesem das Misstrauen aussprachen. Das Schreiben gipfelt in der Androhung, die Unterstützung für den Verein vollends einzustellen, sollte Wehlend sein Amt fortführen.
Pikant dabei: Auch Aufsichtsratvorsitzender Michael Meyer und Vereinspräsident Christian Kröger gehören zu den Unterzeichnern – wenngleich letzterer nur in seiner Funktion als Beiratsvorsitzender. "Das Schreiben ist im Vorfeld mit uns abgestimmt worden. Es findet inhaltlich unsere uneingeschränkte Zustimmung", heißt es über den Unterschriften von Meyer und Kröger laut der "Neuen Osnabrücker Zeitung", der das Schreiben vorliegt.
Vorwurf: VfL auf dem Weg in die Insolvenz
Die Verfasser des Briefes legen in diesem u.a. ihren Eindruck dar, dass sich der VfL unter der Führung Wehlends auf dem Weg in die Insolvenz befände und die nötige Professionalisierung im Rahmen der 2013 erfolgten Ausgliederung nicht vollzogen und eine Zukunftsvision für den Klub nicht erkennbar sei.
Wehlend selbst meldete sich aus seinem Urlaub gegen über der NOZ zu Wort. Er zeigte sich "befremdet über die Vorgehensweise" und wies die Vorwürfe zurück. Zudem äußerte er die Auffassung, dass sich die wirtschaftliche Situation des VfL spürbar verbessert habe und die aktuelle Saison ohne ein erneutes Defizit abgeschlossen werden könnte. Detailliert will sich Wehlend nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub äußern.
Vizepräsident nicht informiert
Jüngste Äußerungen von Vizepräsident Christoph Ehrenberg lassen die Lage beim Tabellensechsten der 3. Liga dann vollends chaotisch erscheinen. Ehrenberg teilte den "Osnabrücker Nachrichten" gegenüber mit, dass er von dem Schreiben der Sponsoren vor der Übergabe überhaupt keine Kenntnis erlangt hatte und zudem die darin geteilten Vorwürfe nicht vollends teilt.
Dennoch aber sei laut Ehrenberg eine einvernehmliche Trennung von Wehlend zum 1.3.2014 bereits unterschriftsreif gewesen. Unwahrscheinlich scheint dieses Szenario nicht: Der Geschäftsführer hatte auf der jüngsten Jahreshauptversammlung im November öffentlich erklärt, dass er bereits im Sommer 2013 seinen Rücktritt angeboten hatte, dies aber abgelehnt worden sei.
Wirtschaftlicher Überlebenskampf
Eine Führungskrise kommt nie gelegen, erwischt den VfL aber mitten im wirtschaftlichen Überlebenskampf. Das einstige Dauermitglied der 2. Bundesliga (Rang acht in der ewigen Tabelle) kämpft seit Jahren um die erneute Etablierung im Unterhaus. Das Konzept, diese mit einem hohen Maß an Risiko förmlich zu erzwingen, führte jedoch nur zu einer sportlichen Fahrstuhlfahrt zwischen Liga zwei und drei. Im vergangenen Sommer wurde der erneute Wiederaufstieg in der dritten Relegationsteilnahme binnen fünf Jahren verpasst. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich ein Schuldenberg in Höhe von ca. 10 Millionen Euro an der Bremer Brücke aufgetürmt.
Im vergangenen Jahr rettete nur ein Darlehen der Stadt Osnabrück das Überleben des VfL, der nach der nicht unumstrittenen, aber 2013 erfolgten Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in die "VfL Osnabrück GmbH und Co. KGaA" auf neue Investoren hofft. Die derzeitigen Querelen dürften für dieses Unterfangen allerdings kaum förderlich sein.
wfb