13.12.2013 16:19 Uhr

Heimkehr des verlorenen Sohnes

Giovani Dos Santos ist bei Villarreal zur Topform zurückgekehrt
Giovani Dos Santos ist bei Villarreal zur Topform zurückgekehrt

Wenn das Camp Nou am Samstagabend seine Pforten öffnet und der FC Barcelona das "gelbe U-Boot" aus Villarreal empfängt, kehrt Giovani Dos Santos als Toptorjäger der Gästemannschaft an den Ort zurück, an dem er im Barça-Trikot sein Profidebüt feierte. weltfussball stellt den Mann vor, vor dem selbst Lionel Messi einst zitterte.

Das Fußballspielen wurde Giovani Dos Santos in die Wiege gelegt. Schon Vater Geraldo verdiente sich seine Sporen in den 80er Jahren als Profi in der mexikanischen Liga. Und da der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, dachte der gebürtige Brasilianer nicht lange nach, als sich seinem Sprössling im Alter von 12 Jahren eine einmalige Chance bot: der Besuch in "La Masía", der bekanntesten Fußballschule der Welt.

Der junge Giovani packte seine Koffer, stieg in den Flieger und schloss sich dem großen FC Barcelona an. Seine erste Dienstreise sollte der Beginn einer Karriere mit vielen Höhen und Tiefen werden.

Der "mexikanische Messi"

Giovani Dos Santos' sportlicher Werdegang weist viele Parallelen zu dem des dreifachen Weltfußballers Lionel Messi auf. Beide kamen als heranwachsende Teenager in die katalanische Metropole, durchliefen sämtliche Jugendabteilungen des Vereins und debütierten früh in "La Liga". Giovani spielte 2007 bereits im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal im Camp Nou vor – und hinterließ einen bleibenden Eindruck.

In jener Saison plagten Messi zahlreiche Verletzungen. "La Pulga" sah sogar seinen Stammplatz durch eben jenen Dos Santos gefährdet. Wie der Argentinier damals in einem Interview verriet, fürchtete er sich vor "dem Mexikaner in Topform". Der U17-Weltmeister erntete viel Lob. So viel, dass es ihm zu Kopfe stieg und aus der Bahn warf.

Durch zahlreiche Undiszipliniertheiten verbaute "Gio" sich seine Karriere bei der Blaugrana. Die einzige Lösung war die Flucht. Im Sommer 2008 verkündete er schließlich den Wechsel zu den Tottenham Hotspur. Aus rein sportlichen Gründen, wie er stets betonte. Er habe neben all den Stars keine Chance gesehen, in Barcelona regelmäßig zum Einsatz zu kommen.

"Tottenham-Star ertrinkt auf Weihnachtsfeier im Alkohol"

In England angekommen, vergingen nur wenige Monate bis zu den nächsten Negativ-Schlagzeilen. "Tottenham-Star ertrinkt auf Weihnachtsfeier im Alkohol", titelte der "Mirror", nachdem Giovani Dos Santos torkelnd durch die Straßen zog und vom Boulevard entdeckt worden war. Die dazugehörigen Bilder zeigten einen sturzbetrunkenen Fußballprofi, der sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und von den Sicherheitskräften getragen werden musste. Nur ein Skandal von vielen. Schon in seinem ersten Jahr auf der Insel war klar: Der Mexikaner und London - das passt nicht zusammen.

Der einstige Stern am Himmel von "La Masía" befand sich im freien Fall. Folgerichtig wurde der undisziplinierte Heißsporn zunächst in die zweite englische Liga, dann zu Galatasaray und Racing Santander ausgeliehen. Doch erst am Golf von Biscaya spielte er endlich wieder den Fußball, mit dem er 2002 die Blicke der Scouts auf sich gezogen hatte.

Unter spanischer Sonne zurück zu alter Stärke

Unter Trainer Marcelino zeigte der Mexikaner die Klasse, die er in England nie abrufen konnte. Auch in seiner Heimat vertraute man stets auf seine Qualitäten, weshalb er heute bereits über 70 A-Länderspiele auf dem Buckel hat. Höhepunkt seiner Karriere war der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Ausgerechnet in jener Stadt, in der er auf Vereinsebene nie glücklich wurde.

Nach einem Jahr bei Mallorca spielt Dos Santos mittlerweile Villarreal - und zwar erfolgreich: Mit sechs Treffern und drei Vorlagen ist der 24-Jährige der Topscorer beim Aufsteiger, der aktuell auf dem fünften Tabellenplatz steht. Das Vertrauen seines Trainers scheint ihn zu beflügeln: "Bei Marcelino habe ich immer auf der 'falschen Neun' gespielt. Von Tag zu Tag fühle ich mich wohler auf dieser Position. Er fordert von mir Tore zu schießen und vorzubereiten", erklärt "Gio" seine neue Rolle.

Die "Mundo Deportivo" behauptet sogar: "Giovani spielt langsam wieder auf Barça-Niveau" – den Beweis muss der "mexikanische Messi" erst noch erbringen. Am besten schon am Samstag, dann tritt er mit dem "gelben U-Boot" gegen seine alte Liebe an.

>> Barcelona - Villareal im weltfussball-Liveticker (Samstag, 20 Uhr)

Thomas Malzacher

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