Neururer exklusiv: "Weihnachten noch VfL? Ich bin überzeugt!"

Trotz der Negativserie des VfL Bochum ist Peter Neururer überzeugt von seiner Mannschaft und will die Saisonziele nicht korrigieren. Im Interview mit weltfussball spricht der Kult-Trainer über den Umbruch, gute und schlechte Omen und sein Ziel Bundesliga.
weltfussball: Herr Neururer, Sie haben vor Ihrem Amtsantritt im April häufig betont, dass die Arbeit als Trainer für Ihre Gesundheit nicht schädlich sondern förderlich sei. Trifft diese Aussage auch noch für die aktuelle Serie mit sechs Pflichtspielen ohne Sieg zu? Wie geht es Ihnen derzeit gesundheitlich?
Peter Neururer: Mir persönlich geht es ausgezeichnet. Ich übe den Beruf aus, den ich liebe und das auch noch beim VfL Bochum. Jeden Morgen fahre mit guter Laune und motiviert zur Arbeit. Natürlich ist die Tabellensituation nicht angenehm. Auch wenn gerade einmal ein Drittel der Saison gespielt ist, nehmen wir unsere Lage natürlich ernst. Hier wird nichts schön geredet. Vielmehr arbeiten wir hart, um möglichst schnell das gesicherte Mittelfeld zu erreichen. Denn dort kann man eine Mannschaft besser entwickeln, als wenn man in jeder Woche einen brutalen Ergebnisdruck hat.
weltfussball: Ihr Team hat sieben Punkte aus den Spielen gegen die Aufstiegsfavoriten Fürth, Berlin und Kaiserslautern geholt. Gegen die vermeintlich Kleinen gab es dagegen noch keinen Sieg. Warum hat die Mannschaft Probleme mit der Favoritenrolle?
Peter Neururer: Wir haben im Sommer 16 Spieler abgegeben und 11 externe Neuzugänge dazu geholt. Wenn man solch einen umfangreichen Umbruch, der fast ein Neuanfang ist, hinter sich hat, ist es oft so, dass die Mannschaft sich erst finden muss. Leistungsschwankungen sind dann keine Seltenheit. Wir sind aber auf einem ordentlichen Weg und davon überzeugt, dass wir in dieser Saison frühzeitig den Klassenerhalt sichern können.
weltfussball: Mit Energie Cottbus treffen Sie nun erneut auf einen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel (Freitag ab 18 Uhr im weltfussball-Liveticker). Ein schlechtes Omen?
Peter Neururer: Das mit Omen ist immer so eine Sache. Wir haben im April in Cottbus mit 2:0 gewonnen und damit den Grundstein für den Klassenerhalt gelegt. Das ist eher ein positives Vorzeichen. Wobei mich das weniger interessiert. Unter dem Strich zählt nur die Arbeit auf dem Platz – innerhalb der Trainingswoche und dann am Wochenende im Wettkampf.
weltfussball: Sie sprechen die Partie im April an, als Sie mit einem Sieg gegen Cottbus die Wende einleiteten. Was macht Sie zuversichtlich, dass die Partie am Freitag auch ein Wendepunkt für die aktuelle Saison werden wird?
Peter Neururer: Die Defensivleistung der Mannschaft gegen Kaiserslautern. In dem Spiel haben wir als Kollektiv wieder sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Im Spiel nach vorne hingegen lief es nicht optimal, obwohl Richard Sukuta-Pasu vier ausgezeichnete Torchancen hatte. Wir haben in dieser Woche viel am Umschaltverhalten gearbeitet und wir sind zuversichtlich, dass wir dem kleinen Schritt gegen den FCK einen großen in Cottbus folgen lassen werden.
weltfussball: Zuletzt gab es bei der Hauptversammlung viel Applaus für Sie, auch der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis hat Ihnen öffentlich demonstrativ den Rücken gestärkt. Fühlen Sie sich derzeit richtig fest im Sattel oder glauben Sie, dass die Partie gegen Cottbus bereits zu Ihrem Schicksalsspiel werden kann?
Peter Neururer: Wissen Sie: Das Spiel damals gegen Cottbus war ein Schicksalspiel für den Verein. Da standen wir mit dem Rücken zur Wand. Jetzt ist die Situation eine andere. Die nächste Partie kann natürlich entscheidend für den weiteren Verlauf der Hinrunde sein. Sollten wir im Stadion der Freundschaft erfolgreich sein, gehen wir mit mehr Rückenwind in das Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Diesem Vorhaben gilt meine ganze Konzentration.
Alle Termine und Ergebnisse des VfL Bochum auf einen Blick
weltfussball: Sind Sie Weihnachten noch Trainer des VfL Bochum?
Peter Neururer: Davon bin ich überzeugt.

weltfussball: Hoffnung dürfte Ihnen machen, dass das Mittelfeld der 2. Liga eng beeinander ist. Die Aufstiegsplätze sind dagegen schon in weiter Ferne. Haben Sie nach der jüngsten Misserfolgsserie Ihre Zielsetzung für diese Saison bereits überdacht? Wohin geht es für Bochum?
Peter Neururer: An unserer Zielsetzung hat sich nichts geändert. Zweimal in Folge hat der Verein in den vergangenen Jahren den Klassenerhalt erst am vorletzten Spieltag perfekt gemacht. Nicht zu vergessen: Wir operieren im vierten Zweitligajahr mit einem ähnlichen Etat wie der VfR Aalen. Natürlich gehört der VfL Bochum angesichts seiner Tradition, seiner leidenschaftlichen Fans und seiner ausgezeichnete Infrastruktur inklusive des wunderschönen Stadions in die 1. Bundesliga, aber wir müssen nun einen längeren Anlauf nehmen. In dieser Saison wollen wir die Mannschaft kontinuierlich entwickeln und frühzeitig den Klassenerhalt erreichen, um dann die darauf folgende Spielzeit besser planen zu können. In der wollen wir dann wieder angreifen.
weltfussball: Vor Ihrem neuerlichen Engagement in Bochum liebäugelten Sie bereits mit dem Karriereende – und begründeten das damit, dass Sie drei Jahre aus dem Geschäft raus waren. Wird die jetzige Station beim VfL Ihre letzte sein oder sind Sie nun wieder voll im Geschäft?
Peter Neururer: Ich habe vor ein paar Monaten gesagt, dass es drei Vereine gibt, denen ich immer helfen würde (Bochum, Köln, Schalke; Anm. d. Red.). Einer davon hat im April 2013 mit mir Kontakt aufgenommen. Wir haben beim VfL einen Weg eingeschlagen, der noch lange nicht zu Ende ist.
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weltfussball: Direkt gefragt: Sieht Deutschland Peter Neururer noch einmal auf der Bank bei einem Bundesliga-Klub?
Peter Neururer: Mit dem VfL in die 1. Bundesliga zurückzukehren – das ist das große Ziel. Aber das ist auch Zukunftsmusik. Die Gegenwart heißt Auswärtsspiel in Cottbus. Eine große Herausforderung, die wir unbedingt erfolgreich meistern wollen.
Interview: Jochen Rabe