09.10.2013 10:36 Uhr

Legenden der Vergangenheit: Zamora - "Il divino"

Ricardo Zamora galt als bester Torhüter der Welt
Ricardo Zamora galt als bester Torhüter der Welt

Zu Zeiten von Torwartlegenden wie dem Italiener Combi oder dem Tschechen Plánicka stach ein Keeper noch einen Hauch mehr hervor. Ricardo Zamora begeisterte die Massen, wurde schon zu Lebzeiten nur der "Göttliche" genannt und stellte ein verhindertes Gegentor immer über das Wohl seines eigenen Körpers.

Am 21. Januar 1901 geboren, zeigte sich schnell die große Sportbegeisterung des spanischen Arztsohnes. Statt mit Fußball beschäftigte sich Ricardo Zamora zunächst eher mit der baskischen Nationalsportart "Pelota", wodurch er seine Reaktionsgeschwindigkeit an die Grenze des Machbaren schärfte.

Als der junge Katalane jedoch während seiner Studienzeit den älteren Studenten beim Kicken zugschaute, entschärfte er kurzerhand einen missglückten Schussversuch, der sich in seine Richtung verirrt hatte. Von den Reflexen des Jungspundes überrascht, bat man ihn nach dem Training zu einem Gastspiel zwischen den Pfosten. Was jedoch als Lehrstunde gedacht war, endete in einem verzweifelten Bombardement des wieselflinken Zamoras. Doch dieser brillierte.

Ein Schluck Kognak gegen die Nervosität

Nur wenig später hütete der schmächtige Zamora als jüngstes Mitglied den Kasten des Studententeams. In einem Freundschaftsspiel wartete die berühmte Elf von Espanyol Barcelona. Der Keeper war nervös und kassierte schnell vier Treffer. Erst ein Schluck Kognak in der Halbzeitpause lockerte ihn.

Im zweiten Durchgang entschärfte der Neuling Angriffswelle um Angriffswelle und brachte die Superstars an den Rande der Verzweiflung. Nach 90 Minuten stand es immer noch 4:0 für Espanyol, der Star stand aber zwischen den Pfosten des Uni-Teams.

Presse feiert Neuling

Kein halbes Jahr nach dieser Begegnung lud Espanyol-Finanzier und Familienfreund José Maria Tallada den kleinen Ricardo dazu ein, sein Können im Tor des großen Klubs gegen die "Königlichen" aus Madrid zu beweisen. Obwohl Zamoras Vater sich strikt gegen eine Fußballkarriere seines Sohnes stellte, gelang es Tallada, seinen Freund dennoch von einem Versuch zu überzeugen. Eine Entscheidung, die er nicht bereuen sollte: Espanyol gewann 1:0, die Presse überschlug sich in Superlativen und feierte die Leichtigkeit, mit der Zamora die Bälle hielt.

So kometenhaft sein Aufstieg, so rapide deutete sich ein baldiges Kariereende an. Schwer erkrankt rang Zamoras Vater seinem Spößling das Versprechen ab, den Platz im Tor gegen die Stuhlreihen im Hörsaal einzutauschen, woraufhin Ricardo tatsächlich zurücktrat. Als jedoch eine Studentengruppe, die dem FC Barcelona angehörte, Zamora bat, sie bei einem Freundschaftsspiel zu unterstützen, zumal im Sturm und somit nicht direkt wider seines Verprechens, ließ sich Zamora überreden. Nach der Genesung seines Vaters kehrte der Katalane schließlich wieder ins Tor zurück. Diesmal jedoch beim FC Barcelona, mit dem er 1920 und 1922 die Copa del Rey gewinnen konnte. Die Sehnsucht nach den alten Freunden legte sich jedoch nie so richtig, sodass Zamora nach drei Jahren wieder zu Espanyol zurückkehrte.

Silber bei Olympia, bester Torhüter bei der WM

Während seiner Zeit bei Barça schaffte es Zamora auch zur Nummer Eins der spanischen Nationalmannschaft. Sein Debüt im Dress der "Furia Roja" feierte der Keeper beim olympischen Turnier 1920 in Antwerpen. Am Ende einer Reihe von harten Spielen, in denen ein furios agierender Zamora ein ums andere Mal den Sieg sicherte, stand mit der Silbermedaille ein Riesenerfolg.

Bei der WM 1934 wurde er zudem als bester Keeper des Turniers geehrt. Insgesamt bestritt Zamora 46 Länderspiele, in denen er nur 42 Gegentore kassierte.

Zamora und sein Signalpulli wechseln in die Hauptstadt

1929 führte Zamora Espanyol ins Finale des spanischen Cups, wo einmal mehr Real Madrid an den Künsten des "Göttlichen" scheiterte. Espanyol, oder besser gesagt Zamora siegte mit 2:1 und weckte das Interesse der Madrilenen. Bereits während des Siegerbanketts schacherten die Präsidenten der Finalisten um den Schlussmann. Eine damalige Rekordsumme soll den Besitzer gewechselt haben und Zamaro wechselte.

Mit an Bord wie bei allen seinen Stationen: sein charakteristischer gelber Wollkragenpulli, den er immer trug, da er hoffte die Signalfarbe verführe die gegnerischen Angreifer zum Schuss in seine Richtung.

Nach dem Gang zu Real ereilte Zamora die schlimmste Verletzung seiner Laufbahn: Ein Schulterbruch und mehrere zertrümmerte Rippen bedeuteten nach Ansicht vieler Ärzte das Karriereaus. Doch nur sechs Monate später brachte "il divino" die gegnerischen Angreifer erneut um den Verstand. Mit den Madrilenen errang Zamora weitere Titel, darunter zweimal Platz eins in "La Liga".

Bürgerkrieg und Flucht nach Frankreich

So sehr man sich auch über die herausragende sportliche Stellung Zamoras einig ist, so undurchsichtig ist seine politische Gesinnung. Dem Keeper wurden Sympathien für Francos Nationalbewegung nachgesagt, woraufhin er während des spanischen Bürgerkriegs von republikanischen Truppen inhaftiert wurde und erst auf Drängen der argentinischen Botschaft die Freiheit zurückerlangte. Später gelang Zamora die Flucht nach Frankreich, wo er für Nizza aktiv war.

Zurückgekehrt nach Spanien, sollte die kettenrauchende Legende jedoch nie wieder die Fußballschuhe schnüren. Stattdessen übernahm er das Traineramt bei Atlético Aviación, einem Vorgängervereiein des heutigen Kultvereins Atlético Madrid. Von Beginn an feierte Zamora große Erfolge und errang 1940 und 1941 die spanische Meisterschaft. Spätere Trainerstationen, unter anderem ein kurzes Intermezzo als Nationaltrainer Spaniens, sollten hingegen keine weiteren Titel bringen.

Am 08. September 1975 starb Ricardo Zamora in seiner Heimatstadt Barcelona. Noch heute gilt der charismatischen Katalane als bester Torwart seiner Zeit. Die herausragende Stellung Zamoras wird durch die Vergabe der "Trofeo Zamora" unterstrichen, einer Auszeichnung, mit der der jeweils beste Torhüter der spanischen Profiligen geehrt wird.

 

Marc Affeldt

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