23.05.2009 18:30 Uhr

Alles klar für die Meisterfeier

Die Spieler des VfL Wolfsburg, so mutmaßte Werder Bremens Manager Klaus Allofs nach der Uefa-Cup-Pleite seines Teams am Mittwoch gegen die Ukrainer von Shahtar Donetsk, haben zu Beginn der Verlängerung in Istanbul vor dem Fernsehern gesessen und sich die Hände gerieben. Völlig daneben dürfte er mit seiner Vermutung nicht liegen. Alle Zeichen sprechen dafür, dass am Samstag der VfL Wolfsburg seine erste Deutsche Meisterschaft einfährt: Zwei Punkte Vorsprung und die beste Tordifferenz in der Tabelle, ein Stürmerduo auf Rekord-Jagd und ein Gegner am letzten Spieltag, der sowohl psychisch als auch mental angeschlagen sein dürfte. Im Fernduell mit Bayern München und dem VfB Stuttgart dürfte am letzten Spieltag ein Unentschieden reichen, um gegen 17:30 die Meisterschale in die Höhe recken zu können. Hertha BSC als Vierter hat nur noch theoretische Chancen Wolfsburg zu überflügeln. Drei Punkte und 24 Tore beträgt der Rückstand der Hauptstädter auf Magaths Truppe.


Der VfL in Bestbesetzung


In und um Wolfsburg herum wird kein Gedanke an ein mögliches Scheitern verwendet. Der angekündigte Weggang von Trainer Felix Magath hat das Team nur kurzzeitig aus der Bahn geworfen. Aber schon eine Woche nach dem deprimierenden 1:4 beim VfB Stuttgart fanden die Wölfe in die Erfolgsspur zurück. Sechs Punkte und 8:0 Tore gab es in den letzten beiden Partien. Fünfmal traf Edin Dzeko, dreimal sein kongenialer Sturmpartner Grafite. Daneben können sich die Wolfburger auf ihre unglaubliche Heimstärke verlassen. In der Volkswage-Arena gab es zuletzt 14 Heimsiege in Folge. Mit durschnittlich 2,88 Punkten pro Heimspiel ist der VfL Wolfsburg die statistisch die beste Heimmannschaft der vier großen Ligen Europas (England, Spanien, Deutschland, Frankreich). Und deshalb befassen sich die Anhänger des VfL lieber mit den Feierlichkeiten nach dem Abpfiff als mit dem kommenden Gegner. Das Spiel gegen Werder Bremen wird auf mehreren Großbildleinwänden für die Anhänger übertragen, die keine Karten mehr für das Stadion bekommen haben. Da es in Wolfsburg keinen Rathausbalkon gibt, soll sich die Mannschaft den Fans auf einer extra aufgebauten Tribüne inmitten der Fans präsentieren. Zuvor sollen die Meisterspieler in Cabrios in einem Corso durch die Stadt gefahren werden. Die Porschestraße wird auf einer Länge von zwei Kilometern zur Fanmeile, 60.000 bis 100.000 Besucher erwartet die Stadt im Falle einer Meisterschaft.

Von dem ganzen Trubel und den Partyvorbereitungen soll die Mannschaft nach dem Willen Magaths nichts mitbekommen. Nach dem letzten Training vor rekordverdächtigen 800 Fans ging es für die Spieler am Donnerstag in ein Trainingslager nach Rhode. "Hier wurde die ganze Woche ja nur davon geredet, wie nach dem Spiel gefeiert wird. Das ist gefährlich", gab Magath als Grund für das kurzfristig anberaumte Abreise aus Wolfsburg an. Für gefährlich hält der Coach auch das Ergebnis vom Mittwoch: "Mir wäre es lieber gewesen, die Bremer als Sieger im Uefa-Cup zu begrüßen. Unzufriedene Spieler sind gefährlicher als zufriedene." Seiner Zuversicht tut dies jedoch keinen Abbruch. Magath vertraut voll und ganz auf seine mit großem Selbstvertrauen ausgestatteten Mannschaft. Personell kann Magath aus dem Vollen schöpfen. Kapitän Josué hat seine Gelb-Sperre abgesessen und wird in die Startelf zurückkehren. Ansonsten ist nicht mit größeren Überraschungen in der Aufstellung zu rechnen.


Bremen als Unterhaching-Double


Nach dem Scheitern im Uefa-Cup-Finale gegen Donetsk rätselten die Werder-Verantwortlichen darüber, welche Motivation Fußball-Deutschland von ihrer geknickten Mannschaft zu erwarten habe. "Wir müssen schauen, was bis Samstag noch möglich ist. Im Moment weiß ich das selbst noch nicht", gab sich Thomas Schaaf wenig optimistisch. Abschenken wolle die Mannschaft das Spiel in Wolfsburg nicht, erklärte auch Torwart Tim Wiese, aber für Werder geht es in der Bundesliga um nichts mehr. Platz 10 und damit die schlechteste Platzierung zum Saisonende seit der Spielzeit 1998/99 (Platz 13) steht fest. Auch mit einem Sieg können die Bremer nicht mehr an den vor ihnen platzierten Leverkusenern vorbeiziehen. Darüber hinaus gilt jetzt die ganze Konzentration dem Pokal-Finale in einer Woche, der letzten Chance, im nächsten Jahr an dem Uefa-Cup-Nachfolger Europa-League teilzunehmen. Ginge auch dieses Endspiel verloren, ginge der Titel "Verlierer der Saison" vom jetzigen Favoriten Hamburger SV an den Nordrivalen über.

Vor der Saison hatten sich die erfolgsverwöhnten Bremer sicherlich etwas anderes vorgestellt, als am letzten Spieltag lediglich den Spielverderber wie einst Unterhaching zu geben. In der Saison 1999/2000 mussten der Tabellenführer aus Leverkusen nur noch das letzte Spiel bei den Underdogs aus der Münchener Vorstadt gewinnen, um erstmals Deutscher Meister zu werden. Unterhaching gewann allerdings überraschend mit 2:0 und machte Bayern München zum Titelträger. Ob ein ähnliches Saisonfinale angesichts der überaus selbstbewußten Wölfe und der angeschlagenen Bremer realistisch ist? Im Fußball ist alles möglich. Am Samstag um 17:20 Uhr wissen wir mehr.

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