18.05.2009 00:00 Uhr

Wenn zwei sich streiten...

Es ist das alles entscheidende Spiel und die letzte Chance für Serienmeister Lyon, die Revolution in dieser Saison noch abzuwenden. Sieben Jahre thronte Lyon auf Frankreichs Fußball-Olymp und ließ die Konkurrenten immer wieder alt aussehen. Aber diesmal ist alles anders. Nicht Lyon bestimmt Frankreichs Fußballwelt, sondern die ewigen Konkurrenten aus Marseille und Bordeaux wollen in diesem Jahr die Meisterschaft unter sich ausmachen. Und selbst das wiedererstarkte Paris St. Germain hat keinen Respekt mehr vor Frankreichs Fußballmacht und spielt mit dem Gedanken, der Lyonnais auch noch die Champions League Teilnahme streitig zu machen.


Die Gründe für den drohenden Super-Gau der Mannschaft von Claude Puel sind zahlreich. Das Hauptproblem dürfte der Sturm sein. Von allen Mannschaften aus den Top-Four hat Lyon die wenigsten Tore geschossen. Benzema muss immer wieder den Alleinunterhalter im Sturm spielen. Im Mittelfeld machen sich die fast 35 Jahre von Juninho auch langsam bemerkbar. Der tritt zwar immer noch hervorragende Freistöße, schaltet sich aber immer weniger zur Unterstützung der Spitzen mit nach vorne ein. Kein Wunder also, dass gemunkelt wird, dass der Brasilianer seine letzte Saison für Lyon gespielt hat. Insider des französischen Fußballs haben zudem in dieser Saison eine gewisse Sättigung der Spieler des Serienmeisters ausgemacht. Spieler wie Juninho, Chris und Govou sind einfach das Siegen gewöhnt, so dass irgendwann die nötige Spannung fehlt. "Wir wirken auf unsere Zuschauer wie Roboter", urteilt OL-Torhüter Hugo Lloris. Roboter, die sieben Jahre ihren Dienst äußerst erfolgreich abgeliefert haben, denen aber nun droht, zum Alteisen gegeben zu werden, da die neuen Modelle aus Marseille und Bordeaux einfach besser sind.


Aber auch Marseille ist noch lange nicht am Ziel aller Meisterträume. Denn heute müssen sie beweisen, dass sie bereit für den große Coup sind. Bereit, für die erste Meisterschaft seit 1992. Die Anspannung ist im Umfeld des Tabellenführers deutlich spürbar, aber auch diese Konzentration, mit der die Mannschaft von Erik Gerets über die gesamte Saison hinweg konstant oben mitspielte und nur auf einen Patzer der Konkurrenten lauerte. Bis zum 31. Spieltag musste Marseille auf diese Patzer warten, aber dann waren sie zur Stelle und eroberten die Tabellenführung, die sie bis heute nicht mehr abgaben. Ein ehemaliger Spieler von Lyon ist übrigens mitverantwortlich für den Aufschwung von Marseille. Hatem Ben Arfa heißt der junge Bursche, der zu Saisonbeginn von Lyon nach Marseille wechselte und dort schnell zum Stammspieler wurde und mit bisher sechs Treffern seinen Wert unter Beweis stellte. Treffer, die auch Lyon gut hätte gebrauchen können. Die Vorfreude auf diese Begegnung ist in Marseille riesegroß, denn auch die Spieler wissen, dass sie heute etwas ganz besonderes schaffen können. "Wenn wir es schaffen, unsere Konzentration beizubehalten, werden wir etwas ganz Außergewöhnliches erleben", sagte Mittelfeldspieler Mathieu Valbuena.


Girondins Bordeuax wird als dritter, der möglichen Meisterkandidaten, diese Partie mit besonderem Augenmerk verfolgen, denn es könnte ja nach diesem Spieltag heißen "Wenn zwei sich streiten, freut sich Bordeaux".

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