"Fall Wessels" stört den Osnabrücker Frieden
Überraschungsaufsteiger gegen Überraschungssieger – so könnte der Titel für das Aufeinandertreffen des konstant punktenden Neulings Rot-Weiß Oberhausen und des zuletzt fulminant aufspielenden VfL Osnabrück lauten. Doch bei letzterem beherrschten unter der Woche ganz andere Dinge als das 5:1 gegen Aufstiegskandidat Fürth die Schlagzeilen. Scheinbar wie aus dem Nichts entfesselten Trainer Wollitz und Stammtorhüter Stefan Wessels ein merkwürdiges Theater. Hilfreich dürfte das nur für die Oberhausener sein, die mit einem Sieg gegen den VfL den wohl wirklich allerletzten Schritt zum Klassenerhalt getan hätten.
RWO bester Aufsteiger
34 Punkte nach 24 Spieltagen – wer für die Kleeblätter vom Niederrhein vor dem Saisonauftakt diese Prognose abgegeben hätte, hätte wohl nur ein müdes Lächeln geerntet. Es ist eine Mannschaft ohne Stars, aber es ist eine lernwillige und disziplinierte Einheit, die Trainer Jürgen Luginger da geformt hat. Luginger zeigt sich über die Form des Zusammenenhalts sogar selbst ein wenig erstaunt: "Das habe ich in dieser Form auch als Aktiver nicht erlebt", so der erst seit vergangenem Jahr wieder in Oberhausen tätige Fußballlehrer. Insbesondere die jüngste Ausbeute des Oberhausener Kollektivs kann sich sehen lassen, denn in diesem Kalenderjahr steht erst eine Niederlage (1:3 in Fürth) und ein nahezu sensationeller vierter Rang in der Rückrundentabelle zu Buche. Da will man sich nun natürlich auch von den auswärts nur selten gefährlichen Osnabrückern nicht düpieren lassen. Zumal die offenbar ganz andere Probleme zu haben scheinen als ein wichtiges Spiel im Niederrheinstadion.
Wessels: Das war eine Demütigung
Die 12.000 an der Bremer Brücke sangen und tanzten. In nicht für möglich gehaltener Art und Weise war ihr VfL gerade dabei, die bemitleidenswerte SpVgg Greuther Fürth nach allen Regeln der Kunst auseinander zu nehmen. Nur in einem Mann schien es zu kochen. Torwart Stefan Wessels war vom Osnabrücker Trainer Wollitz kurzerhand aus einem "Bauchgefühl" heraus und "um Reibung zu erzeugen" auf die Bank gesetzt worden. Der zum Unverständnis der wohl meisten Osnabrücker Anhänger degradierte Schlussmann wollte sich zu dem Vorgang zunächst nicht äußern, wurde dafür aber gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung dann entschieden deutlicher: "Das war eine Demütigung, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich nur wegen einer Bauchentscheidung rausmuss und es nicht um Leistung geht, dann fühle ich mich als Bauernopfer." In Anbetracht dieser dieser ziemlich beleidigten Reaktion platzte nun Wollitz der Kragen: "Diesen Vorwurf lasse ich nicht auf mir sitzen", fauchte der seit 2004 im Amt befindliche Coach zurück.
Und nun fragt man sich in Osnabrück, der Stadt des Westfälischen Friedens, wem um Himmels Willen mit diesem Nebenkriegsschauplatz geholfen sein soll oder ob gar mehr dahinter steckt. Handfeste Probleme gibt es beim VfL jedenfalls neben der weiter prekären sportlichen Situation eh zur Genüge. Innenverteidiger Omodiagbe wird in Oberhausen ebenso wieder fehlen wie Mittelfeldmotor Tom Geißler und Flügelflitzer Gaetano Manno. Zudem ist mit Pierre de Wit, Marcel Schuon und Marvin Braun der Einsatz dreier weiterer Leistungsträger fraglich. Als unumstritten gilt hingegen, dass Tino Berbig wie gegen Fürth wieder das Tor hüten wird. Es sei denn, Pele Wollitz bekommt erneut seltsame Bauchgefühle.