In einer abwechslungsreichen Partie bei frühlingshaften Bedingungen konnten die Berner Titelkandidaten die budgetierten 3 Punkte einfahren, obwohl ihre Leistung alles andere als überzeugend war. Von Beginn weg konnten die Berner nicht ihren gewohnten Druck aufbauen, was einerseits am fehlenden Tempo und an der fehlenden Präzision lag, andererseits aber auch an den mutig und taktisch diszipliniert auftretenden Tessinern. Nach dem nicht unverdienten Führungstreffer des stark spielenden U17-Weltmeisters Pajtim Kasami ('53) bei seinem Startelf-Debut, konnten sich die Young Boys etwas steigern und kamen durch Bienvenu ('72) zum Ausgleich. Sekunden vor dem Schlusspfiff konnte Affolter mit seinem ersten Saisontor nach Flanke vom ansonsten blassen David Degen den glücklichen Sieg bewerkstelligen.

Der Aussenseiter AC Bellinzona hätte durchaus einen Punkt verdient gehabt für die gezeigte Leistung. Ein hohes Mass an Ordnung und Ballsicherheit brachte den Tessinern bis zur Halbzeit sogar ein Chancenplus und der Führungstreffer fiel keineswegs aus heiterem Himmel. Der neu verpflichtete Trainer Roberto Morinini liess seine Mannschaft frühes Pressing spielen und erschwerte so den Berner Spielaufbau. Hätten die Tessiner in der laufenden Meisterschaft öfters solche Leistungen geboten, würden sie bestimmt nicht so tief im Tabellenkeller stehen.

Bald 9-Punkte-Vorsprung für die Young Boys?

Falls der FC Basel morgen beim FC Zürich Punkte liegen lässt, könnte schon eine kleine Vorentscheidung im Titelrennen fallen: Mit 9 Punkten Rückstand dürfte es für den FCB äusserst schwierig werden, die Berner in den letzten 7 Spielen noch abzufangen. Der heutige Sieg in extremis sollte für YB aber als Warnung gelten, dass es gegen jede Super League-Mannschaft schwer ist zu gewinnen, wenn die Konzentration und die Einstellung nicht hundertprozentig stimmen.