09.09.2006 23:15 Uhr

Eigentor von Pauli-Torwart Borger rettet Bayern

Hamburg (dpa) - Als Felix Magath nach dem aufregenden Hamburger Pokalabend ins Schwärmen geriet, meinte er nicht etwa sein eigenes Team. «Es gab selten ein Spiel, das von einer Mannschaft so schnell gespielt wurde wie heute in den ersten 45 Minuten vom FC St. Pauli», sagte der Trainer des FC Bayern München.

Er klang, als würde er über einen Gegner internationalen Kalibers sprechen. Doch es war der Fünfzehnte der Regionalliga Nord, der den Titelverteidiger in 120 hochklassigen Minuten an den Rand der Pleite gebracht hatte.

Klare Überlegenheit in der ersten Hälfte, der Führungstreffer durch Timo Schultz zur rechten Zeit (31. Minute) und eine Rote Karte für Bayerns Lucio in der ersten Minute der Verlängerung - es gab genug Gründe für einen Sensationssieg des Hamburger Stadtteilclubs, der sich schon in der vergangenen Saison einen Ruf als Pokalschreck erworben hatte. «St. Pauli hat uns beeindruckt», gab auch Magath zu.

Dass sein Team - anders als im Vorjahr Hertha BSC und Werder Bremen - der Stolperfalle Millerntor doch noch entkam, lag vor allem an zwei Akteuren: Lukas Podolski, der nur 26 Sekunden nach seiner Einwechslung ausglich (46.), und Patrik Borger, dem unglücklichen St.-Pauli-Torwart, dem der Fauxpas des Tages unterlief. Eine Flanke von Philipp Lahm lenkte er kurz vor Ende der ersten Hälfte der Verlängerung ins eigene Netz.

Von seiner Mannschaft erhielt Borger, der erst zum zweiten Mal im Pauli-Tor stand, nur Lob für seine bis dahin bravouröse Leistung. Er selbst war jedoch untröstlich. «Das werde ich mitnehmen bis ans Ende meines Lebens», sagte er. «Ich glaube, ich darf keine Kinder in die Welt setzen. Die kriegen das sonst immer auf dem Schulhof zu hören.»

Aus Sicht der Bayern stellte sich vor allem die Frage, warum das Spiel gegen den - zudem stark ersatzgeschwächten - Außenseiter zu einer solchen Zitterpartie werden konnte. Gewarnt hätte der Rekord- Pokalsieger spätestens seit dem letzten Duell vor rund fünf Monaten am selben Ort sein müssen. Damals setzten sich die Bayern nur dem Ergebnis nach deutlich durch (3:0) und zogen ins Finale ein.

Bayern-Manager Uli Hoeneß sah die Verantwortlichen im europäischen Verband UEFA, dessen Rahmenterminkalender den Bundesliga-Clubs nach nur drei Spieltagen eine längere (Länderspiel-) Pause beschert hatte. «Das ist eine katastrophale Entscheidung gewesen», polterte er unter Hinweis auf die Pleiten der Liga-Konkurrenten Hamburger SV und Werder Bremen. «Das ist unverantwortlich». Magath dagegen versuchte sich an einer grundsätzlichen Klarstellung über Klassenunterschiede im Fußball. «Man muss endlich mal mit dem Märchen aufräumen, dass in der Regionalliga nur Amateure spielen», sagte er. «Wir wussten, dass St. Pauli zu Hause Bundesliga-Niveau haben kann. Das haben sie gezeigt.»

Über sein eigenes Personal konnte Magath zwei Erkenntnisse mit nach München nehmen. Zum einen, dass Neuzugang Mark van Bommel bei seinem Debüt noch Anpassungsschwierigkeiten offenbarte, zum anderen, dass sich Podolski immer weiter seiner Bestform nähert. Für die deutliche Steigerung der Bayern in der zweiten Hälfte war vor allem der Angreifer verantwortlich. Weil das auch Magath so sah, darf Podolski nun hoffen, gegen Moskau endlich in der Startelf zu stehen. «Seine Chancen sind wesentlich größer geworden», meinte Magath.

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