11.11.2006 18:30 Uhr

Doll nach 1:1 gegen Gladbach weiter im Amt

Hamburg (dpa) - Mit einem hartnäckigen, aber dann doch vorläufigen «Ja-Wort» wollte Trainer Thomas Doll die Diskussionen um seine Person beenden - gelungen ist es ihm nach dem 1:1 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach nicht.

«Ich bin müde, immer auf die gleichen Fragen zu antworten. Ich habe gesagt, ja, ich bleibe», sagte Doll nach dem dürftigen Remis gegen ein junges, harmloses Team aus dem Rheinland und wich bewusst einer klaren Antwort aus, wie lange die Aussage gelte. Das Haltbarkeitsdatum von Dolls Treueschwur könnte bei gerade einmal sieben Tagen liegen: Bis zum Auswärtsspiel beim Tabellenletzten in Mainz.

Dort muss endgültig die Wende für den HSV her, sonst könnten alle Durchhalteparolen Makulatur sein und der ins Schlingern geratene Traditionsclub müsste nach einem Nachfolger für den glücklosen Coach suchen. «Wir haben keinen Kontakt zu irgendeinem Trainer außer Thomas Doll. Das würde ich sogar unter Eid aussagen. Der HSV braucht keinen Ersatzkandidaten für Thomas Doll, weil er nicht nur der richtige Trainer für die nächsten Wochen, sondern für die nächsten Jahre ist», lautete die erneute Bestätigung vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann, den Liebling der Fans «auf gar keinen Fall rauszuwerfen». Er bestritt vehement Gespräche mit Christoph Daum und will den Gesetzen des Marktes zumindest bis zur Winterpause trotzen.

Doll hatte seine Spieler schon einen Tag vor der Partie informiert, dass es nicht um seinen Verbleib gehe. Doch wie lange geht das noch gut, angesichts der Misserfolgsbilanz von nur einem Sieg aus 19 Pflichtspielen? Man habe kein Qualitätsproblem, meinte Doll. Er verwies auf die vielen Verletzten sowie auf die angeschlagen in die Partie geschickten Thimothee Atouba und Boubacar Sanogo. Ebenfalls weit unter Form spielte Piotr Trochowski, der früh wegen Achillessehnen-Schmerzen ausgewechselt wurde und das EM- Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft auf Zypern absagte.

Erstmals zeigte zwar Danijel Ljuboja (66.) mit einem von Tobias Levels abgefälschten Treffer und einer beherzten Leistung, dass er eine Verstärkung sein kann. Doch auch Kapitän Rafael van der Vaart konnte nur bedingt Akzente setzen. «Wir hatten Angst», sagte er.

Zwei Minuten nach van der Vaarts Auswechslung wegen totaler Erschöpfung gelang Oliver Neuville der Ausgleich. «Nein, Mitleid habe ich nicht mit dem HSV. Wir haben selbst genug Probleme», sagte der Nationalspieler. Das komplette Chaos beim Gegentor war bezeichnend für die Misere des Champions-League-Teilnehmers. In entscheidenden Situationen fehlt den Hamburgern Abgebrühtheit und Qualität. Dennoch wollte Doll von Abstiegskampf nichts wissen: «Das ist überhaupt nicht in meinen Gedanken, wir wollen nicht den Teufel an die Wand malen.» Wer jedoch gegen die auswärtsschwächste Elf der Liga so harmlos agiert, muss sich früher oder später mit dem Thema beschäftigen.

So wie Jupp Heynckes, dem die Zufriedenheit seiner Profis nicht passte: «Gegen verunsicherte Hamburger war mehr drin.» Der erste Auswärtspunkt spreche für die Moral. Bei der Borussia setzt man auf die Jugend und übt sich in Geduld. «Ich habe ein Konzept vorgelegt, das durchdacht ist. Und wenn wir dem zwei Jahre geben, werden die Erfolge auch kommen», so Heynckes. «Der Club bedeutet mir auf Grund meiner Vergangenheit mehr als manch anderem», sagte der frühere Borussia-Profi. Und Sportdirektor Peter Pander ergänzte: «Eine Diskussion über unseren Trainer lassen wir gar nicht zu».

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