08.04.2006 18:30 Uhr

Schock für FC Bayern - Werder sorgt für Spannung

Bremen (dpa) - Einen Tag nach Kahns Ausbootung als WM-Torwart Nummer eins kassierte der Tabellenführer Bayern München trotz eines fehlerfrei agierenden Schlussmanns mit der deftigen 0:3-Pleite im Spitzenspiel bei Werder Bremen die höchste Saisonniederlage.

Statt Pluspunkte gab es lediglich Sympathiepunkte für die Bayern, die auf der Zielgerade schwächeln. Zumindest wollte kein Verantwortlicher Bundestrainer Jürgen Klinsmann und dessen viel diskutierte Entscheidung für die dritte Niederlage im 29. Punktspiel verantwortlich machen.

«Ich würde das nicht als Grund dafür nehmen, dass wir verloren haben. Kahn hat eine glänzende Partie gespielt. Wir könnten uns noch eine Niederlage erlauben und wären immer noch Tabellenführer. Es ist insofern nichts passiert», analysierte Bayern-Trainer Felix Magath nach dem Motto «Abhaken und schnell vergessen» die Partie, in der der Rekordmeister Schwächen beim Abschluss zeigte. Manager Uli Hoeneß kritisierte den Zeitpunkt von Klinsmanns Entscheidung («Das war nicht in Ordnung») und forderte sein Team nach einer «starken Leistung» zum Zusammenrücken auf: «Es wird sicherlich noch eng werden, in der Meisterschaft und im DFB-Pokal am Mittwoch bei St. Pauli.»

Laut Hoeneß musste der maßlos enttäuschte Kahn zu seinem Einsatz in Bremen überredet werden. «Wir haben versucht, ihn zu motivieren. Das war schwierig genug», erklärte der Manager im ZDF-Interview. Das sah Magath anders. «Kahn war nach der Entscheidung sehr konzentriert. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er spielen will», sagte der Trainer. «Unsere Mannschaft hat schon mit Olli gelitten», gestand Michael Ballack. Der Nationalmannschafts-Kapitän sieht den 20. Titel angesichts der näher rückenden Verfolger Hamburger SV und Werder Bremen noch nicht in trockenen Tüchern: «Wir haben im Moment nicht so eine gute Phase. Wir müssen ruhig bleiben, uns aber nicht zu sicher sein. Denn der Vorsprung schmilzt langsam.»

Kahn selbst, der am Eigentor von Bastian Schweinsteiger (33.) und den Bremer Kontertoren durch Daniel Jensen (80.) und Tim Borowski (83.) machtlos war, verließ kommentarlos das Weserstadion. Die Werder-Fans unter den 42 100 Zuschauern pfiffen ihn genauso aus wie Bundestrainer Klinsmann. «Alle Beteiligten hatten es schwer. Dafür war es ein gutes Spiel», sagte Werder-Manager Klaus Allofs zum riesigen Wirbel um den Bayern-Keeper. Auch der Jubel der Bremer, die erstmals seit dem Meisterjahr 2004 das brisante Nord-Süd-Duell gewannen und nach dem dritten Sieg in Folge klar auf Champions League-Kurs steuern, fiel nicht so überschwänglich aus.

«Wegen des 0:3 habe ich kein Mitgefühl mit Oliver Kahn. Wenn man sieht, wie ihn die Kameras auf Schritt und Tritt verfolgen, wie jedes Augenzwinkern interpretiert wird, dann ist das sicher keine schöne Situation für ihn. Dennoch hat er stark gespielt», urteilte Allofs. Torjäger Miroslav Klose, der diesmal als Vorbereiter glänzte und erstmals gegen die Bayern gewann, wollte die Pfiffe gegen seinen Nationalmannschafts-Kollegen nicht überbewerten. «Die Bayern-Spieler sind in Bremen allgemein nicht so angesehen. Das hat nichts mit Olli zu tun», sagte Klose und ergänzte: «Jetzt müssen wir nachlegen.»

Werder-Trainer Thomas Schaaf freute sich, den Kampf um Platz zwei weiter selbst in der Hand zu haben und lobte seine fleißigen Profis. «Wir haben ein gutes Spiel gemacht und nichts zugelassen, das war für mich entscheidend. Bei einigen Szenen war auch Glück dabei», sagte Schaaf. Werder-Torhüter Tim Wiese erkundigte sich nach dem Abpfiff vorsichtshalber nach dem aktuellen Rückstand auf die Bayern: «Sieben Punkte und noch stehen einige Spiele aus. Da kann ja noch alles drin sein.»

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