27.09.2008 18:30 Uhr

Özil entscheidet Torfestival in Bremen

Bremen (dpa) - Die Fans hatten am atemberaubenden Torfestival an der Weser ihre helle Freude, nur bei den meisten Hauptdarstellern hielt sich der Jubel in Grenzen.

«Ich bin nicht gerade begeistert darüber, dass wir vier Gegentore bekommen haben», haderte Werder Bremens Kapitän Torsten Frings, nachdem seine Mannschaft den bärenstarken Aufsteiger TSG 1899 Hoffenheim zu zehnt mit 5:4 (4:2) niedergerungen hatte. «Wir haben eine halbe Stunde mit einem Mann mehr gespielt und die Wende trotzdem nicht geschafft», sagte Gäste-Torschütze Marvin Compper nach dem denkwürdigen Spektakel enttäuscht.

Die 40 059 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion durchlebten in der torreichsten Partie der laufenden Bundesliga-Saison ein wahres Wechselbad der Gefühle. Die frühe Führung durch den starken Mesut Özil (8.) beantwortete der Gast mit dem Ausgleich durch Demba Ba (15.). Werder legte durch Claudio Pizarro (16.) praktisch im Gegenzug erneut vor und wähnte sich nach Toren von Diego (21.) und Aaron Hunt (30.) schon sicher auf der Siegerstraße. Daran konnte auch Sejad Salihovic (36.) mit dem Tor zum 2:4 scheinbar nichts ändern.

Aber weit gefehlt. Nach Wiederanpfiff entwickelte sich eine Dramatik, die kaum jemand vor dem Duell zwischen Champions League- Teilnehmer und Bundesliga-Novizen erwartet hatte. Auch Klaus Allofs nicht. «Wir haben uns einfach zu sehr mitreißen lassen, anstatt die Partie kontrolliert und sicher zu Ende zu bringen», befand der Werder-Geschäftsführer treffend. «Ein 4:1 darf man sich nicht so einfach wegnehmen lassen», pflichtete Trainer Thomas Schaaf bei.

Die Strafe folgte auf dem Fuße. Hoffenheim stürmte ungeachtet des vermeintlich vorentscheidenden Rückstands munter weiter, kam durch Vedad Ibisevic (62./Foulelfmeter) zum Anschlusstreffer und glich durch Compper (71.) sogar aus, als die Bremer nach der Roten Karte für Nationalspieler Per Mertesacker in der 62. Minute nur noch zu zehnt auf dem Platz standen.

Danach drohte den Hausherren sogar eine Niederlage, die der wie schon vor Wochenfrist beim 5:2 bei Bayern München erneut vor Spiel- und Torlaune sprühende Özil mit seinem zweiten Treffer (81.) aber verhinderte. «Ich bin einfach nur glücklich. Zur Zeit gelingt mir einfach alles», gestand der 19-jährige Ex-Schalker, der sich immer mehr zum Eckpfeiler im Team des deutschen Vizemeisters entwickelt. «Er war schon zu Saisonbeginn ganz nah dran. Nun bekommt er von Spiel zu Spiel mehr Selbstvertrauen», lobte Allofs den Youngster.

Eine breite Brust werden alle Werderaner brauchen, wenn es in der Champions League ausgerechnet bei Inter Mailand gilt, die Chancen auf ein Weiterkommen nach der mageren Nullnummer gegen Anorthosis Famagusta zu wahren. «Das wird ein ganz anderes Spiel. Ich glaube, Inter weiß, wer Werder ist. Wir wollen da schon was holen», gab Frings als Marschrichtung aus. Dafür aber muss die Abwehr besser stehen als gegen den Aufsteiger, der ob seiner Offensiv-Qualitäten maßgeblich zu einem höchst unterhaltsamen Fußball-Nachmittag beitrug.

Für Ralf Rangnick war er dies allerdings nicht. «Wir sind brutal enttäuscht. Wir hätten das Spiel gewinnen können, wenn nicht sogar müssen. Es kann 4:4 ausgehen aber niemals 5:4 für die Heimmannschaft», kritisierte Hoffenheims Trainer. Sein Team zahlte erneut Lehrgeld, das sich aber rentieren könnte. «Wenn sie so weitermachen, können sie durchaus oben mitspielen», meinte Allofs.

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