19.08.2006 18:30 Uhr

Cottbus macht dem HSV Angst vor Osasuna

Cottbus (dpa) - Die Stimmung war Thomas Doll gründlich verdorben: Erst verlor der Trainer des HSV aus heiterem Himmel mit Khalid Boulahrouz einen seiner wichtigsten Spieler, dann machte Neuling Energie Cottbus den Saison-Fehlstart der Hamburger perfekt.

Kurz vor dem Millionenspiel um das begehrte Champions-League-Ticket in Pamplona offenbarte der Doll-Club beim 2:2 in der Lausitzer Provinz nicht nur enorme Form-Defizite. Der Cottbuser Auftritt macht Angst vor Osasuna. «Das darf uns am Dienstag nicht passieren, sonst sind wir weg», kommentierte David Jarolim die Fehler und die Fehlleistung gegen den Aufsteiger FC Energie.

Dabei kamen die Gäste vor 20 000 Fans in der heißen Cottbuser Atmosphäre sogar noch mit einem blauen Auge davon. «Für uns waren drei Punkte möglich», fasste Energie-Coach Petrik Sander 92 bewegte Minuten zusammen. Denn erstens hatten die kampfstarken Gastgeber die Hamburger Führung von Neuzugang Boubacar Sanogo (38./2. Saisontor) durch ein Elfmeter-Tor von Vlad Munteanu (56.) und einen Treffer von Sergiu Radu (69.) in eine eigene Führung umgewandelt. Und zweitens hätte der Favorit schon vor dem 2:2-Ausgleich (71.), der zunächst dem Niederländer Nigel de Jong, später dann dem Eigentor-Schützen Daniel Ziebig zugerechnet wurde, längst in Unterzahl sein müssen.

Denn vor dem Elfmeter hatte Jarolim auf der eigenen Torlinie oder kurz dahinter mit der rechten Hand geklärt, Schiedsrichter Günter Perl aber ließ den roten Karton für den Tschechen stecken. Später gab der Münchner Referee seine Fehlentscheidung zu, direkt nach der Szene konnte er trotz Befragung seiner drei Assistenten den Täter nicht ausmachen machen. «Da sind vier Mann im gelben Jersey nicht in der Lage, irgendetwas zu erkennen», erregte sich Energie-Trainer Sander.

Doch damit nicht genug der Aufregung, die durch den plötzlichen Wechsel des niederländischen Nationalspielers Boulahrouz zu Chelsea ohnehin riesig war. Zehn Minuten vor dem Ende musste auch noch Guy Demel mit Rot vom Platz, weil er Kevin McKenna an die Gurgel gegangen war. Zuvor hatte der Energie-Kapitän vehement einen Platzverweis für Sanogo gefordert, weil der Vragel da Silva angespuckt haben soll.

13 Millionen Euro dürfte der englische Meister FC Chelsea für Boulahrouz überweisen, für einen Verkauf des Leistungsträgers sprach aber laut Sportchef Dietmar Beiersdorfer das «Gesamtpaket». Dass der Holländer schon in Cottbus fehlte, obwohl der Transfer noch nicht perfekt war, stieß einigen Kollegen jedoch bitter auf. «Er hätte noch spielen können», zeigte sich Jarolim «enttäuscht» über den Abgang von Boulahrouz. Er habe sich mental nicht bereit gefühlt, berichtete Doll von einem Gespräch mit dem Abwanderer und entschied: «Ich nehme keinen mit, der nur mit 50 Prozent seiner Gedanken bei uns ist.»

Doll will jetzt einen schnellen Ersatz für Boulahrouz - ähnlich wie im Fall Daniel van Buyten. Den hatte der junge Belgier Vincent Kompany ersetzt, der allerdings wie auch Thimothee Atouba dem HSV in Cottbus wegen Verletzung sehr fehlte. «Wir haben einige Namen auf der Liste und wollen so schnell wie möglich handeln. Aber bis Dienstag wird es nicht möglich sein», bemerkte der HSV-Coach und ergänzte enttäuscht: «Das war kein schöner Nachmittag.»

Kollege Sander wusste dagegen nicht so recht, ob er sich über den ersten Punkt bei der Bundesliga-Rückkehr nach genau drei Jahren, drei Monaten und zwei Tagen freuen sollte. «Einerseits bin ich stolz, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Andererseits haben wir den Lohn nicht eingefahren», sagte der Trainer, zeigte sich aber kämpferisch: «In Cottbus werden es noch andere Mannschaften schwer haben zu gewinnen.»

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