15.04.2006 18:30 Uhr

Gefühlter Hertha-Sieg: «0:0 hilft uns mehr»

Berlin (dpa) - Der einst ruhmreiche Champions-League-Sieger Borussia Dortmund wird wohl auch im dritten Jahr nacheinander internationalen Fußball nur im Fernsehen erleben.

Nach dem 0:0 bei Hertha BSC, dem dritten Bundesliga-Spiel nacheinander ohne Sieg, sowie mit sechs Punkten Rückstand auf Leverkusen und Berlin sind die Hoffnungen auf Rang fünf für den BVB zu Ostern praktisch auf den Nullpunkt gesunken. «Um noch einmal angreifen zu können, hätten wir hier gewinnen müssen», kommentierte Nationalmannschafts-Rückkehrer Sebastian Kehl das Remis vor 65 662 Zuschauern im Olympiastadion, die zwar eine Vielzahl von Chancen beider Teams, aber keine Tore sahen.

«Es fehlen einfach die Leute, die Tore machen», monierte Dortmunds Brasilianer Dedé und legte damit den Finger in die Wunde. Defensiv steht der sechsmalige Meister - wie in Berlin wieder bewiesen - zwar recht ordentlich, doch vor dem gegnerischen Tor versagen die Borussen regelmäßig. Ganze 37 Tore brachten sie in 30 Meisterschafts-Spielen zusammen, gerade mal 1,23 pro Partie. In einer guten ersten Halbzeit bei Hertha fanden vor allem Ebi Smolarek, Mathew Amoah, Dedé und später Florian Kringe aus besten Positionen keine Tor-Lösung. «Sechs Punkte Rückstand vier Runden vor Saisonschluss - das ist natürlich schwierig», bekannte Trainer Bert van Marwijk, der sich allerdings noch immer mehr über die Heim-Pleite zuvor gegen Bayer 04 ärgerte.

«Das Unentschieden hat Hertha mehr geholfen», fasste BVB-Kapitän Christian Wörns die frustrierende Oster-Reise des auswärtsschwachen BVB (erst zwei Siege) zusammen. Zwar wussten die Gastgeber lange nicht, ob sie sich nach dem Sturz auf den UI-Cup-Platz sechs über einen gewonnenen Punkt freuen oder über zwei verlorene Zähler ärgern sollten. Doch je mehr Zeit verging, umso mehr fühlte sich das 0:0 als Sieg an. «Es war wichtig, uns Dortmund vom Leib gehalten», sagte Trainer Falko Götz. «Die Ausgangsposition ist nicht schlechter geworden», empfand Manager Dieter Hoeneß mit Hinweis auf den Minimal-Abstand von zwei Toren auf Leverkusen. Und nach dem Spiel in Mönchengladbach empfängt Hertha die Leverkusener noch im eigenen Stadion. Hoeneß: «Wir haben es immer noch selbst in der Hand.»

Der Berliner Manager sieht deshalb bis zum Saison-Halali vor allem in der psychologischen Arbeit den Schlüssel zum internationalen Startplatz: «Natürlich ist das eine Nervensache. Wir müssen der Mannschaft Selbstvertrauen einimpfen.» Gründe für eine breite Brust gibt es nach sechs Spielen ohne Niederlage eigentlich genügend. Die mentale Aufbauarbeit soll vor allem Herthas Star Marcelinho gelten, der in bester Verfassung den BVB locker im Alleingang abgeschossen hätte. Zwar bescheinigte Götz dem exzentrischen Brasilianer nach persönlicher Krise einen klaren Aufwärtstrend: «Ich kann mich kaum an ein Spiel erinnern, in dem er so dominant aufgetreten ist.» Doch die letzte Abgeklärtheit fehlte Marcello gegen Dortmund.

Götz und Hoeneß wehrten sich bei dem Berliner Dauer-Thema der Saison gegen die Vermutung, die frühzeitigen Auswechslungen zuletzt hätten Marcelinho zusätzlich Selbstvertrauen geraubt. Dem 30-jährigen Brasilianer fehlt vielmehr der letzte Tick Sicherheit, «weil er über Monate nicht die Form hatte, die er selbst von sich gewohnt ist», erklärte der Manager und schloss sich der Dortmunder Gesamt-Meinung an: «Das 0:0 hilft uns mehr als Borussia.»

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