19.11.2005 18:30 Uhr

Werder gegen VfL wie im Rausch

Bremen (dpa) - Nur bei der Frage nach dem FC Bayern München schaute Thomas Schaaf für einen kurzen Moment grimmig drein. «Das ist mir egal», blaffte Werder Bremens Trainer und kommentierte so den späten Siegtreffer des Tabellenführers in Bielefeld.

«Wir schauen nur auf uns, und das war klasse.» In der Tat, der Zweite der Fußball- Bundesliga spielte geradezu meisterlich, nahm den VfL Wolfsburg nach allen Regeln der Fußball-Kunst auseinander und schoss sich mit einem höchst ansehnlichen 6:1 (2:0)-Sieg für das wichtige Champions-League- Spiel am Dienstag in Barcelona warm.

Natürlich ärgerten sich die Bremer über den Last-Minute-Treffer der Bayern - doch nicht lange. Zum einen überwog die berechtigte Freude über die rundum geglückte Darbietung gegen den netten Sparringspartner aus Wolfsburg mit Treffern von Tim Borowski (43./52.), Miroslav Klose (59./84.), Frank Baumann (5.) und Naldo (72.). Zum anderen geht die Blickrichtung der Bremer zunächst einmal eher nach hinten.

«Für mich ist viel wichtiger, dass die Mannschaften hinter uns Punkte gelassen haben», betonte Manager Klaus Allofs. Er will auch in der kommenden Saison in der Champions League spielen, Werder international etablieren und freute sich daher, dass «die Mannschaft sich weiterentwickelt». Auch nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Diego Klimowicz (57.) gerieten die Bremer nicht ins Wanken. «Das hatten wir auch schon anders», sagte Allofs und erinnerte an das denkwürdige Spiel gegen Udinese Calcio, als aus einem 3:0 innerhalb von sechs Minuten ein 3:3 geworden war. Insofern war die Partie gegen den VfL «ein weiterer Schritt nach vorne», lobte der Manager: «Wir haben schnell genug nachgesetzt.»

Die Tormaschine lief wieder auf Hochtouren und die Offensivabteilung sorgte mit tollen Kombinationen und Torchancen wie am Fließband für Unterhaltung auf höchstem Bundesliga-Niveau. «Das Lob hören wir natürlich gerne», sagte Allofs: «Aber das ist die Kür. Die Pflicht, Punkte zu holen, muss auch sein.»

Der formidabele Auftritt gibt den ohnehin schon selbstbewussten Bremern noch mehr Auftrieb. «Wenn wir so spielen, können wir jeden schlagen», sagte Verteidiger Naldo. Und Stürmer Klose, der nun schon 14 Saisontreffer erzielte hat, ergänzte: «Wir können überall gewinnen, auch wenn uns in Barcelona sicher einiges mehr abverlangt wird.»

Für die Bremer hatte bereits kurz nach der Bundesliga-Gala die Vorbereitung auf die Champions League Priorität. Dorthin wollte auch der VfL, als es dem Mehrheitsgesellschafter VW noch besser ging. Doch von der «Königsklasse» redet in Wolfsburg schon lange keiner mehr, schon gar nicht nach einem Debakel wie in Bremen. «Unser Defensiv- Verhalten war absolut nicht erstligareif. Wir haben die Bremer zu den Toren eingeladen», kritisierte VfL-Coach Holger Fach nach der höchsten Saison-Niederlage.

Mit dem vierten sieglosen Bundesliga-Spiel in Folge ist der ambitionierte Club endgültig ins Mittelmaß abgerutscht. «Es wird für den einen oder anderen eine unruhige Woche», sagte Manager Thomas Strunz. Details wollte er nicht nennen, aber den Trainer nahm er von dieser Ankündigung ausdrücklich aus.

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