05.11.2005 18:30 Uhr

Bayer mit Befreiungsschlag - BVB im Niemandsland

Leverkusen (dpa) - Für Bayer 04 Leverkusen war es nach langer Durststrecke ein Befreiungsschlag. «Das ist der erste Schritt gewesen, der Trend geht nach oben», kommentierte Sportdirektor Rudi Völler das 2:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund.

Erleichtert war auch sein neuer Cheftrainer Michael Skibbe, der fünf Spiele auf den ersten Erfolg warten musste: «Mein Team wurde mit dem Sieg für die guten Leistungen der letzten Wochen belohnt. Darauf können wir aufbauen.»

Immer deutlicher wird die Handschrift des 40-jährigen Ex-Bundestrainers in Leverkusen sichtbar. Der Spielaufbau wirkt strukturierter, die Harmonie zwischen den Mannschaftsteilen wächst und der Einsatzwille der Bayer-Profis stimmt wieder. «Die Chemie zwischen Trainer und Spielern ist gut», sagte Skibbe, der sich «angekommen» fühlt. Bayer-Jungstar Gonzalo Castro hat seine Fußball- Philosophie schon verstanden: «Wir sollen so wenig Gegentreffer wie möglich zulassen und so offensiv wie möglich spielen.»

Der 18-jährige Allrounder tat dies auf der für ihn ungewohnten linken Außenverteidigerposition gegen den pfeilschnellen David Odonkor mit Bravour. U21-Bundestrainer Dieter Eilts, der ihn in der BayArena beobachtete und nach der Partie das Gespräch mit dem Talent suchte, würde den gebürtigen Spanier mit deutschem Pass gern im deutschen Nationaltrikot sehen. «Ich werde das mit meiner Familie beraten und mich im Winter entscheiden», sagte Castro. Im Fall des BVB-Juwels Nuri Sahin hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zuletzt den Kürzeren gezogen: Der 17-Jährige kickt inzwischen für die Türkei.

Für Skibbe ist nur wichtig, dass Castro mehr Stabilität in die zuletzt als «Schießbude der Liga» (21 Gegentore) verspottete Abwehr brachte. «Vielleicht lasse ich die Formation noch mal so auflaufen», kündigte er an. Auch die brasilianischen Innenverteidiger Juan und Roque Junior konnten nach zuletzt bösen Schnitzern wieder überzeugen. «Ich hoffe, dass wir sie nun häufiger so sehen», meinte Skibbe, der sich aber längst nicht am Ziel seiner Vorstellungen wähnt: «Da fehlt noch eine ganze Menge. Wir machen noch zu viele Fehler.»

Dazu zählte nach dem 1:0 durch Juan (33.) der Ausgleichstreffer von Lars Ricken (69.). Nach einem wegen Abseits nicht anerkannten Tor von Bayer-Stürmer Andrej Woronin ließ sich die Skibbe-Truppe im Gegenzug überrumpeln. Glück hatten die Gastgeber, dass Florian Kringe (86.) ein Eigentor fabrizierte. «Das Gegentor fiel unglücklich und macht mich traurig», sagte BVB-Chefcoach Bert van Marwijk, «doch das Spiel haben wir in der ersten Halbzeit verloren.»

Da wirkte sein Team nach der letzten Erfolgsserie von sechs Bundesliga-Partien ohne Niederlage zu selbstzufrieden. Dies brachte BVB-Torwart Roman Weidenfeller in Rage: «Wir dürfen nicht so viel erzählen, sondern müssen unseren Schweinehund überwinden.» Nicht weniger sauer war Torschütze Ricken. «Wir treten auf der Stelle und befinden uns im Niemandsland», resümierte er verärgert.

Trainer van Marwijk, der insgesamt sechs Spieler aus der eigenen Jugend aufbot, kalkuliert bei seiner «Verjüngungskur» solche Rückschläge ein: «Wir haben eine junge Mannschaft, die noch nicht stabil genug ist. Sie kann jeden Gegner schlagen, aber auch gegen jeden verlieren.» Auf eine Nachwuchskraft muss der Coach bis zur Rückrunde verzichten: Der für den verletzten Christoph Metzelder ins Team gerückte U21-Nationalspieler Markus Brzenska zog sich einen Teilriss des Syndesmosebandes sowie einen Außenband-Teilriss im linken Sprunggelenk zu.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten