16.04.2005 18:30 Uhr

Bayern-Dusel üben in Hannover die Meisterfeier

Hannover (dpa) - Fünf Runden vor Saisonende haben die Fußball-Profis des FC Bayern München bereits die Meisterfeier geprobt. Oliver Kahn rannte nach dem späten 1:0-Siegtreffer bei Hannover 96 schnurstracks zur Eckfahne und vollführte dort wie einst beim Titelgewinn in Hamburg einen Veitstanz.

Danach nahmen sich der Torhüter und Verteidiger Willy Sagnol demonstrativ in die Arme, und Torschütze Owen Hargreaves wurde von den Teamkollegen fast erdrückt. Das Last-Minute-Tor des englischen Nationalspielers versöhnte die Bayern-Streithähne und stieß vier Tage nach dem bitteren Aus in der Champions League die Tür zum 19. Titel weit auf.

«Das war ein großer Schritt Richtung Meisterschaft. Aber es ist noch ein weiter Weg. Wir sind nicht so blauäugig, jetzt in der Konzentration nachzulassen. In der ersten Halbzeit hatte ich kein gutes Gefühl», analysierte Kahn die komfortable Situation des Rekordmeisters. Der verbale Clinch mit «Altherrenspieler» Sagnol wurde von beiden Profis für beendet erklärt: «Es ist alles vom Tisch», sagte Kahn. «Es gab keine Problem mit der Mannschaft», versicherte der Franzose.

«Das ist ein schöner Samstag», sagte Cheftrainer Felix Magath mit Blick auf die Ausrutscher von Schalke 04 und des VfB Stuttgart. Die Signale, die er den Verfolgern senden wollte, sind stärker als erwartet ausgefallen. Die ohnehin «tolle Ausgangsposition» des FC Bayern im Bundesliga-Endspurt hat sich durch den «glücklichen, aber verdienten Sieg» (Magath) noch mehr verbessert. «Die Moral, die die Mannschaft gezeigt hat, spricht für uns. Und, wenn sie wollen, auch der berühmt-berüchtigte Bayern-Dusel», erklärte der Trainer zum Sechs-Punkte-Vorsprung des Tabellenführers.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Uli Hoeneß bereits auf dem Weg zu einem Termin nach Hamburg. Der Manager gilt als vehementer Gegner der «Bayern-Dusel»-Theorie. Seine Abneigung machte er vor der TV-Kamera deutlich. «Das war kein Glück, sondern ein schönes Tor», wies er ZDF-Reporter Rolf Töpperwien zurecht. Richtig gut fand aber auch Hoeneß den matten Auftritt der Bayern-Profis nicht. «Das Spiel gegen den FC Chelsea steckte in den Knochen», sagte der Manager. Der Sieg in Hannover war aber eine Genugtuung.»

Ohne Michael Ballack, der wegen einer Oberschenkelprellung in München blieb, fehlte es dem Bayern-Mittelfeld an zündenden Ideen. Zudem knüpfte Hannover 96 ein engmaschiges Abwehrnetz. «Wir wollten keine offene Feldschlacht mit den Bayern», begründete 96-Trainer Ewald Lienen die defensive Ausrichtung. Dennoch hatte seine Mannschaft vor 49 854 Zuschauern in der ausverkauften AWD-Arena bei Kontern über den schnellen Silvio Schröter sogar Chancen zum Sieg.

Letztlich entschied ein Gedankenblitz von Magath das typische 0:0-Spiel, als er drei Minuten vor dem Abpfiff «Joker» Hargreaves als frische Kraft für den mit der fünften Gelben Karte bedachten Bastian Schweinsteiger einwechselte. Der Engländer, der bereits vergangene Saison in Hannover in der Schlussminute zum 3:3-Endstand getroffen hatte, nutzte seine Chance. «Das war ein spontaner Entschluss», sagte Hargreaves zu seinem 20-Meter-Schuss.

Sein erstes Saisontor konnte ihn kaum über seine Reservistenrolle im Bayern-Team trösten. «Ich möchte mehr spielen und habe darüber auch schon mit Magath gesprochen», sagte Hargreaves.

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