27.11.2004 18:30 Uhr

Neururer setzt Zeichen: Bochum besiegt Nürnberg

Bochum - Der Trainer setzte ein Zeichen, die Mannschaft zeigte die erhoffte Reaktion: Ohne die Stars Dariusz Wosz und Peter Madsen, dafür mit rustikalem Kampffußball ist dem VfL Bochum der dringend benötigte Erfolg im Abstiegskampf gelungen.

Peter Neururer konnte nach dem 3:1 (2:0)-Arbeitssieg gegen den 1. FC Nürnberg erst einmal durchatmen. «Unsere Situation ist brenzlig. Uns war klar, dass wir nur über Kampf und Aggressivität zum Erfolg kommen können. Mich interessiert im Augenblick lediglich das Ergebnis und nicht, mit welcher Qualität wir die Punkte holen», betonte Neururer, dessen Rechnung zumindest diesmal aufging.

Platz 16, vier Spiele ohne Sieg, daheim ein Punktelieferant - der im Vorjahr für erfrischenden Offensivfußball gelobte Revierclub stand am Abgrund. Also griff Neururer in die Motivationskiste, spielte den letzten Trumpf aus. Im Training griff er rigoros durch und entfachte einen neuen Kampf um die elf Plätze im Team. Der Zweck heiligte die Mittel: So musste neben dem zuletzt enttäuschenden dänischen Stürmer Madsen sogar VfL-Integrationsfigur Wosz weichen.

«Wenn der Kapitän nicht dabei ist, hat das schon Signalwirkung», verteidigte der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer die bei vielen Fans und vor allem bei Wosz selbst unpopuläre Maßnahme. «Ich akzeptiere das», knurrte der für die Partie abservierte Spielmacher und fügte hinzu: «Die Leistung der Mannschaft kommentiere ich aber nicht.» Brauchte er auch nicht. Sie war nicht berauschend, aber womöglich ein brauchbarer Neuanfang nach herben Enttäuschungen. Neururer betonte, dass der eher rustikale Stil zunächst beibehalten werde, um sukzessive aus dem Keller heraus zu kommen: «Irgendwann können wir wieder den Fußball spielen, zu dem wir im Stande sind.»

Dass neben Raymond Kalla (42.) ausgerechnet der viel gescholtene Neuzugang Vratislav Lokvenc mit zwei Toren (21./50.) maßgeblich am so wichtigen Sieg beteiligt war, und auch Wosz-Ersatz Zvjezdan Misimovic ein gutes Spiel machte, passte ins Bild. Neururer war sich bewusst, dass er bei einem Scheitern des «Experiments» vor 20 350 Fans seinen Kritikern weitere Argumente geliefert hätte. «Wäre es in die Hose gegangen, hätte ich das erklären müssen.» Der VfL-Coach stellte aber sogleich klar, dass die Elf nicht wegen des Fehlens von Wosz und Madsen gewonnen habe und schon beim VfB Stuttgart wieder ein anderes Gesicht bekäme. «Unser Ziel sind 20 Punkte bis zur Winterpause.» Im Klartext: Neururer fordert drei Zähler in Stuttgart und drei weitere im abschließenden Heimspiel gegen den Hamburger SV.

Endgültig im Abstiegskampf angekommen ist auch der Aufsteiger aus Nürnberg. Nicht nur wegen der spielerisch dürftigen Leistung der Franken, die viel zu spät aufwachten und durch Marek Mintals zwölftes Saisontor (65.) nur noch Ergebniskosmetik betrieben. Vor allem weil der «Club» der körperbetonten Spielweise des Gegners nicht viel entgegen zu setzen hatte. Für Trainer Wolfgang Wolf trug auch Schiedsrichter Stefan Trautmann eine Mitschuld an der Niederlage, da er seine Meinung nach nicht energisch genug gegen die Härte der VfL-Profis vorgegangen war. «Ich war als Spieler auch kein Kind von Traurigkeit. Aber das war selbst mir zu viel. Er hat alles gegen uns gepfiffen, und Bochum hat das ausgenutzt.» Wolf, räumte aber auch ein: «Wir mussten damit rechnen, dass der VfL in seiner Situation so auftritt.»

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