10.12.2005 18:30 Uhr

Doll: «Wir sind kein Bayern-Jäger» - Hertha sauer

Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV will seine neue Rolle in der Fußball-Bundesliga einfach nicht wahrhaben. «Wir sind kein Bayern-Jäger», behauptete Trainer Thomas Doll standhaft.

Sein Team hatte zuvor Hertha BSC mit 2:1 (2:0) besiegt und war damit dem übermächtigen Rekordmeister aus München dicht auf die Fersen gerückt. «Bayern spielt in einer anderen Liga. Wir werden unsere Ziele nicht neu definieren. Man soll uns in Ruhe arbeiten lassen.» Es sei allenfalls «eine schöne Momentaufnahme», wenn man auf die Tabelle schaue, bekannte Doll. Sollte der HSV dennoch einmal Meister werden, würde er sich wohl in aller Demut und Bescheidenheit für den unverzeihlichen Betriebsunfall beim Platzhirsch in München entschuldigen.

Während die Hanseaten ihren Triumph nach zwei Treffern in der Startphase (Eigentor van Burik/2., Foulelfmeter Mahdavikia/8.) im Stillen genossen, tobte sich Dieter Hoeneß lautstark aus. Der Hertha-Manager spuckte Gift und Galle gegen Schiedsrichter Markus Merk. «Alles gegen Bastürk abzupfeifen ist eine Sauerei», polterte er. Der Türke habe eine Weltklassepartie geboten, Merk nicht. «Es war eine Aneinanderreihung unmöglicher Benachteiligungen», rief Hoeneß und schien dabei Pechvogel Dick van Burik außer Acht zu lassen. Dem Hertha-Verteidiger war offenbar ein gebrauchter Tag angedreht worden: Er begann mit einem Eigentor, verschuldete sechs Minuten später einen Elfmeter zum 0:2 und musste dann verletzt ausgewechselt werden.

Anders als Hoeneß suchte Mittelfeldspieler Niko Kovac den Schuldigen im eigenen Team und hatte ihn in Marcelinho gefunden. Der Brasilianer war nach einem Revanche-Foul an Benjamin Lauth in der 52. Minute mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. «Mit Undiszipliniertheiten bringt er uns derart ins Hintertreffen. Das ist unentschuldbar», befand Kovac und legte nach: «Ich fordere, dass wir ordentlich zusammenarbeiten, und nicht, dass man beleidigt ist, wenn man den Ball nicht kriegt. Mit zehn Mann von Anfang an hätten wir heute mehr erreicht.» Auch Trainer Falko Götz wollte sich den Sünder vorknöpfen: «Darüber muss geredet werden. Das ist nicht zu akzeptieren.» Eine empfindliche Geldstrafe soll Marcelinhos Läuterungsprozess befördern.

Trotz des Ausfalls der nahezu kompletten Mittelfeld-Raute mit Rafael van der Vaart, Raphael Wicky und David Jarolim steuert der HSV stur Kurs Champions League. Doch der Kräfteverfall in der zweiten Halbzeit war nicht zu übersehen. 31 Pflichtspiele - so viel wie kein anderer Bundesligist in dieser Saison bestritten hat - lassen die Beine zunehmend schwerer werden. Ebenso wie Hertha müssen die Hamburger aber noch drei Premium-Einsätze vor dem Weihnachtsurlaub absolvieren: im UEFA-Cup, in der Bundesliga und im DFB-Pokal-Achtelfinale. «Wir werden uns voll reinhängen», versprach Abwehrchef Daniel van Buyten. Doll hört das gern, denn seine Maßgabe lautet: «Wir wollen in allen drei Wettbewerben überwintern.»

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