03.12.2005 18:30 Uhr

Deislers «dumme Aktion» kostet Bayern Punkte

Stuttgart (dpa) - Sebastian Deisler hat durch seine Unbeherrschtheit die Strategie von Trainer Felix Magath über den Haufen geworfen und den FC Bayern München seiner Siegchance beim VfB Stuttgart beraubt.

«Das war eine dumme Aktion. Dieser kleine Tritt darf mir nicht passieren», räumte der unter den Augen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach einer Tätlichkeit vom Platz gestellte Nationalspieler seine Schuld ein und schlich gesenkten Hauptes zum Mannschaftsbus. «Damit wurde er bestraft, damit wurden wir bestraft», sagte Magath, der sich den Ausraster des normalerweise friedfertigen Deisler in der 42. Minute nicht erklären konnte.

Magath wollte nach dem 0:0 im erstmals seit Jahrzehnten nicht ausverkauften Süd-Schlager nicht von einer Schlüsselszene sprechen, «aber unsere Strategie wurde umgeworfen». Statt in der zweiten Halbzeit mit mehr Schwung den überwiegend defensiven Schwaben den K.o. zu versetzen, musste der deutsche Rekordmeister selbst stärker nach hinten absichern und den Stuttgartern weitgehend die Initiative überlassen. Der Bayern-Coach konnte mit dem nicht eingeplanten Unentschieden an seiner alten Wirkungsstätte aber leben: «Ich bin mit dem Erreichten zufrieden, auch wenn es kein großes Spiel war.»

Der Rot-Sünder kam ebenfalls gnädig davon. «Sebastian hat sich dadurch geschadet. Das ist aber nur ein kleiner Knick auf seinem Weg, der kontinuierlich nach oben führt», nahm Nationaltorhüter Oliver Kahn, der durch mehrere glänzende Paraden die durchaus mögliche Niederlage verhindert hatte, seinen Teamkollegen in Schutz. Magath meinte: «Der Platzverweis stört mich mehr als der Punktverlust.» Schließlich war Deisler der bis dahin dominierende Akteur in Bayerns Kreativabteilung. Er fällt nun einige Zeit aus.

Selbst Michael Ballack stand bei seinem Comeback 28 Tage nach überstandener Oberschenkelverletzung im Schatten Deislers, auch wenn Magath seinen Leitwolf als «unseren gefährlichsten Spieler» lobte. Der möglicherweise vor dem Abgang stehende Star kritisierte die Taktikumstellung nach der Dezimierung: «Vielleicht haben wir uns nach dem Platzverweis zu sehr zurückgezogen.»

Der bis dahin dem Favoriten großen Respekt zollende VfB kam nun plötzlich mächtig auf und erspielte sich mehrere gute Torchancen. «Mit einem Quäntchen Glück hätten wir gewinnen können», sagte Trainer Giovanni Trapattoni. «Man kann aber auch zufrieden sein, wenn man gegen die Bayern einen Punkt holt.» Als positiven Aspekt wertete er die Tatsache, dass seine Schützlinge gegen den Spitzenreiter auch bei personellem Gleichstand mithalten konnten und danach ein deutliches Übergewicht hatten: «Bei einer Wertung wie im Boxsport wären wir als Punktsieger hervorgegangen.»

So aber blieb es bei der zehnten Punkteteilung im 15. Saisonspiel, womit die Stuttgarter ihren Ruf als «Remis-Könige» festigten. «Anscheinend gewöhnen wir uns an Unentschieden - leider», trauerte Torhüter Timo Hildebrand der verpassten Chance nach, die Bayern zu bezwingen und dadurch auch Boden im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz gut zu machen. Hier treten die Schwaben aber weiter auf der Stelle.

Zudem kann Trapattoni die Forderung von Präsident Erwin Staudt, mindestens zehn Punkte aus den letzten fünf Partien vor der Winterpause zu holen, nicht mehr erfüllen. Der Arbeitsplatz des Italieners scheint trotzdem nicht gefährdet zu sein. Staudt sprach von «Fortschritten» und stellte klar: «Wir haben kein Ultimatum gestellt.» Sportdirektor Herbert Briem versicherte, der VfB werde auch nach der Winterpause mit Trapattoni arbeiten. Der wegen ausbleibender Erfolge und unattraktiven Sicherheitsfußballs stark umstrittene Star-Trainer sagte zu der Dauerdebatte um seinen angeblich drohenden Rauswurf: «Ich mache mir keine Sorgen.»

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