WAC in Partymodus und Double-Laune

Den größten Erfolg als Trainer kostete Dietmar Kühbauer aus. Nach dem Schlusspfiff des für den WAC historischen 1:0-Cupsiegs über Hartberg genoss der Wolfsberger Coach den Erfolg kurz im Stillen. Spätestens ins Cupsieger-Shirt gewandet, brachen aber auch bei ihm die Dämme. Nach dem "überirdischen" Titelgewinn samt Bierdusche rief er die Partynacht aus. "Heute mache ich ein Auge zu, und das zweite auch", meinte Kühbauer. Er ließ auch persönliche Genugtuung durchblicken.
Darüber, dass der Sieg des favorisierten WAC verdient war, gab es keine zwei Meinungen. Die Lavanttaler trafen zweimal Metall, ehe der kurz davor eingewechselte Angelo Gattermayer in der 77. Minute entscheidend einköpfelte. Der WAC krönte sich 24 Jahre nach dem FC Kärnten in Klagenfurt zum zweiten Kärntner Sieger im ÖFB-Cup. Ein Triumph, der alles Bisherige überstrahlt. "Wir haben schon Riesenerfolge feiern dürfen in Europa, jetzt der Cuptitel ist das i-Tüpfelchen", meinte Kapitän Dominik Baumgartner.
Kühbauers Freude "riesigst"
In Kühbauers Analyse war oft von Stolz die Rede. "Vor der Saison hätte sich keiner gedacht, dass der WAC einmal dabei steht bei den großen Mannschaften", meinte der 54-Jährige, der als Spieler einst mit Rapid den Cup gewann. Die Chance auf ein weiteres Cup-Märchen sah er nur bedingt. "Ich glaube, dass es sehr schwierig wird für kleine Clubs, das noch einmal zu schaffen. Deshalb ist die Freude riesigst", so Kühbauer auf der Pressekonferenz - ehe er kurz darauf in Deckung gehen wollte.
Der Bierdusche durch seine Spieler konnte der Coach dennoch nicht entgehen. "Das gibt morgen ein hartes Training. Morgen werden sie deppert schauen", scherzte Kühbauer. Es darf davon ausgegangen werden, dass die anschließende Partynacht in der heimischen Lavanttal Arena dennoch in vollen Zügen genossen wurde. Den Befehl dafür gab Kühbauer selbst. "Wer heute kein Feuerwasser trinkt, ist selber schuld", meinte er im Siegestaumel.
In diesen mischten sich mitunter nachdenkliche Momente. Er sei "unendlich stolz", dass er den Titel gemeinsam mit der Mannschaft einfahren durfte, meinte Kühbauer. "Jeder hat erwartet, dass es bei Rapid passiert, da waren wir knapp davor", sagte er rückblickend auf zwei Vizemeistertitel und ein verlorenes Cupfinale mit den Hütteldorfern. Auch kritische Stimmen nach seinem zweiten Engagement als WAC-Trainer führte er an. Er habe es nun "den Kritikern gezeigt", betonte Kühbauer.
Nun lockt das Double
Für die Wolfsberger ist in dieser Saison noch mehr drin. In der Meistergruppe fehlen auf Platz drei liegend nur drei Zähler auf die Tabellenführung. Nach zuletzt starken Vorstellungen gegen Salzburg wird den "Wölfen" auch das Double zugetraut. Ins Auge gefasst haben dies die frisch gebackenen Cupsieger. "Wir haben nichts mehr zu verlieren, unsere Saison ist historisch. Natürlich streben wir nach dem Höchsten, das ist der Meistertitel. Wenn es nicht klappt, haben wir trotzdem eine hervorragende Saison gespielt", meinte Baumgartner.
Dass die nächste Liga-Partie bei Rapid am Sonntagnachmittag angesetzt ist, sollte die Feierlichkeiten dennoch nicht bremsen. Kühbauer äußerte Kritik an der Terminansetzung nur drei Tage nach dem Cup-Finale. "Schlafen werden die Spieler heute nicht viel. Es wird eng werden am Sonntag, aber wir werden schauen, dass wir ein gutes Spiel machen."
Hartberger stolz und enttäuscht
Stolz wollte auch der Gegner vom Wörthersee abreisen. Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl war im Wörthersee Stadion mehrfach gefragt. Sie feuerte ihre Mannschaft vom Spielfeldrand an, stand nach einem internen Disput der Hartberger Fans klärend vor dem Sektor und gab nach Schlusspfiff die Trösterin. Ihrer Ankündigung, bei einem Cupsieg in den Wörthersee zu springen, konnte Annerl nicht nachkommen. Sie wollte aber nach vorne blicken.
"Wir haben in der Meisterschaft noch vier Spiele vor uns, da können wir noch einiges erreichen", betonte die Clubchefin. Durch den WAC-Titelgewinn könnte Hartberg als Zweiter der Qualifikationsgruppe noch den Sprung ins Europacup-Play-off schaffen. Der Fokus gilt vorerst aber einmal der Absicherung des Klassenverbleibs.
Trainer Manfred Schmid sprach von einer "Schlüsselsituation" bei einer Möglichkeit von Jed Drew kurz nach dem Seitenwechsel. Es war Hartbergs beste wie auch einzige wirkliche Torchance. "Die Enttäuschung ist im Moment sehr groß, weil wir knapp dran waren", sagte Schmid. Die Köpfe der Spieler seien nun unten. "Aber das wird morgen schon wieder anders ausschauen, wenn sie realisieren, was sie geleistet haben." Auch bei seinem Team durfte mit einem Bier angestoßen werden. "Das haben sie sich verdient."
Die Hartberger gaben sich jedenfalls als faire Verlierer. Ihre Medaillen blieben trotz aller Enttäuschung auch nach der Überreichung großteils am Hals. "Wir haben ein Finale gespielt, leider verloren. Aber es ist kein Grund, die Medaille zu verstecken", meinte Mittelfeldmann Tobias Kainz. Sein Kapitän Jürgen Heil wollte der verpassten Jahrhundertchance ebenso nicht zu stark nachtrauern. "Es ist trotzdem ein schöner Tag, mit Hartberg musst du so etwas einmal erleben. Das musst du auch genießen können."
apa