Torklau und Hand-Elfer: Schiris sorgen für Wirbel

Frankfurt/Main (dpa) - Doppelter Handelfmeter innerhalb von 90 Sekunden für die Bayern und spektakulärer Torklau in Hoffenheim - die Schiedsrichter haben gleich zum Saisonstart der Fußball-Bundesliga für reichlich Wirbel gesorgt.
Vor allem die fatale Fehlentscheidung von FIFA-Referee Thorsten Kinhöfer, der beim 2:2 zwischen Hoffenheim und Nürnberg einen klaren Treffer von Kevin Volland übersah, erhitzte die Gemüter.
Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel redete deshalb nicht lange um den heißen Brei herum. «Ich habe schon immer gesagt, dass ich diese menschlichen Fehlerquellen technisch lösen würde. Ein System, das hundertprozentig funktioniert, würde uns weiterhelfen», forderte Fandel erneut die Einführung der Torlinientechnik in der Bundesliga.
Auch Kinhöfer, der sich für seinen Fauxpas entschuldigte, bedauerte die fehlende Hilfe der Technik. «Wir Schiedsrichter würden es begrüßen, wenn diese Geschichte uns abgenommen wird. Aber das ist halt nicht so. Dementsprechend müssen wir die Entscheidung treffen - und die war heute leider falsch», erklärte Kinhöfer.
Während der Weltverband FIFA fest gewillt ist, die Torlinientechnik nach den erfolgreichen Tests mit dem System «GoalControl» aus Würselen während des Confed Cups auch bei der WM 2014 in Brasilien einzusetzen, und die englische Premier League ab dieser Saison auf die Torkamera «Hawk Eye» setzt, will die Bundesliga frühestens in der Spielzeit 2015/16 auf technische Hilfsmittel zurückgreifen. «Derzeit gibt es nach unserer Einschätzung noch kein perfekt ausgereiftes System, welches diese tiefgreifende und möglicherweise dann endgültige Entscheidung rechtfertigt», sagte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig der «Bild»-Zeitung.
«Ich könnte mir vorstellen, wenn die FIFA das bei allen Turnieren durchwinkt und die Engländer erfolgreich damit arbeiten, wird es sich durchsetzen. Aber du musst die Kinderkrankheiten abstellen. Das größte Problem waren nicht die Finanzen, sondern die Toleranzgrenze. Es gab eine Abweichung von drei Zentimetern», berichtete «Club»-Manager Martin Bader über die Tests mit dem in Deutschland mehrheitlich geforderten Chip im Ball.
Zudem sträubt sich die Europäische Fußball-Union (UEFA) noch mit Händen und Füßen gegen die Einführung technischer Hilfsmittel. UEFA-Präsident Michel Platini setzt lieber auf die Torrichter, die bei der EM und in den internationalen Clubwettbewerben zum Einsatz kommen. Für FIFA-Boss Sepp Blatter ist die Torlinientechnik dagegen alternativlos. «Es ist DIE Lösung, es ist nicht irgendeine Lösung», betonte er jüngst beim Confed Cup.
Für Diskussionen sorgte auch ein Novum im Saisoneröffnungsspiel der Bayern, die beim 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach innerhalb von nicht einmal zwei Minuten zwei Handelfmeter zugesprochen bekamen. «Er hat das Spiel mit seinen Fehlentscheidungen entschieden. Beide Szenen waren komplett unabsichtlich. Ich glaube nicht, dass ein großer Verein wie Bayern München so eine Hilfe notwendig hat», schimpfte Pechvogel Alvaro Dominguez auf Schiedsrichter Tobias Welz.
«Die Regeln sind nicht klar. Es wechselt ständig. Es muss fair sein. Der erste Elfmeter war nicht verdient», klagte Borussen-Coach Lucien Favre. Fandel, der als Augenzeuge im Stadion weilte, konterte jedoch: «Der Strafstoß war berechtigt. Die Hand schlug auf den Ball.»